Polizei wehrt sich gegen Beleidigungen
Bei einem Fußballspiel wurden Beamte durch Schalke-Ultras beschimpft. Das ist kein Einzelfall.
GELSENKIRCHEN Die Polizei gerät aktuell wieder zunehmend in den Fokus von Teilen der sogenannten Ultra-Szene im Fußball – und wird von deren Mitgliedern massiv beleidigt. „Jeder Schalker weiß genau, der größte Stadionschläger ist die ungebildete Bullensau“, stand zuletzt auf Transparenten während des Zweitligaspiels Schalke gegen Düsseldorf in Gelsenkirchen.
„Es ist schon mehr als befremdlich, wenn sich die Polizei Unverhältnismäßigkeit und Populismus vorwerfen und aufs Übelste beschimpfen lassen muss, nur weil sie ihrem gesetzlichen Auftrag der Strafverfolgung nachkommt“, sagte Gelsenkirchens Polizeipräsident Tim Frommeyer im Vorfeld des Heimspiels gegen Hansa Rostock an diesem Samstag.
Hintergrund der Beleidigung ist eine große Öffentlichkeitsfahndung der Polizei. Darin wird nach Personen gesucht, die im Verdacht stehen, im vergangenen Jahr beim Heimspiel des FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt unter anderem Körperverletzungen und Landfriedensbrüche
begangen zu haben. „Da alle sonstigen Ansätze, die Verdächtigen zu identifizieren, zuvor ausgeschöpft waren, ist die öffentliche Fahndung sowohl verhältnismäßig als auch sachgerecht“, erklärte die Gelsenkirchener Polizei.
„Wer solche Transparente hochhält und befürwortet, der ist für mich kein Fußballfan“, sagte Michael Mertens, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW. Er nimmt auch den Verein in die Verantwortung. „Einerseits setzt man sich als Verein öffentlich gegen Hass und Hetze ein, anderseits wird so ein abscheuliches Spruchband voller Hass und Hetze in der Kurve von sogenannten Fans toleriert und unkommentiert gelassen. Das ist ein Widerspruch. Ich erwarte vom Verein eine vernünftige und klare Erklärung dafür“, so Mertens.
Gelsenkirchens Polizeipräsident wies darauf hin, dass viele seiner Kollegen selbst Fans von Schalke 04 seien. „Ich stelle mich ganz klar an die Seite der vielen Kolleginnen und Kollegen, die jedes Wochenende in Gelsenkirchen – wie auch den anderen Bundesligastadien – im Einsatz sind“, sagte Frommeyer: „Darüber hinaus fordere ich ein, dass jede Initiative gegen Hass und Hetze, selbstverständlich auch Beleidigungen oder Drohungen gegenüber unseren Polizistinnen und Polizisten, aufs Schärfste verurteilt wird.“
Der Fall in Gelsenkirchen ist kein Einzelfall. Erst vor wenigen Monaten wurden Polizisten von Anhängern des 1. FC Köln mit einem Transparent verunglimpft. „Wie passt so ein Transparent zu den Werten des 1. FC Köln? Werden wir solche Transparente künftig öfter bei euch sehen? Ihr wisst schon, dass bei Heimspielen in Köln teilweise mehr als 1000 Polizisten im Einsatz sind, um die Sicherheit zu gewährleisten? Wisst ihr, oder?“, erklärte die Gewerkschaft der Polizei damals. „Was sagt ihr unseren Kollegen, die sich bei Stadioneinsätzen die Wochenenden um die Ohren schlagen – und sich dafür so beleidigen lassen müssen?“
„Das ist nicht nur eine Sache von Köln oder Schalke, sondern eine Angelegenheit von allen Fußballvereinen, von DFB und DFL. Alle müssen sich solidarisch gegenüber der Polizei erklären und sich klar gegen Hass und Hetze gegen die Polizei abgrenzen“, forderte Mertens.