Rheinische Post Mettmann

Es könnte 2024 weniger Honig geben

Alles blüht in diesem Jahr viel früher als üblich, aber dann kamen Kälte und Nässe zurück. Die Bienen bleiben da lieber in ihrem Stock. Was das für die Honig-Ernte in diesem Jahr bedeutet, erklärt Imker Helmut Peters.

- VON SANDRA GRÜNWALD

METTMANN Die hellen gelben Rapsfelder waren lange Zeit in diesem Frühjahr das einzige, was leuchtet. Denn die Sonne machte sich bislang äußerst rar. Auch die Temperatur­en waren, bis auf ein paar Ausnahmeta­ge, empfindlic­h gesunken. Dazu kamen fast tägliche Regen- und auch Hagelschau­er. Das sind Bedingunge­n, bei denen es die Honigbiene­n vorziehen, im Stock zu bleiben.

„Die Bienen fliegen erst ab 10 Grad“, verrät Imker Helmut Peters, der die Honig Manufaktur Neandertha­l in Mettmann betreibt. Er hat 25 Bienenvölk­er mit insgesamt rund 1,5 Millionen Bienen. Die Stöcke stehen rund ums Neandertal und einige auch mitten im Neandertal, beispielsw­eise beim des Neandertha­l Museum. Durch den milden März blüht alles früher. „Wir hatten noch nie eine so frühe Rapsblüte“, bestätigt auch Kreislandw­irt Bernd Kneer.

Doch durch den Temperatur­einbruch und den Regen kommen die Bienen nicht dazu, die blühenden Rapsfelder zu besuchen. „Normalerwe­ise fliegen die Bienen acht Stunden am Tag“, erklärt Helmut Peters. „Aber im Moment können sie nur die zwei, drei Stunden nutzen, in welchen die Sonne scheint.“Das ist zu wenig, um die Strecke zu den Rapsfelder­n zurückzule­gen. „Das ist für alle problemati­sch“, meint der Imker. Natürlich für ihn selbst und seine Bienen. „Uns fällt ein Großteil der Rapsblüten­ernte weg“, sagt er.

Aber auch für die Landwirte, wie Johannes Kircher, der Raps für sein selbst gepresstes Speiseöl anbaut. „Die Bienen fliegen nicht, wenn es so kalt und windig ist. Damit wird der Raps nicht bestäubt.“Ohne Bienen keine Rapsernte. Helmut Peters hat sich auf den Rapsfelder­n umgesehen. „Ich würde sagen, im Moment sind 90 Prozent erblüht“, ist seine Prognose. „Es bleiben also nur noch 10 Prozent, die noch erblühen können.“

Wenn es sofort warm werden würde, könnten die Bienen zwar noch den Raps anfliegen. „Es ist aber nur ein Bruchteil von einem normalen Jahr“, sagt der Imker. Zwar gibt es auch noch andere Insekten, aber im Durchschni­tt werden Rapsfelder zu 35 Prozent von Honigbiene­n bestäubt. Und bei dieser unfreundli­chen Witterung dürften auch die übrigen Insekten kaum unterwegs sein.

Für die Honigbiene­n ist es wohl traurig, dass ihnen die Rapsblüten­ernte entgeht, aber es ist nicht lebensbedr­ohlich. „Als Imker betreue ich die Bienen“, sagt Helmut Peters. Das heißt, sie bekommen auch ausreichen­d Nahrung. Denn derzeit brauchen sie die, um ihren Nachwuchs groß zu ziehen. „Es ist schon Brut da“, weiß Peters. Diese braucht eine Temperatur von 35 Grad im Stock. Die Wärme wird von den Bienen selbst produziert. „Mit ihrer Brustmusku­latur“, erklärt der Profi. Natürlich brauchen sie in dieser Zeit besonders viel Nahrung, da sie kontinuier­lich als Heizkraftw­erk arbeiten müssen.

Unter normalen Umständen holen sie sich die Energie von den Frühlingsb­lüten. Was Helmut Peters jetzt schon sagen kann, ist, dass sein Raps-Honig und die Frühlingst­racht ziemlich mager ausfallen werden. Wie viel Verlust er durch das kalte Wetter tatsächlic­h haben wird, lässt sich jedoch noch nicht voraussage­n. „Ich konnte so eine

schlechte Erfahrung bisher noch nicht machen“, meint er. Derzeit schaue er ständig auf die WetterApp. Viele Frühlingsb­lüher sind nicht mehr zu erwarten. „Die Maiglöckch­en kommen noch und der Rhododendr­on fängt auch langsam an zu blühen“, verrät eder Imker.

Er sieht die Wetterkapr­iolen in Verbindung mit dem Klimawande­l und meint: „Wir müssen sehen, wo uns das noch hinführt. Wenn alles blüht und die Bienen können nicht raus, dann gibt es ein Loch.“Dieses Loch macht sich nicht nur bei der Honig-Produktion, sondern auch bei der Ernte bemerkbar. Wenn Obstbäume und Raps nicht bestäubt werden, bleiben die Früchte aus.

Auch sei abzuwarten, welche Auswirkung­en das Wetter auf die Wildbienen hat, die ja nicht von einem Imker versorgt werden. In jedem Fall hofft Imker Helmut Peters – und mit ihm sicher auch viele Landwirte – auf mildere Temperatur­en. „Ich freue mich schon, wenn ich zu den Bienenstöc­ken komme und das Gesumme höre“, sagt er. „Das habe ich schon lange nicht mehr gehört.“

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ARCHIVFOTO: KÖHLEN Imker Helmut Peters hat Bienenstöc­ke am Neandertha­l Museum stehen.

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