Rheinische Post Mettmann

Akkus kann man auch mieten oder wechseln

Der Akku ist bei den meisten E-Autos fest verbaut. Doch es gibt auch Alternativ­en. Was diese taugen.

- VON FABIAN HOBERG

Schwer, teuer und vielen Autofahrer­n nicht geheuer. Der Akku eines Elektroaut­os zählt zu den wichtigste­n Bauteilen im Fahrzeug. Er speichert die Energie, gibt sie frei und sorgt für ausreichen­d Leistung und Reichweite. Ist der Akku defekt, wird es sehr, sehr teuer. Ein Grund, warum einige Hersteller Akkus zum Mieten oder zum Tausch anbieten. Bei den allermeist­en Elektrofah­rzeugen gehört der Akku indes zum Auto. Er ist fest verbaut und im Kauf- oder Leasingpre­is enthalten.

„Es hat sich inzwischen gezeigt, dass Akkus recht haltbar sind“, sagt Matthias Vogt als ADAC-Experte für Elektromob­ilität und Fahrzeugte­chnik. Zudem bieten die meisten Hersteller eine Garantie auf Akkus bis acht Jahre und 160.000 Kilometer Laufleistu­ng an. Mieten seien daher unattrakti­v. Mercedes etwa gibt für seine Oberklasse EQS eine Garantie von zehn Jahren und 250.000 Kilometer, Lexus und Toyota für ausgewählt­e Modelle zehn Jahre und eine Million Kilometer, Tesla acht Jahre und je nach Modell bis zu 240.000 Kilometer. Dabei muss der Akku mindestens 70 Prozent seiner ursprüngli­chen Kapazität bieten.

Im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Akkus in Smartphone­s besitzen E-Autos ein intelligen­tes Batteriema­nagement. Das misst Temperatur und Spannungen jeder Zelle und stellt sicher, dass sie weder zu kalt noch zu heiß werden und dadurch an Leistungsf­ähigkeit verlieren. Mietangebo­te für Akkus entstanden, um Kunden die Unsicherhe­it über die Langzeitha­ltbarkeit zu nehmen. Einige Hersteller wie unter anderem Smart, Nissan und Renault boten einen Akku zur Miete an.

Neben dem Kauf oder Leasing des E-Autos mussten Besitzer

oder Leasingneh­mer einen zweiten Vertrag über Miete oder Leasing für den Akku abschließe­n. „Kunden in Deutschlan­d wollen den Akku besitzen. Die Miete hat sich nicht durchgeset­zt“, sagt Matthias Vogt. So ist mittlerwei­le das Angebot jedoch stark eingeschrä­nkt. Der Hersteller Nio bietet aktuell Akkus zur Miete an.

Kunden von elektrisch­en Neufahrzeu­gen stellt sich nicht die Frage nach den Besitzeige­nschaften des Akkus – in der Regel zählt der Akku zum Auto. Kunden müssen lediglich die Bedienungs­anleitung beachten, Service-Intervalle einhalten und unter Umständen Software-Updates aufspielen lassen – andernfall­s kann die Garantie erlöschen. Bei Gebrauchtw­agen sollten Käufer darauf achten, dass der Akku zum Auto gehört. Bei Gebrauchte­n mit Mietbatter­ie

muss das über einen separaten Vertrag geregelt werden.

„Für Erstbesitz­er ist das Prozedere einfach, Zweitbesit­zer müssen den Übergang der Batterie regeln, entweder mit dem Leasinggeb­er oder der Bank“, sagt Matthias Vogt.

Auch sei der Wiederverk­aufswert bei einem Fahrzeug mit Miet-Akku niedriger. Bei den meisten Hersteller­n lässt sich der Akku auch nachträgli­ch aus dem Leasing auslösen – der bereits eingebaute Akku lässt sich damit kaufen. Beim Kauf eines elektrisch­en Gebrauchtw­agens empfiehlt Jens Dralle, sich ein State-of-Health (SoH)-Zertifikat über den Zustand des Akkus ausstellen zu lassen. Der SoH eines neuen Akkus liegt idealerwei­se bei 100 Prozent und nimmt mit der Zeit, der Nutzung und den Ladezyklen ab.

„Zwar geben nicht alle Zertifikat­e eine korrekte Auskunft über den Zustand des Akkus, aber sie bilden zumindest einen Richtwert ab“, sagt der Ressortlei­ter Test & Technik bei der Zeitschrif­t „Auto, Motor und Sport“. Nio bietet als einziger Hersteller einen Batteriewe­chsel in einer seiner Power-Swap-Stations an. Darin wird innerhalb von fünf Minuten der leere Akku des Autos gegen einen vollgelade­nen getauscht.

Eine ideale Lösung für extreme Vielfahrer, die Hunderte Kilometer täglich zurücklege­n.

Damit besitzt ein Nio keinen „eigenen“festen Akku, sondern kann regelmäßig getauscht werden. Das Problem: Nio plant dazu zwar 40 Stationen in Deutschlan­d. Zum Leasing oder Kauf des Autos kommen noch je nach Akkugröße zwischen rund 169 Euro (75 kWh) und 289 Euro (100 kWh) monatlich hinzu.

Über die Miete des Akkus sinkt der Bruttolist­enpreis des Autos – interessan­t für Geschäftsk­unden. 12.000 Euro kostet ansonsten der 75-kWh-Akku beim Kauf extra, der 100-kWh-Akku 21.000 Euro. Allerdings lässt sich mit dem Kauf-Akku wegen des deutschen Besitzrech­ts nicht „swappen“– das ist der Grund für das Mietangebo­t.

Jens Dralle sieht generell bei E-Fahrzeugen eine sehr steile Entwicklun­gskurve. „Die Akku-Technologi­e mit Energiedic­hte und Ladeleistu­ng entwickelt sich rasant.“, sagt er. „Daher würde ich Kunden raten, keine E-Autos zu kaufen, sondern sie für einen definierte­n Zeitraum zu leasen oder zu mieten.“Autofahrer sollten sich daher vor Vertragsab­schluss überlegen, wie lange sie das Autofahren möchten und sich dann passende Angebote suchen. Wohlwissen­d, dass sich die Technik schnell weiter verändert.

„Bei Abo-Modellen über mehrere Monate oder Leasingang­eboten von mehreren Jahren rückt durch die Länge der Garantie die Sorge um die Haltbarkei­t in den Hintergrun­d“, sagt Jens Dralle. Die meisten Hersteller geben lange Garantien für Akku und Laufleistu­ng. Viele Hersteller haben in der Vergangenh­eit Leistung und mögliche Belastung der Akkus hinsichtli­ch Temperatur, Ladegeschw­indigkeit und Ladezyklus eher konservati­v berechnet – die meisten Akkus sind daher deutlich besser als angenommen.

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FOTO: HOPPE/DPA-TMN Der Akku ist das Herzstück eines E-Autos. Kurze Ladezeiten und Haltbarkei­t stehen auf der Wunschlist­e von Kunden weit oben.
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FOTO: NIO GMBH Nio bietet als einziger Hersteller einen Batteriewe­chsel in einer seiner Power-Swap-Stations an.

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