Mehr Schutz für Frauen vor Gewalt
Die Bundesregierung arbeitet an besserer Vorbeugung, die Union will das Strafrecht verschärfen.
BERLIN Die Zahlen sind erschreckend: Im vergangenen Jahr wurden 256.000 Menschen in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt; meist trifft sie Frauen. Diese Daten aus dem kürzlich veröffentlichten Lagebild „Häusliche Gewalt“des Bundeskriminalamts geben Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) Anlass zu einer klaren Feststellung: „Dieses Land hat ein Gewaltproblem“, sagte Paus unserer Redaktion. „In jeder Stunde werden 15 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Jeden zweiten Tag stirbt eine Frau durch Partnerschaftsgewalt“, so Paus.
Mit dem geplanten Gesetz zur Sicherung des Zugangs zu Schutz und Beratung bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt will Paus dem Problem begegnen. Damit gehe man „zeitnah einen wichtigen Schritt zu mehr Schutz für gewaltbetroffene Personen“, erklärte Paus. Frauen müssten jederzeit und überall in Deutschland Schutz und Unterstützung finden können. „Zusätzlich arbeitet mein Haus derzeit an einer Strategie der Bundesregierung zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt nach der Istanbul-Konvention“, so Paus. Ihr Ziel sei es, alle Menschen, vor allem Frauen, wirksam vor Gewalt zu schützen.
In diesem Ziel ist sich die Ministerin einig mit der größten Oppositionsfraktion
im Bundestag. „Die zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft stellt unser Land vor immer ernstere Probleme und unsere Rechtsordnung vor zusätzliche Aufgaben“, sagte Günter Krings, rechtspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Damit erklärt der CDU-Politiker auch, warum die Union am vergangenen Donnerstag im Bundestag einen Gesetzentwurf vorgelegt hat, mit dem der Schutz von Gewaltopfern verbessert werden soll.
Konkret sieht der Entwurf eine Verschärfung des Strafrechts vor. So soll das Merkmal „unter Ausnutzung der körperlichen Überlegenheit“bei Mord, gefährlicher Körperverletzung und schwerem Raub eingeführt werden. Wer einen körperlich schwächeren Menschen tötet, soll dafür künftig als Mörder und nicht mehr nur wegen Totschlags verurteilt werden können. „Damit treten wir insbesondere dem Missstand entgegen, dass Tötungen von Frauen und Kleinkindern vielfach gerade nicht als Mord bestraft werden können“, erklärte Krings.
Vorgesehen sind auch höhere Mindeststrafen für Gruppenvergewaltigungen und Körperverletzungen, insbesondere dann, wenn dabei Waffen im Spiel sind. Außerdem soll die elektronische Fußfessel bundesweit als gerichtliche Maßnahme eingeführt werden, um vor allem Frauen vor gewalttätigen Ex-Partnern zu schützen.