Postbank als schwarzes Schaf der Branche
Die Zahlungsgewohnheiten verändern sich rasant: Viele nutzen Online-Banking, haben auf ein Online-Konto umgestellt oder zahlen gleich über Anbieter wie Paypal. Selbst Bargeld, das die Deutschen so lieben, ist auf dem Rückzug. Was in Skandinavien schon lange Alltag ist, setzt sich langsam durch: Auch Kleinstbeträge beim Bäcker oder an der Parkuhr zahlen viele inzwischen per Karte. Daher ist es nur folgerichtig, dass Banken und Sparkassen sich anpassen und ihr teures Filialnetz ausdünnen. Doch angesichts der drastischen Kürzungen drängt sich der Verdacht auf, dass die Branche es übertreibt und viele Kunden im Regen stehen lässt. Denn neben den hippen Kunden, die per Smartwatch zahlen, gibt es auch noch viele ältere Kunden, die lieber in die Filiale mit Mitarbeitern gehen oder wenigstens zum Geldautomaten um die Ecke. Doch die Wege werden immer weiter, und zu allem Überfluss bauen Banken aus Sicherheitsgründen auch noch Automaten ab. Banken und Sparkassen müssen aufpassen, dass sie gerade die Kunden nicht verprellen, die noch artig hohe Gebühren für klassische Girokonten zahlen. Sparkassen sind zum Netzerhalt schon per Versorgungsauftrag verpflichtet.
Zum schwarzen Schaf der Branche aber hat sich die Postbank entwickelt. Die Übertragung des Kundengeschäfts auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr war ein Desaster: Kunden konnten zeitweise nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzierungen verzögerten sich. Bis die Finanzaufsicht einen Sonderbeauftragten schickt, wie bei der Postbank geschehen, muss viel passieren. Man habe bei der Postbank noch Arbeit vor sich, räumt Christian Sewing, Chef des Mutterkonzerns Deutsche Bank, nun ein. Wohl wahr. Der Kahlschlag bei Postbank-Filialen bis 2026 dürfte das Image weiter verschlechtern. Die Kunden werden ihre Schlüsse ziehen.