Auf Nachbarn geschossen und ihn beschuldigt
Wegen falscher Verdächtigung wurden zwei Männer drei Jahre nach einem blutigen Streit jetzt verurteilt.
DÜSSELDORF Das Opfer war eigentlich kein Opfer, sondern war der Angreifer: Mit dieser Lüge haben zwei angebliche Augenzeugen eines blutigen Nachbarschaftsstreits vom März 2021 ein Ermittlungsverfahren gegen das Opfer ausgelöst. Dafür sind beide Männer (38/41) am Montag vom Amtsgericht wegen falscher Anschuldigung zu Geldstrafen verurteilt worden. Der eine muss jetzt 4000 Euro zahlen, der andere wurde mit 1600 Euro belegt.
Nach endlosem Zwist innerhalb der Nachbarschaft rund um die Straßburger Straße in Derendorf sollte es an jenem Märzabend 2021 ein „klärendes Gespräch“geben. An einer Bahnhaltestelle in der Nähe warteten damals also vier Männer auf den mutmaßlichen Wortführer der Gegenseite. Doch als dieser 49-Jährige mit der Straßenbahn ankam und nicht reden wollte, das Quartett ihn aber verfolgte, hat er ein Messer gezogen, um die Gruppe auf Distanz zu halten.
Ein 29-Jähriger aus dieser Gruppe zog daraufhin eine Schusswaffe und feuerte einen Schuss auf den 49-Jährigen ab. Der Mann wurde schwer getroffen, ging aber trotz seiner Verletzungen noch nach Hause.
Die beiden jetzt angeklagten behaupteten seinerzeit, der 49-Jährige habe mit seinem Messer Stichbewegungen gegen den Kopf einers ihrer Begleiter ausgeführt. Damit hätte der Schuss womöglich als Notwehr oder Nothilfe gelten können. Doch die damaligen Ermittlungen ergaben schnell, dass „es so nicht gewesen sein kann“, sagte der Staatsanwalt jetzt im Prozess um diese falsche Anschuldigung. Beide Angeklagte haben das nun auch sofort zugegeben.
Über ihre Anwälte ließen sie vortragen, dass ihnen die erfundenen Vorwürfe gegen das Schuss-Opfer jetzt „sehr Leid“täten. Beide sind erheblich vorbestraft, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Weil die falschen Vorwürfe gegen das Schussopfer lange zurückliegen, kamen der Staatsanwalt und auch die Amtsrichterin jetzt zu Geldstrafen von jeweils 80 Tagessätzen. Das Schussopfer hatte den Angriff damals überlebt. Der Schütze ist wegen gefährlicher Körperverletzung bereits im Herbst 2021 zu einer Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Und wie einer der Verteidiger ergänzte, sei die damalige Fehde der verfeindeten Familien jetzt beigelegt: „Da ist inzwischen Ruhe eingekehrt.“