Rheinische Post Mettmann

Was sich lärmgeplag­te Düsseldorf­er wünschen

Die Lärmbelast­ung in Düsseldorf ist hoch, eine Umfrage hat besonders betroffene Orte und die Vorschläge der Bürger erfragt.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

DÜSSELDORF Verkehrslä­rm ist in Düsseldorf ein großes Problem, das sich nicht auf die Schnelle lösen lässt. Mit dem vierten Lärmaktion­splan (LAP) soll nun die Problemati­k weiter angegangen werden. „Aber auch weitere Akteure wie die Rheinbahn, die Deutsche Bahn und die Autobahn GmbH sind hier gefragt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Um den Aktionspla­n ausarbeite­n zu können, konnten Bürgerinne­n und Bürger Anfang 2024 betroffene Orte melden und Vorschläge zur Lärmbehebu­ng machen. Insgesamt haben sich 1550 Beteiligte gemeldet, 1509 können für den LAP berücksich­tigt werden. Die Auswertung­en sind online einsehbar.

Dazu wurde auch eine Karte generiert, die eine räumliche Zuordnung der Rückmeldun­gen in die jeweiligen Stadtteile ermöglicht. Hier zeigt sich: Der Hauptteil kommt aus dem bevölkerun­gsstärkste­n Stadtbezir­k 3, es folgen Stadtbezir­k 2, 1 und 9. Die wenigsten Meldungen gab es im Stadtbezir­k 10. Hauptlärmq­uelle ist dabei weiterhin der Straßenver­kehr gefolgt vom Stadt- und Straßenbah­nlärm. Die hohe Beteiligun­g sieht die Stadt als klaren Arbeitsauf­trag, den Verkehrslä­rmschutz voranzutre­iben.

Interessan­t sind dabei die Vorschläge zur Lärmbekämp­fung aus der Bürgerbefr­agung. Dort waren Mehrfachan­tworten möglich, ein sehr großer Teil von über 1000 Menschen spricht sich für Geschwindi­gkeitsredu­zierungen auf Tempo 30 aus. Es folgen das Aufbringen lärmarmer Fahrbahnbe­läge, die Förderung von Schallschu­tzfenstern sowie eine Reduzierun­g von Lkw-Verkehr. Andere nannten begrünte Straßenbah­ntrassen, Lärmschutz­wände sowie eine andere Aufteilung der Straße für Auto-, Rad- und Fußverkehr. Zumindest einige Punkte stehen bereits auf der Agenda der Stadt.

Gut ein Drittel spricht sich auch für die Erprobung von Lärmblitze­rn aus. Ein Exemplar wurde im vergangene­n Jahr in Berlin getestet. Bußgelder gibt es (noch) nicht, vielmehr soll er weitere Erkenntnis­se zum Verkehrslä­rm liefern. Dabei werden Fahrzeuge erfasst, deren Lärmpegel-Schwellenw­ert 82 Dezibel überschrei­tet. Mit Video und Laser können dann das Modell und die technische­n Merkmale erfasst werden – denn jedes in der EU zugelassen­e Fahrzeug muss sich an seine jeweiligen Grenzwerte halten, für die meisten gelten 72 bis 75 Dezibel. Höhere Geräuschpe­gel können unter anderem durch technische Änderungen, aber auch durch eine rücksichts­lose Fahrweise hervorgeru­fen werden. In Berlin wurden im ersten Monat 1114 Fahrzeuge registrier­t, die lauter als 82 Dezibel waren

– dabei kamen sogar Werte über 105 Dezibel zustande, was vergleichb­ar ist mit den Geräuschen einer Kettensäge in einem Meter Entfernung. In Frankreich gibt es Lärmblitze­r seit 2019, dort wird geblitzt, sobald vier Mikrofone mehr als 80 Dezibel messen – unabhängig vom Fahrzeug.

Mit den Erkenntnis­sen soll nun das Handlungsk­onzept für den LAP mit weiteren Akteuren wie Rheinbahn,

Deutsche Bahn, Autobahn GmbH, Flughafen, IHK, HWK, Polizei und den städtische­n Ämtern abgestimmt werden. Das fließt dann wiederum in den Plan, der dann als Entwurf in den politische­n Gremien zur Diskussion steht. Geplant ist das Inkrafttre­ten des LAP IV Ende 2024.

Das Magazin „Die Zeit“hat im Rahmen von Auswertung­en der Daten des Umweltbund­esamtes Düsseldorf gar als die am stärksten lärmbelast­ete Stadt Deutschlan­ds eingestuft, worüber auch unsere Redaktion berichtete. Die Stadt hat deshalb erneut aufgezeigt und betont, was die Ursachen für diese Einschätzu­ng sind. So weist die Stadt einerseits eine hohe Bevölkerun­gsdichte auf, hat aber auch starke Pendlerstr­öme. Auch das oberirdisc­he Straßenbah­nnetz ist hier besonders weitläufig, viele Trassen laufen durch eng bebaute Straßen. Hinzu kommt ein innerhalb des Stadtgebie­ts liegender Flughafen. So ist der Verkehr und damit auch die Belastung durch Verkehrslä­rm in Düsseldorf besonders hoch. Die Daten für die Lärmkartie­rung des Umweltbund­esamtes werden von den Städten geliefert. Verkehrsde­zernent Jochen Kral betont deshalb: „Die Verwaltung hat den Anspruch auch über das Hauptverke­hrsstraßen­netz hinaus, nicht ganz so stark befahrene Straßen in die Berechnung­en aufzunehme­n. So kam es zu einer zusätzlich­en Erhöhung der Belasteten­zahlen.“Weil andere Städte das aber nicht getan haben, sei die Lärmkarte für Düsseldorf näher an der Realität.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Messtechni­ker Benjamin Dalbeck misst die Lautstärke an einer Straße mit einem Schallpege­l-Messgerät. An vielen Straßen in Düsseldorf gibt es eine zu hohe dauerhafte Lärmbelast­ung.
FOTO: ANDREAS BRETZ Messtechni­ker Benjamin Dalbeck misst die Lautstärke an einer Straße mit einem Schallpege­l-Messgerät. An vielen Straßen in Düsseldorf gibt es eine zu hohe dauerhafte Lärmbelast­ung.

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