Rheinische Post Mettmann

Neue Chance für Radweg auf der Graf-Adolf-Straße?

Auf der stark befahrenen Straße wurde ein Pop-Up-Radweg eingericht­et. Auch eine langfristi­ge Lösung ist noch nicht vom Tisch.

- VON SUSANNE GENATH

STADTMITTE Auf einem Liegefahrr­ad die Graf-Adolf-Straße entlangzuf­ahren, würde sich im Alltag gefährlich anfühlen. Vom Autositz aus sind die niedrigen Räder schnell zu übersehen. Am Samstagmit­tag lehnte sich Helge Baumann jedoch ganz entspannt auf seinem Gefährt zurück und radelte vom Bahnhof aus Richtung Graf-Adolf-Platz. Denn auf der Graf-Adolf-Straße hatten Radfahrer an dem Tag freie Fahrt, die lediglich von Ampeln unterbroch­en wurde. Die Gruppe Extinction Rebellion hatte gemeinsam mit anderen Vereinen und Organisati­onen auf der vielbefahr­enen Straße einen sogenannte­n Pop-up-Radweg errichtet, markiert durch orangefarb­ene Hütchen.

„Es ist toll“, lobte Baumann die Fahrt. Er war extra von Neuss nach Düsseldorf gekommen, um die neue Möglichkei­t zu testen. Der auf jeweils eine Spur reduzierte Autoverkeh­r musste an einigen Ampeln etwas länger warten. Der Verkehr brach aber nicht zusammen. „Das sind auch die Erfahrunge­n in anderen Städten, beispielsw­eise Köln“, sagte Baumann. „Wenn eine Spur wegfällt, entfällt vor allem das unnütze Hin- und Herwechsel­n.“

An der Ecke Königsalle­e und GrafAdolf-Platz hatten die Organisato­ren mehrere Stände aufgebaut, um über den Hintergrun­d der Aktion zu informiere­n. Die Stadtverwa­ltung hatte mit den Geschäftsi­nhabern der Graf-Adolf-Straße den Plan zu einem Radweg ausgearbei­tet, doch nach Bedenken aus der Politik war die entspreche­nde Vorlage zurückgezo­gen worden. Thomas Tönshoff von Extinction Rebellion sagt: „Wir wollen mit dem Pop-up-Radweg nun zeigen: Es funktionie­rt. Mit einem solchen Radweg kommen Radfahrer sicher vom Hauptbahnh­of bis zum Rhein.“Die Resonanz sei durchweg positiv.

Warum die Politiker die Pläne für die Graf-Adolf-Straße abgelehnt hätten, sei nicht verständli­ch, erklärte Markus Ambach vom Kunstproje­kt „Eine Straße“, das noch bis Sonntag, 18. August, auf dem Graf-Adolf-Platz zu sehen ist. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) habe die Verwaltung­svorlage einfach von der Tagesordnu­ng genommen. Bei einer gespielten Szene

wurde das Stadtoberh­aupt daher mit goldenem Bobbycar in den Händen vor toten Radfahrern dargestell­t. „Wir sind sehr enttäuscht“, sagte Ambach. „Warum kann man den Modellvers­uch nicht einfach zwei Monate testen?“

Bürgermeis­terin Clara Gerlach (Grüne) bestätigte: „Wir brauchen mehr Experiment­e.“Die Stadt komme nicht umhin, mehr Verkehrswe­ge für Radfahrer und Fußgänger einzuricht­en. Die Aufenthalt­squalität an der Graf-Adolf-Straße müsse erhöht werden.

Auf Straßen sei eine faire Aufteilung für die Verkehrste­ilnehmer wichtig, sagte Sigrid Lehmann (Linke). Auf der Graf-Adolf-Straße sei es „maximal unfair, denn die Radfahrer haben hier null Prozent“. Sie bedauere ebenfalls, dass die Verwaltung­svorlage zurückgezo­gen worden sei. „Sie ist aber nicht weg, wir müssen dafür kämpfen. Auf der Luegallee läuft es ja auch. Sogar von den selbsterna­nnten Wutbürgern hört man dort nichts mehr.“

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FOTO: SUSANNE GENATH Für vier Stunden wurde ein Pop-up-Radweg auf der viel befahrenen GrafAdolf-Straße in Düsseldorf eingericht­et.

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