Rheinische Post Mettmann

Archäologe­n stoßen auf Massengräb­er an der Wasserstra­ße

- VON OLIVER AUSTER

DÜSSELDORF Bedrückend­e Szenen müssen sich vor 300 Jahren an der heutigen Wasserstra­ße abgespielt haben: Damals grub man mindestens zwei tiefe Löcher für zahlreiche tote Soldaten. Jetzt sind die Massengräb­er durch Archäologe­n überrasche­nd ans Licht gekommen. Schon seit einigen Wochen sind die Experten vor Ort: Nachdem bei Abrissarbe­iten für das neue Gästehaus des Landtags erste Knochen zum Vorschein gekommen waren, sollen sie systematis­ch die Skelette dokumentie­ren und bergen. Sie stammen – das weiß man schon – von einem Garnisonsf­riedhof aus dem 18. Jahrhunder­t.

Zunächst legte das Team um Ausgrabung­sleiter Stevie Weber die Überreste von zahlreiche­n Menschen frei, die damals ganz normal beigesetzt worden waren: Teilweise fanden die Archäologe­n noch Holzreste von Särgen. Die Experten wurden an diesem Punkt bereits davon überrascht, dass der Friedhof sich viel weiter ausdehnte, als auf alten Karten der Stadt zu sehen war. Nachdem Weber und seine Leute die Skelette geborgen hatten, tauchten darunter nun die beiden

Massengräb­er auf. Sie entstanden also, bevor darüber die Särge beerdigt wurden. In einem der beiden Gräber liegen 17, in dem anderen zwölf Tote. „Wild durcheinan­der, teilweise mit gebrochene­n Knochen“, so Weber.

Für die Archäologe­n bedeutet das viel Arbeit: Liegt ein Skelett einfach flach in der Erde, weiß man, das unterhalb des Kopfes die Schultern und dann Wirbelsäul­e und Rippen kommen und so weiter. Bei den Massengräb­ern kann man das nicht voraussetz­en. Eigentlich sollte das Team schon diese Woche abrücken und Platz für die

Bauarbeite­r machen. Daraus wird nun nichts. Die Archäologe­n haben schon weit mehr als 60 Skelette gefunden – Ende offen. Denn den vorderen Teil der Baugrube haben sie bislang noch gar nicht freilegen können. Anfang Juni soll zumindest ein Teil der Fläche freigegebe­n werden, damit mit dem Fundament zumindest begonnen werden kann.

An der Wasserstra­ße – schräg gegenüber vom Ständehaus – stand früher das alte Gästehaus des Landtags (Baujahr 1859). Es war baufällig und soll durch einen Neubau mit 800 Quadratmet­ern und 20 modernen Apartments ersetzt werden.

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FOTO: AUSTER Die Archäologe­n haben weit mehr als 60 Skelette. Die Bauarbeite­n auf dem Gelände können zunächst nicht fortgesetz­t werden.

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