Sportlegenden feiern Wiedersehen in Hilden
Rund 80 ehemalige Leichtathleten – unter ihnen Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth und Weltmeister Willi Wülbeck – kamen zum lockeren Austausch beim TC Stadtwald Hilden zusammen.
HILDEN Worüber unterhalten sich einstige Spitzensportler eigentlich am Buffet oder Kaffeetisch? „Über Privates, was wir heute so machen oder auch nicht mehr machen“, antwortete Ulrike Nasse-Meyfarth verschmitzt auf der Terrasse vor dem Vereinsheim des TC Stadtwald Hilden, aus dem ein lebhaftes Stimmengewirr nach draußen drang. Die Hochsprung-Olympiasiegerin von 1972 und 1984 gehörte am Sonntag zu den prominentesten Gästen beim alljährlichen Klassentreffen der früheren Top-Leichtathleten in Hilden. Zu dem hatte Lokalmatador Ulli Haupt, selbst ehemaliger Sprinter mit Podiumsplätzen bei Deutschen Meisterschaften, einmal mehr eingeladen. Und rund 80 Gäste folgten dem Aufruf. „Im vergangenen Jahr habe ich die große Beteiligung noch auf die vorherige Corona-Pause zurückgeführt, aber jetzt erkennt man einfach, dass das Bedürfnis da ist, sich hier auszutauschen“, sagte er – und grüßte wenig später den nächsten Gast: Ex-Sprinter und Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse schüttelte am Vereinsheim viele Hände – und war rasch ins Gespräch vertieft.
Aus allen Teilen Deutschlands kamen die früheren Spitzenleichtathleten zusammen. „Es hat sich einfach herumgesprochen“, erklärte Ulrike Nasse-Meyfarth, die heute Jugendliche in Leichlingen trainiert. Treffen wie diese gebe es in der Leichtathletik sonst kaum. Dazu brauche es in Deutschland private Initiativen wie die von Ulli Haupt.
Entsprechend lang war die Liste der hochkarätigen Leichtathleten, die eine Menge Sportgeschichte mitgeschrieben haben: Zu ihnen gehörte zum Beispiel Manfred Hüning, der als Weltklasse-Hammerwerfer zu den Leidtragenden des Olympiaboykotts
von 1980 zählte. Eine bittere Olympia-Anekdote vermochte auch Dieter Büttner zu erzählen: Im Halbfinale über 400 Meter Hürden 1972 stürzte der amtierende Deutsche Meister über seinen DDR-Rivalen – und gab anschließend zu Protokoll, er habe sich auf zehn Hürden eingestellt, nicht auf elf. Zu ihm gesellte sich am Stehtisch beim TC Stadtwald Manfred Steffny, der die Olympischen Marathons in Mexiko 1968 und München 1972 lief und noch heute das Laufmagazin Spiridon herausgibt. „Ich laufe noch vier Mal pro Woche“, verriet der 82-Jährige.
Zu den regelmäßigen Besuchern des Beisammenseins gehört auch Willi Wülbeck: „Ich freue mich immer, so viele Sportler von früher wiederzusehen“, sagte er – und schwärmte: „Wir haben die großen Zeiten der Leichtathletik erlebt“.
Er besuche noch immer gerne Wettkämpfe, erzählte er. Auch die gegenwärtige Krise mit dem historische schwachen Abschneiden der DLV-Athleten bei der Weltmeisterschaft 2023 gehörte zu den Gesprächsthemen: „Die Leichtathletik muss es wieder schaffen, attraktiv zu werden in den Köpfen der jüngeren Bevölkerung“, sagte er. Und letztlich brauche es auch mehr Geld: Als junger Sportler stehe
Diese Treffen haben schon Tradition
Seit 2013 versammelt Ulli Haupt stets jährlich im Frühling ehemalige Spitzen-Leichtathleten in seiner Heimatstadt Hilden – anfangs nur im kleineren Kreis. Nach dreijähriger Corona-Pause waren bereits im Jahr 2023 rund 80 Gäste ins Vereinsheim des TC Stadtwald Hilden an der Elberfelder Straße gekommen
man immer vor der Entscheidung, sich beruflich weiter zu entwickeln oder das Training mit dem größer gewordenen Aufwand fortzusetzen. „Auch ich stand vor dieser Situation“, berichtete Wülbek, der nach der aktiven Laufbahn Sportevents veranstaltete. Auch die Arbeit eines Trainers, hob er hervor, müsse sich finanziell mehr lohnen. Er befürworte auch die Entscheidung des Leichtathletik-Weltverbands, Goldmedaillengewinner mit 50 000 Dollar zu belohnen.
Und so hatten die Sportheroen früherer Tage bei ihrem lockeren Treffen im Vereinsheim auch den Nachwuchs im Blick: 1800 Euro warb Dieter Büttner bei den Gästen für die Sportstiftung NRW ein. Der Betrag wird verdoppelt – und finanziert das Stipendium vom Politikstudent Moritz Raykowski: Der 25-Jährige wurde 2018 EM-Fünfter über 400 Meter und gehört zur Deutschen Mannschaft der Paralympics. Und beim Treffen der Veteranen führte auch er viele Gespräche. „Hier sind einfach viele Legenden“, schwärmt er. Und ihre Anregungen hätten auch nach vielen Jahren noch immer ihre Gültigkeit behalten: „Das Rad wird eben nicht neu erfunden, es ist derselbe Druck und dieselbe Psychologie.“