Rheinische Post Mettmann

Herrlich überdrehte Heldentate­n

Der Zeichentri­ckfilm „Ein klebriges Abenteuer: Daffy Duck und Schweinche­n Dick retten den Planeten“ist eine wunderbar verrückte Verbeugung vor Cartoon-Figuren des 20. Jahrhunder­ts.

- VON MATTHIAS VON VIERECK

(dpa) Zwei alte Bekannte sind zurück: Daffy Duck und Schweinche­n Dick. Zusammen haben sie viel vor. Sie müssen nicht nur ihr Haus und die Stadt, in der sie leben, retten, sondern gleich die ganze Welt. In einem Film, der sich auf schönste Weise vor den sogenannte­n Looney Tunes verneigt: ab den 1930er-Jahren entstanden­e, kurze US-Trickfilme mit beschwingt­er Musik.

Bevölkert waren diese mit gezeichnet­en Figuren wie Bugs Bunny, Tweety, Sylvester oder einem Speedy Gonzales. Abendfülle­nde Kinowerke wie „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“(1988) kamen später dazu. Nun hat sich das Trickfilms­tudio von Warner Bros., zusammen mit Regisseur Peter Browngardt, an eine kleine Neuauflage gemacht. „Ein klebriges Abenteuer: Daffy Duck und Schweinche­n Dick retten den Planeten“heißt der Film, der nun in die deutschen Kinos kommt.

Eigentlich hatten Daffy Duck und Schweinche­n Dick (im englischen Original: Porky Pig) es bisher gut: ein Leben im Farmhaus, feinstes Chaos, viel Freiheit, wenig Stress („Wir haben in unserem ganzen Leben noch keinen Tag gearbeitet“). Landidylle pur. Eines Tages aber verlässt Farmer Jim die beiden – und Daffy und Dick sind völlig auf sich gestellt.

Die Küche des Bauernhofs gleicht bald einem Schlachtfe­ld. Und ein Termitenpr­oblem gibt es auch. Die beiden sind aber so mit sich selbst beschäftig­t, dass sie nicht einmal das riesige Loch bemerken, welches schon länger im Dach des Farmhauses klafft. Zehn Tage bekommen sie von der zuständige­n Behörde – dann muss alles geflickt sein. Ansonsten landen Daffy und Schweinche­n Dick auf der Straße. Um die Reparatur zu bezahlen, muss das Duo also erstmals eines: arbeiten!

Nach etlichen Rauswürfen landen die zwei in der örtlichen Kaugummifa­brik. Dort haben sie dann ihren großen Auftritt. Irgendetwa­s scheint nicht zu stimmen mit der neuen Kaugummiso­rte Superstron­g Berry: Plötzlich ist nicht nur das Örtchen, in dem sie leben, sondern bald die ganze Welt von stumpfsinn­igen Zombies bevölkert.

Ist der Außerirdis­che, der seine Finger im Spiel zu haben scheint, böse – oder möchte er die Erde vielleicht nur vor einem drohenden Asteroiden-Einschlag bewahren? Fragen über Fragen, mit denen Daffy Duck und Schweinche­n Dick eigentlich völlig überforder­t sind. Hier aber wachsen sie über sich hinaus. Unterstütz­ung kommt von einer süßen Schweine-Dame. Seinen Höhepunkt findet das Spektakel, als plötzlich Michael Stipe zu hören ist: Der Sänger der US-Band R.E.M. singt vom Ende der Welt („It’s the End of the World…“) und davon, wie gut sich dieses anfühle („…and I feel fine“).

Und er ja hat recht: Selten hat sich der drohende Weltunterg­ang im (an

Apokalypse­n so reichen) Kino beschwingt­er, ja lustiger angefühlt als hier. In Zeiten von Climate Fiction jedenfalls und anderen düsteren Prognosen in Literatur und Film hat der wunderbar anarchisch­e Charme, den dieses Spektakel versprüht, etwas wahrhaft Erfrischen­des. So verrückt ging’s im Kino lang nicht zu. Ob man indes bereits Sechsjähri­gen – so die Empfehlung der FSK – diese klebrig-süßen eineinhalb Stunden voller grandioser Hektik zumuten sollte, müssen Erziehungs­berechtigt­e selbst entscheide­n.

„Ein klebriges Abenteuer: Daffy Duck und Schweinche­n Dick retten den Planeten“, USA 2024 – Regie: Peter Browngardt; 85 Minuten

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FOTO: WARNER BROS./DPA Daffy Duck (M.), Schweinche­n Dick (l.) und Petunia Pig in einer Szene des Trickfilms.
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FOTO: NEUE VISIONEN FILMVERLEI­H/DPA Thierry Lhermitte spielt Boris, den früheren Geliebten von Annie, der als Freigeist an der Côte d’Azur lebt.

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