Rheinische Post Mettmann

Verstappen gelingt Barcelona-Hattrick

Lando Norris macht sich in Barcelona lange Hoffnungen auf den GrandPrix-Sieg. Doch da gibt es ja noch den amtierende­n Weltmeiste­r.

- VON MARTIN MORAVEC UND THOMAS WOLFER

BARCELONA (dpa) Formel-1-Weltmeiste­r Max Verstappen nahm einen meterlange­n Anlauf und warf sich erleichter­t seinen Red-BullTeammi­tgliedern in die Arme. Im Strategie-Krimi von Spanien wehrte der Niederländ­er die nächste Attacke von Lando Norris ab und raste zum Sieg-Hattrick in Barcelona. Der 26-Jährige feierte am Sonntag mit einer hochkonzen­trierten Vorstellun­g seinen siebten Saisonerfo­lg und baute damit die WM-Führung weiter aus.

„Wir waren heute definitiv nicht die Schnellste­n da draußen, aber wir haben auch mit der Strategie alles richtig gemacht“, sagte der glückliche Verstappen. 69 Punkte mehr hat er nach seinem 61. Karrieresi­eg als der neue WM-Zweite Norris.

Nach einem Horrorstar­t musste sich der McLaren-Fahrer trotz Pole Position und einer verbissene­n Verfolgung­sfahrt bis zur Zielflagge mit Position zwei zufriedeng­eben. 2,2 Sekunden fehlten ihm am Ende. „Ich hätte gewinnen sollen. Ich habe den Start verpatzt“, klagte der frustriert­e Norris. „Das Auto war unglaublic­h. Wir hätten mehr verdient gehabt.“

Im 1111. Grand Prix der Formel1-Geschichte schaffte es Lewis Hamilton im Mercedes als Dritter erstmals in diesem Jahr auf das Podium. Haas-Pilot Nico Hülkenberg verpasste auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya nach einer Fünf-Sekunden-Strafe, weil er in der Boxengasse zu schnell fuhr, als Elfter knapp die Punkteräng­e.

Norris und sein McLaren-Team hatten einen chaotische­n Samstag erlebt. Nach einem Feueralarm musste das Motorhome des englischen Traditions­rennstalls geräumt werden, die Feuerwehr rückte an und war stundenlan­g im Einsatz. Ein Brand, vermutlich im Küchenraum, hatte für viel Aufregung gesorgt. Verletzte blieben offizielle­n Angaben zufolge aus.

Norris und sein Teamkolleg­e Oscar Piastri mussten aber umziehen. Norris fand Unterschlu­pf im Ingenieurs-Büro - und raste dann zu seiner zweiten Karriere-Pole. Seinen zuvor einzigen Startplatz ganz vorn hatte er 2021 in Russland geholt. Norris und McLaren bedankten sich dann am Rennsonnta­g bei den Einsatzkrä­ften unter anderem mit einem Erinnerung­sfoto.

Verstappen war nach der Qualifikat­ion verstimmt, auch wenn ihm nur der Wimpernsch­lag-Hauch von 0,020 Sekunden auf den Spitzenman­n fehlte. „Ich sage schon seit Wochen, dass wir mehr Performanc­e in den Wagen bringen müssen“, klagte er. Red Bull, so schien es nach dem Samstag, hat seinen Vorsprung eingebüßt. McLaren, Mercedes und Ferrari sind wohl fast gleichauf. „Wir haben letztes

Jahr ein sehr dominantes Auto gehabt. Das ist natürlich nicht mehr so, wie es einmal war“, räumte Verstappen ein.

Statt Oranje dominierte auf den Rängen aber Rot-Gelb. Die Spanier Fernando Alonso (Aston Martin), als Lokalmatad­or letztmals 2013 in Katalonien siegreich, und Carlos Sainz (Ferrari) wurden von ihrem Heimpublik­um frenetisch willkommen geheißen.

Für den ersten Wow-Effekt nach dem Erlöschen der Roten Ampeln sorgte George Russell. Während

Norris seinen Start mit durchdrehe­nden Rädern verpatzte und Verstappen seine Position immerhin hielt, machte der Mercedes-Mann gleich drei Plätze gut und zog in der ersten Kurve einfach außen vorbei. „Er hat mich ins Gras gedrückt“, beschwerte sich Verstappen über Funk auch noch über den Positionsk­ampf mit Norris.

Der dreimalige Weltmeiste­r brauchte aber nicht lange, um wieder an die Spitze zu rasen. Handle klug, riet ihm der Red-Bull-Kommandost­and in Runde drei. Und nur wenige Momente später verdrängte Verstappen Russell wieder von Rang eins. Nach rund einem Viertel der 66 Runden lag der Vorsprung des Niederländ­ers bei fast fünf Sekunden.

Während der ersten Boxenstopp­Welle warf ein verpatzter Stopp mit 5,3 Sekunden Standzeit Russell im Kampf um den möglichen GrandPrix-Erfolg zurück. Verstappen und Red Bull zeigten indes, wie es geht: Innerhalb von nur 1,9 Sekunden gab es frische Gummis.

Die Strategen waren längst gefragt. Der Führende Norris blieb auf der weichsten Mischung erstmal weiter draußen - und verzockte sich damit. Satte zehn Sekunden trennten ihn nach dem ersten Reifenwech­sel von Verstappen. Norris verschliss auf seiner Aufholjagd auch die frischen Pneus, weil er nicht schnell genug an Russell und dessen Teamkolleg­e Hamilton vorbeikam. Hülkenberg, von Rang 13 gestartet, kämpfte weiter hinten um wenigstens einen WM-Zähler.

Verstappen­s Vorsprung auf Norris schrumpfte auf fast vier Sekunden. Der Weltmeiste­r kam nun zum zweiten Mal an die Box. Norris frohlockte: „Das ist unsere Chance.“Kurz danach kamen dem Engländer aber Zweifel. Norris zog mit einem Stopp nach, musste aber fast acht Sekunden auf Verstappen gut machen. Red Bull funkte derweil an seinen Star: „Max, wir müssen Gas geben, Lando schont seine Reifen nicht.“Norris fuhr ein verbissene­s Rennen, doch den coolen Verstappen konnte er nicht mehr abfangen.

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FOTO: FLORENT GOODEN/IMAGO Wenn ein Weltmeiste­r zum Kuscheln vorbeikomm­t: Max Verstappen lässt sich von seinem Team für den Sieg in Barcelona feiern.

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