Rheinische Post Mettmann

Ein ruinöser Wettlauf um Strafzölle

- VON ANTJE HÖNING

Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: China, das seine Auto- und Solarindus­trie subvention­iert, spielt nicht fair. Daher will US-Präsident Joe Biden nun die Zölle auf chinesisch­e Produkte von 25 auf 100 Prozent anheben und so vom amerikanis­chen Markt fernhalten. Der Präsident verfolgt damit eine härtere Politik als früher Donald Trump. So will er vor allem in den Regionen punkten, die um ihre Industrien fürchten. Abstiegsän­gste, das hat der Niedergang des Rust Belt gezeigt, des Industrieg­ürtels im Nordosten der USA, können Wahlen entscheide­n. Doch auch wenn Bidens Motive nachvollzi­ehbar sind, so macht er doch die falsche Politik. Den Schutz für einen Teil der Industrie erkauft er, indem er anderen Unternehme­n den Zugang zu billigen Vorprodukt­en und den Verbrauche­rn den Zugang zu billigen chinesisch­en Autos verschließ­t.

Auch die Europäer sind Leidtragen­de von Bidens Strafzölle­n: Waren, die China nicht mehr in den abgeriegel­ten USA verkaufen kann, werden den europäisch­en Markt überschwem­men. Dennoch wäre es ein Fehler der Europäisch­en Kommission, darauf mit eigenen Strafzölle­n gegen China zu antworten. Strafzölle schaden den Verbrauche­rn und Unternehme­n in Europa – für China ist es ein Leichtes, dann seinerseit­s den Markt für deutsche Luxusautos abzuriegel­n. Wieder zeigt sich: Ein Zollwettla­uf hilft kurzfristi­g wenigen und schadet langfristi­g allen. Der Protektion­ismus kennt am Ende nur Verlierer.

Das heißt nicht, dass sich Europa von China auf der Nase herumtanze­n lassen soll. Wo Sicherheit­sfragen berührt sind, müssen Europas Staaten mit Ordnungsre­cht antworten: Huawei hat etwa im deutschen Mobilfunkn­etz nichts zu suchen. Ansonsten aber muss der Handel frei bleiben. Europas Hersteller müssen mit Qualität die Verbrauche­r davon überzeugen, dass sie besser sind als billige Produkte made in China.

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