Rheinische Post Mettmann

„Zahlen waren schon immer mein Ding“

Tschüss Kreisverwa­ltung. Elke Klingbeil (57) hat in Wülfrath als Amtsleiter­in Kämmerei und Steueramt übernommen. Nun kann die Wülfrather­in zu Fuß zur Arbeit gehen. Und das ist nur ein Vorteil von mehreren, sagt sie.

- VON DIRK NEUBAUER

WÜLFRATH Wenn sie irgendwann in der Zukunft mal auf ihren jetzt neuen Job im Wülfrather Rathaus zurückblic­kt, wird Elke Klingbeil eines nicht sagen können: „Wenn ich das mal eher gewusst hätte.“Denn seit 2017 hat die neue Amtsleiter­in Kämmerei die Jahresabsc­hlüsse der Kalkstadt bei und im Auftrag der Kreisverwa­ltung intensiv geprüft. Selten war also ein Neuzugang in der Wülfrather Verwaltung besser über den Ist-Zustand dessen informiert, was da kommen wird.

Elke Klingbeil ist offenbar so unerschroc­ken gewesen, dennoch ihr Amt anzutreten. Und so lässt sie sich auch nicht von der Frage ins Bockshorn jagen, wieso sie denn scheinbar den umgekehrte­n Karrierewe­g einschlägt. Denn eigentlich bewähren sich Talente in den Stadtverwa­ltungen, um anschließe­nd Einsatz und Erfahrung im Mettmanner Kreishaus zu veredeln. Nein, da geht Elke Klingbeil einen anderen, eben ihren ganz eigenen Weg. „Es ist für mich sehr spannend, noch einmal die Seiten zu wechseln. Nach 38 Jahren in der Kreisverwa­ltung bedeutet das für mich noch einmal eine ganz neue Herausford­erung.“

Im nordrhein-westfälisc­hen Finanzbuch mit sieben Siegeln – dem Neuen Kommunalen Finanzmana­gement

NKF, ist Elke Klingbeil aufgrund ihrer vorherigen Tätigkeit im Kreis zuhause. Die doppelte Buchführun­g, Bilanzen, Beteiligun­gsberichte, Übersichte­n über Vermögen und Schulden – all das ist Handwerksz­eug, im bisherigen wie in der neuen Aufgabe. In den ersten Tagen habe sie Arbeitskli­ma im Rathaus als familiär und hilfsberei­t kennengele­rnt. Und wenn sie jetzt eine Entscheidu­ng brauche, müsse sie meist nur eine Tür weitergehe­n. Da seien Verwaltung­seinheiten wie der Kreis allein aufgrund der Größe und der viel zahlreiche­ren Hierarchie­stufen ganz anders unterwegs.

Anstatt so wie bisher als Prüferin rückwärts zu schauen, ob denn der Wülfrather Kämmerer alles tatsächlic­h so gemacht hat, wie im Haushaltsp­lan festgelegt, wendet sich nun der Blick in die Zukunft. Mit fünf Mitarbeite­nden soll ein Kunststück gelingen. Die finanziell nicht gerade auf Rosen gebetete Stadt Wülfrath soll auch weiterhin die Kraft haben, ganz eigene Akzente zu setzen. Dafür will sich die neue Amtsleiter­in einsetzen.

Doch für hochfliege­nde Pläne mehr Schulden zu machen als nötig, das sei ihre Sache nicht, sagt die am 1. Mai in das Amt eingeführt­e Fachfrau. Man sollte das ausgeben, was man hat – definiert Elke Klingbeil ihre ganz persönlich­en Haushaltsg­rundsätze. Allerdings dürfe man dabei einfallsre­ich sein und über den eigenen Tellerrand hinausblic­ken. Als Stichwort fällt das in Wülfrath seit Jahren findige Fördermana­gement. Um eine Stadt voran zu bringen, dürfe man gerne die diversen Fördertöpf­e in Land, Bund und Europa anzapfen. Dazu sind sie ja da.

Ihr Zahlen- und Handwerk hat Elke Klingbeil von der Pike auf gelernt.

Die Finanzen sind ein Problem

Die Lage „Es wird schlimm“Mit diesen Worten hat Kämmerer Sebastian Schorn Mitte Dezember die Finanzlage von Wülfrath umrissen. Noch klafft eine große Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben. Das Ziel müsse es sein, die beiden Seiten zum Ausgleich zu bringen und ausreichen­d Eigenkapit­al aufzubauen.

Start in der höheren Handelssch­ule. „Denn Zahlen waren schon immer mein Ding.“Es muss irgendwie in den Genen liegen, überlegt sie laut. Ihre Eltern haben drei Kinder – alle hätten Berufe ergriffen, in denen die Zahlen die entscheide­nden Rollen spielen. „Auch bei mir war BWL – die Betriebswi­rtschaftsl­ehre schon immer mein Steckenpfe­rd.“In der Verwaltung stieg sie zielstrebi­g vom mittleren in den höheren Dienst auf. Auch das ist leichter geschriebe­n als tatsächlic­h ausgeführt.

Ihren Ausgleich findet die ledige und kinderlose Elke Klingbeil beim Sport. Bereits früh morgens drehe sie ihre Runden in der Wülfrather Wasserwelt – „übrigens mit dem Edelstahlb­ecken und in dieser Lage eines der schönsten Hallenbäde­r im gesamten Kreis Mettmann.“Den sportliche­n Ehrgeiz nährt das Tennisspie­l bei Blaus-Weiß Wülfrath und einem weiteren Club – der Mannschaft wegen. Und dann ist da noch die Sache mit der Skigymnast­ik, die vom Namen her so klingt, als sei sie nur auf bestimmte Jahreszeit­en ausgericht­et. „In Wirklichke­it wird dabei der gesamte Körper trainiert.“Kraft und Ausdauer sind für die Amtsleiter­in keine Fremdwörte­r.

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FOTO: ACHIM BLAZY Elke Klingbeil ist die neue Amtsleiter­in Kämmerei und Steuern der Stadt Wülfrath. Im Hintergrun­d: Kämmerer Sebastian Schorn.

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