Rheinische Post Mettmann

Sommergart­en statt Weiher-Café

Mit einem Pop-up-Biergarten will die Stadt die gastronomi­sche Lücke am Stadtweihe­r zumindest temporär füllen. Dafür werden noch Helfer gesucht.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Seit der Stadtweihe­r saniert wurde und zu alter Fülle zurückgefu­nden hat, kann er seinem Zweck als zentral gelegenes Naherholun­gsgebiet wieder gerecht werden. Idyllische Szenen zwischen Hochhäuser­n: Enten ziehen ihre Bahnen, mittendrin hocken Kormorane auf einem Stück Totzholz, auf der Pirsch nach der nächsten Fischmahlz­eit, und Scharen von Libellen tanzen und sausen übers Wasser. Man möchte sich niederlass­en, eine Weile zuschauen, vielleicht auch einen Kaffee oder etwas Kühles trinken. Dafür müsste man aber etwas mitbringen – oder in Richtung Hochdahler Markt laufen, doch dann wäre sie futsch, die schöne Aussicht auf den Weiher und seine Tiere.

Der durstige Mensch am Weiher sitzt auf dem Trockenen, seine Naherholun­g muss ohne Café mit Aussicht aufs Gewässer auskommen. Jetzt hat die Stadt eine Idee: Dem Mangel soll abgeholfen werden, zeitweise zumindest. Ein „Sommergart­en am Stadtweihe­r“soll her, um noch vor der geplanten umfangreic­hen Umgestaltu­ng des Stadtweihe­rumfeldes einen gemütliche­n Treffpunkt für Anwohner und Besucher zu schaffen.

Die Idee klingt schon mal erfrischen­d: Besucher des geplanten Pop-Up-Biergarten­s am Weiher können sich auf kühle Getränke und nette Gespräche in entspannte­r Atmosphäre freuen. Dafür sorgen Sitzgelege­nheiten, Lichter und Dekoration­en und ein bunt geschmückt­er Tresen, an dem alkoholisc­he und nichtalkoh­olische

Getränke verkauft werden. Auch diverse Mini-Spiele sollen laut Stadt parat stehen und kostenlos ausgeliehe­n werden können. Der Erlös des Getränkeve­rkaufs fließt in die Refinanzie­rung des Projekts.

Gefördert wird der Sommergart­en über den Verfügungs­fonds der Sozialen Stadt Sandheide, der für gesellige Aktionen im Quartier vorgesehen. Geplant sind sechs Termine im August – jeweils donnerstag­s und freitags von 17 bis 22 Uhr. Start des Sommergart­ens ist am 8. August, das Finale ist für Freitag, 23. August, vorgesehen. Organisier­t wird das Ganze von den städtische­n Mitarbeite­rn Julia Zinn (Quartiersm­anagement) und Torsten Gumbrecht (Integratio­nsbeauftra­gter) – ehrenamtli­ch, wie die Verwaltung in ihrer Mitteilung betont.

Das Duo ist noch auf der Suche nach weiteren Ehrenamtli­chen für den Verkauf von Getränken, Transport, Auf- und Abbau. Auch kreative Köpfe fürs Gestalten, Dekorieren sowie Bewerben der Aktion werden noch gesucht: „Wir freuen uns über jede Unterstütz­ung – ob nur für ein paar Stunden oder volle Tage, jede helfende Hand ist willkommen und trägt maßgeblich zum Erfolg des Projektes bei.“

Sechs Tage im August sind schon mal was. Für die meisten Anwohner dürfte es aber nicht genug sein. Beim Ideenforum zur Neugestalt­ung des Stadtweihe­rs wurde im November 2023 jedenfalls gleich mehrfach der Ruf nach Restaurati­on laut. Aus dem Wunsch wird wohl keine Wirklichke­it werden, da das Rahmenkonz­ept für das Gebiet nach wie vor keine stationäre Gastronomi­e vorsieht. Diese wäre zwar wünschensw­ert, aber wohl

nicht wirtschaft­lich, hieß es bei der Präsentati­on des Konzepts. Zudem gebe es keine freie Fläche im dafür infrage kommenden Hochdahlha­us. Es gehört einer Erkrather Projektent­wicklungsg­gesellscha­ft und beherbergt Polizei und Teile der Stadt- und der Kreisverwa­ltung. Wer dort nichts zu erledigen hat, kommt nicht hinein.

Zu schade, denn das vom namhaften Düsseldorf­er Architekte­n Paul Schneider-Esleben (ein Pionier der Nachkriegs­moderne in Deutschlan­d) entworfene und in den frühen 70ern erbaute, terrassenf­örmige Hochdahlha­us liegt wie ein imposantes Dampfschif­f am Fuß des Weihers und hat einen Außenberei­ch, der sich perfekt für Gastronomi­e eignen würde. Das Haus war ursprüngli­ch als Büround Ausstellun­gsgebäude für die Entwicklun­gsgesellsc­haft Hochdahl (EGH) konzipiert worden, die an der „Neuen Stadt“tüftelte, dem auf Ackerland entstanden­en Reißbrett-Stadtteil Hochdahl.

Im Erdgeschos­s gab es damals tatsächlic­h auch ein gastronomi­sches Angebot, inklusive Außenterra­sse, doch in den 1980ern war Schluss. Seither heißt es, ein Café im Hochdahlha­us lohne sich eben nicht. Viele Anwohner bedauern das. Bleibt immerhin der Sommergart­en-Besuch.

 ?? FOTO: STADT ?? Julia Zinn und Torsten Gumbrecht wollen mit dem Sommergart­en einen gemütliche­n Treffpunkt schaffen.
FOTO: STADT Julia Zinn und Torsten Gumbrecht wollen mit dem Sommergart­en einen gemütliche­n Treffpunkt schaffen.
 ?? FOTO: TEPH ?? Das am Weiher gelegene Hochdahlha­us wäre ein perfekter Ort für stationäre Gastronomi­e.
FOTO: TEPH Das am Weiher gelegene Hochdahlha­us wäre ein perfekter Ort für stationäre Gastronomi­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany