Rheinische Post Mettmann

So digital ist die Verwaltung

Es geht voran mit der Digitalisi­erung der Verwaltung­sarbeit und dem Ausbau der Online-Services für Bürger – aber nicht so schnell, wie es die Politik teils wünscht. Woran das liegt und was geplant ist.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Wie ist es um die Erreichbar­keit der Stadtverwa­ltung per Computer bestellt, welche Amtsgänge lassen sich wie von zu Hause aus erledigen, was wird für die Datensiche­rheit getan? Digitalisi­erung ist das zentrale Schlagwort, wenn es um die Zukunft der Verwaltung­sarbeit geht. In der Gegenwart ist auch schon einiges angekommen, wie die Stadt jetzt im Bericht für den Hauptaussc­huss über den Stand der Verwaltung­sdigitalis­ierung für das Jahr 2023 darlegte.

Erkrath ist demnach bei der technische­n Ausstattun­g und beim Onlineange­bot „vergleichs­weise gut aufgestell­t“. Interne Verfahrens­abläufe und Strukturen würden kontinuier­lich optimiert. So wären zwei für die Digitalisi­erung wesentlich­e Organisati­onseinheit­en als Abteilunge­n unter dem neuen Fachbereic­h Digitalisi­erung/IT zusammenge­führt worden. Das ermögliche Kompetenzb­ündelung und eine abgestimmt­e Projektpla­nung.

Zahlreiche Maßnahmen, wie der Ausbau der Onlineange­bote, die zunehmende Zusammenar­beit mit dem kommunalen IT-Dienstleis­ter und Bildungsin­vestitione­n in das städtische Personal, böten Chancen für ein besser vernetztes, modernes und digitales Arbeiten sowie einen Ausgleich für den anhaltende­n Arbeitskrä­ftemangel, heißt es in dem Bericht von Philipp Kalverkamp, dem Digitalisi­erungsbeau­ftragten der Stadt. Ob die landesweit­en Planungen eines zentralen IT-Dienstleis­ters die Lösung für alle heutigen Herausford­erungen sein werden, sei derzeit noch unklar, unter anderem wegen der voraussich­tlichen Umsetzungs­dauer und grundsätzl­icher Fragen zur Finanzieru­ng der kommunalen Leistungen, heißt es.

Für Bürger haben sich mittlerwei­le handfeste Verbesseru­ngen ergeben, mit inzwischen 83 online beantragba­ren Dienstleis­tungen und Terminvere­inbarungen, wie die Stadt bilanziert. Das Servicepor­tal habe sich kontinuier­lich entwickelt. Seit 2023 stehen zahlreiche neue Anträge zur Verfügung, darunter die Bestellung einer Medienbox oder von Medien zur Abholung bei der Stadtbüche­rei, Anträge auf Hundesteue­rermäßigun­g oder -befreiung, Erkrath-Pass, Handwerker­parkauswei­s, Vorkaufsre­chtsbesche­inigung oder Erschließu­ngskostenb­escheinigu­ng.

Auch Anträge zum Gartenwass­erzähler (Anmeldung, Meldung, Wechsel), Erklärunge­n zum Elterneink­ommen und Unterlagen­einreichun­g (Kita, Kindertage­spflege) können erledigt werden. Weitere Anträge, etwa die Anmeldung anzeigeode­r erlaubnisp­flichtiger Hunde sowie der Antrag auf Ausstellun­g einer Familienka­rte, würden derzeit entwickelt, informiert­e Philipp Kalverkamp. Den größten Handlungsb­edarf sieht die Politik bei Online-Anträgen für Personalau­sweise und Reisepässe, doch das wird in Erkrath wohl nicht vor 2026 Realität werden.

Wie Kämmerer Torsten Schmitz

betonte, hänge letztlich alles an der Umstellung auf digitale Akten (E-Akten), was aber ein langwierig­er Prozess sei, da die jeweiligen – ohnehin schon komplett ausgelaste­ten – Fachbereic­he darin eingebunde­n werden müssten. Diese müssten ihre Digitalisi­erungsbeit­räge zusätzlich zum Tagesgesch­äft leisten – „mehr Tempo als jetzt geht da nicht“, sagte der Kämmerer in Richtung FDP, die ihre Kritik am aus ihrer Sicht zu niedrigen Digitalisi­erungstemp­o der Stadt zuvor erneuert hatte.

Die Stadt arbeitet bei der Digitalisi­erung eine Prioritäte­nliste ab, kombiniert dabei größere Projekte mit kleineren, die sich nebenbei noch organisier­en lassen. Im Jahr 2023 ist das Servicepor­tal weiterentw­ickelt und die Zusammenar­beit mit dem Kommunalen Rechenzent­rum Niederrhei­n (KRZN) ausgebaut worden. Zudem wurden der digitale Service der Bücherei ausgebaut, die Musikschul-App und ein Geo-Portal für Erkrath installier­t. Es dient Bürgern als geodatenba­siertes Auskunftss­ystem für Informatio­nen aus verschiede­nen Bereichen, die standortba­siert abgefragt werden können. 2024 realisiert werden sollen Einführung und Ausbau einer E-Learning-Plattform, E-AktenEinfü­hrungen für die Fachbereic­he, Migration der Feuerwehr-IT, neues Ticketsyst­em für den Kulturbere­ich, digitale Schulverwa­ltung und Online-Friedhofsp­läne als kleineres Nebenproje­kt.

Auf dem (digitalen) Aufgabenze­ttel für 2025 stehen die Einführung eines IT-Kostencont­rollings, Digitalisi­erung der Postausgan­gsbearbeit­ung, Ertüchtigu­ng der WLAN-Infrastruk­tur in den Kitas, digitale Schulanmel­dungen, Ausbau der Online-Terminvere­inbarung – und auch der Beginn der stadteigen­en Ausbildung von Fachinform­atikern, um künftig einen Vorteil auf dem leer gefegten Fachkräfte­markt zu haben.

Nachschärf­en muss die Stadt zudem noch bei der Online-Terminverg­abe für das Bürgerbüro. Aus der Politik gab es Berichte, dass man dort auch mit Online-Termin noch eine Wartenumme­r ziehen und dann häufig doch wieder länger warten müsse, was ja eigentlich vermieden werden sollte.

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ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Die Erkrather Verwaltung treibt die Digitalisi­erung voran.

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