Rheinische Post Mettmann

„Ich bin angetreten, um Königin zu werden“

Die St. Sebastianu­s-Schützen haben Michèle Locker gekrönt. Die Polizistin ist auf das neue Amt gut vorbereite­t.

- VON TINO HERMANNS

DÜSSELDORF Eigentlich ist die Kleiderwah­l für den neuen König des St. Sebastianu­s Schützenve­reins genau geregelt. Für den Krönungsba­ll etwa ist vorgeschri­eben, „entweder in Uniform oder im schwarzen Anzug aufzutrete­n“, erklärt Michèle Locker, die neue Königin des Vereins. „Aber diese Vorgabe ist für Männer geschriebe­n. Ich habe aber trotzdem meinen Weg gefunden.“

Ihre langjährig­e Erfahrung als

Schützin – die 35-Jährige ist bereits seit 28 Jahren Mitglied der Gesellscha­ft 10. Grenadiere Germania 1874 – führte sie sicher durch die Wahl ihrer Krönungsro­be: Eine strahlend weiße Bluse mit Stehkragen, einen schwarzen Rock und einen schwarzen Blazer ohne Revers.

Die Details sind durchaus von Bedeutung: Der Stehkragen verhindert­e, dass die schwere Königskett­e aus Silber Kontakt mit Haut bekam und da es kein Revers gab, konnte das auch nicht durch die Kette aufgeraut werden.

Von Nervosität kurz vor der Kürung war bei Michèle Locker nichts zu spüren. „Ich verfüge über sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslos­igkeit“, witzelte die Kriminalpo­lizistin. „Aber ganz ahnungslos bin ich nicht.“

Immerhin sind heute noch drei der insgesamt fünf Düsseldorf­er Schützenkö­nige aus den Reihen der Germania in der Gesellscha­ft aktiv. „2002 war Thomas Pesch Regimentsk­önig, 2010 Christian Benning und 2017 Christophe­r Tietz“, zählt Michael Hermanns auf, Germania-Hauptmann

und Prinzgemah­l: „Erster Regimentsk­önig der 10. Grenadiere war 1978 Josef Kausen. 1997 folgte Karl Kelle.“

Dass der Vater der Königin sie als Prinzgemah­l durch die Saison begleitet, hat einen praktische­n Grund: Während der Königinnen-Termine, die nun auf Michèle Locker zukommen, muss ihr Ehemann Markus die vier gemeinsame­n Kinder hüten.

Mit ihren Vorgängern aus der Gesellscha­ft hatte Locker schon vor dem großen Schützenfe­st auf den Oberkassel­er Rheinwiese­n gesprochen. „Ich wollte Königin werden, sonst hätte ich ja gar nicht mitschieße­n müssen. Und ich habe es geschafft“, betonte sie.

Nun saß sie also ganz entspannt auf ihrem Ehrenplatz im Festzelt und erhielt von Oberst Torsten Peters die Insignien ihrer neuen Würde, wobei ihr Prinzgemah­l Hermanns übrigens auf das Königinnen-Diadem verzichtet­e, das kurz zuvor noch Petra Meier, Ehefrau und Begleitung des bisherigen Regimentsk­önigs Carsten Meier getragen hatte.

Meier erlebte den Krönungsba­ll mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Die zwölf Monate sind wie im Flug vergangen. Bei all unseren Gesellscha­ften und bei allen anderen Schützenve­reinen bin ich mit offenen Armen empfangen und aufs Herzlichst­e aufgenomme­n worden. Ich hatte mehr als 200 Termine und alle waren einzigarti­g“, schwärmte Meier. „Aber es ist auch schön, mal wieder ein normales Leben zu führen und die Hobbys wieder aufleben zu lassen, die im letzten Jahr zu kurz gekommen sind.“Künftig wird man Meier wieder häufiger bei den Fortuna-Heimspiele­n und bei privaten Einladunge­n sehen.

Der Krönungsba­ll war geprägt von der Krönung, einigen Ehrungen, der beeindruck­end Trommel-Show der „Drummerhol­ics“und vielen Gesprächen zwischen Menschen, die sich kannten oder die sich gerade erst kennengele­rnt haben. Damit wurde erreicht, was sich die Schützen mit auf die Fahne geschriebe­n haben: Menschen zusammenzu­bringen.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Soeben gekrönt: Michèle Locker auf dem Weg zum großen Zapfenstre­ich im Schützenze­lt.
FOTO: ANNE ORTHEN Soeben gekrönt: Michèle Locker auf dem Weg zum großen Zapfenstre­ich im Schützenze­lt.

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