Schüler und Berufe finden zueinander
Carl-Fuhlrott-Schüler haben in der Stadtbücherei Hochdahl ihre Erlebnisse und Erkenntnisse aus ihren Praktika dokumentiert. Dabei gibt es ganz klare Erfolgsgeschichten.
ERKRATH Am Anfang ist da eine Idee, ein Wunsch, und dann muss der Weg zur Realisierung gebahnt werden. Die Hochdahler Carl-Fuhlrott-Schule lässt niemanden allein, wenn es darum geht, einen geeigneten Praktikumsplatz zu finden. Unterlagen wie Lebenslauf und Motivationsschreiben werden vorbereitet und die Schüler dann ermutigt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen – manchem Arbeitgeber reicht eine E-Mail oder ein Telefonat, bei anderen fasst man sich ein Herz, geht hin und klopft an, ob da nicht ein Praktikumsplatz zu haben wäre.
Idee, Wege und Wirklichkeit haben Schüler der Klassen 9 und 10 der Hauptschule in einer Ausstellung in der Stadtbücherei Hochdahl dokumentiert, jeder mit einem eigenen kleinen Plakat und alles individuell dekoriert und ausgeschmückt. Es gibt klare Erfolgsgeschichten wie die von Seweryn, der sich nach einem Erzieher-Praktikum im vergangenen Jahr nun bei einem Zahnarzt umschauen durfte und sozusagen vom Fleck weg als Azubi angestellt wurde. Den entsprechenden Vertrag hat er schon in der Tasche, am 1. August geht es für ihn in einer Hochdahler Praxis los – und er ist ziemlich happy damit.
Ebenfalls auf einem Umweg möchte Soukaina (16) im kommenden Jahr zum Ziel kommen, nämlich zu einem Praktikum bei der Polizei, für das sie derzeit noch zu jung ist. Ersatzweise hat sie in diesem Jahr ein Praktikum bei der Feuerwehr Erkrath absolviert, deren Ausrüstung und Einsatzarbeit kennengelernt. Sie habe sogar mit zu Einsätzen rausfahren dürfen, erzählt die Ukrainerin, noch ganz beeindruckt von der wendigen Drehleiter und überhaupt von der Professionalität und der Strukturiertheit, mit der mal ein Überflutungsschaden, mal ein Brand angepackt wird. Ihre Zukunft sieht Soukaina aber eher bei der Polizei. Draußen sein und auf Streife gehen, das sei genau ihr Ding, sagt die junge Frau mit den dunklen Locken.
Wie Pädagoge Tran Nguyen – er koordiniert die Berufswahlprojekte der Hochdahler Hauptschule – berichtet, hat es erst kürzlich ein Fuhlrott-Schüler geschafft, nach einem Praktikum eine Ausbildungsstelle bei der Polizei zu ergattern. Genau dieser Weg schwebt Soukaina vor. Offener ist die berufliche Zukunft dagegen noch für Anya, die bei einem Bekleidungsdiscounter hospitiert hat, aber das Auspacken und Aufbügeln von Kleidung auf Dauer doch etwas langweilig fand. Viel lieber stand sie (mit Unterstützung) an der Kasse, denn dort habe sie etwas Neues lernen können, erzählt die Schülerin, die eigentlich lieber Architektin werden möchte.
Das ist auch das Ziel von Zaenab, obwohl sie als Praktikantin in einer Unterfeldhauser Kita viel Freude hatte und mit ihren Basteltalenten sehr gut ankam. Vom Abitur mit anschließendem Medizinstudium träumt Zaenab, die im Verlauf ihres Praktikums bei einem Hildener Zahnarzt auch einmal bei einer
Operation dabei sein durfte – und jetzt ganz sicher weiß, dass sie Blut sehen kann, was für angehende Mediziner ja nicht unwichtig ist.
Praktika können Wege bahnen, falsche Vorstellungen gerade rücken oder zu neuen, womöglich ganz anderen Ideen führen, wichtig sind die gesammelten Erfahrungen wohl in jedem Fall. Über die Praktika hinaus helfen regelmäßige Sprechstunden mit Berufsberatern der Mettmanner Arbeitsagentur in der Schule sowie Kontakte zu Handwerkern und zur Wirtschaft vor Ort. So scheint es nicht verwunderlich, dass die Schule sich im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge das Siegel „berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule“sichern konnte.