Der korrekte Weg bei der Kündigung
Der Wechselwille auf dem Arbeitsmarkt ist Umfragen zufolge groß. Wer seinen Arbeitgeber verlassen will, muss einige Dinge beachten, damit es am Ende keine böse Überraschung gibt. Wie man rechtssicher vorgeht.
Ihren Job kündigen, das können Beschäftigte ohne Weiteres: Denn anders als die Arbeitgeberseite haben Arbeitnehmer jederzeit die Möglichkeit, grundlos ordentlich zu kündigen. Aber wie muss eine Kündigung eigentlich aussehen? Und wie geht man richtig vor? Sechs Punkte, die Sie beachten sollten:
1. Schriftlich kündigen
„Am wichtigsten ist, dass die Kündigung schriftlich erfolgt“, sagt Till Bender von der Rechtsschutzabteilung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Das heißt: Auf Papier und persönlich unterschrieben. Eine Kündigung per Mail, Whatsapp oder über das firmeninterne Intranet ist nicht wirksam.
Die Formulierung muss zudem eindeutig sein, zum Beispiel: „Hiermit kündige ich das Arbeitsverhältnis ordentlich unter Einhaltung der Frist zum …, hilfsweise zum nächstmöglichen Zeitpunkt danach.“Eine Begründung für die Kündigung ist nicht nötig. Wer das trotzdem tun möchte, sollte sich kurzfassen. „Unangebracht sind seitenlange Ausführungen, in denen man mit dem Unternehmen abrechnet“, sagt Bender.
2. Kündigungsfristen prüfen Die Kündigungsfrist kann sich aus dem Gesetz, einem Tarifvertrag oder dem Arbeitsvertrag ergeben. Oft wird sie im Arbeitsvertrag an die Dauer der Betriebszugehörigkeit geknüpft und verlängert sich, je länger man im Unternehmen arbeitet. Ist nichts geregelt, beträgt die Kündigungsfrist (bü) Handyverbot Ein Arbeitgeber darf ohne Beteiligung des Betriebsrats ein Verbot der Handynutzung während der Arbeitszeit aussprechen. Denn es gehe bei dem Verbot nicht um das Ordnungsverhalten der Beschäftigten im Betrieb. Die Maßnahme betreffe das Arbeitsverhalten und konkretisiere damit unmittelbar die Arbeitspflicht. Ein generelles Verbot oder ein Nutzungsverbot in Sozialräumen während der Pausen darf nur in Absprache mit dem Betriebsrat formuliert werden. (BAG, 1 ABR 24/22)
Inflationsprämie Befindet sich ein Arbeitnehmer in der passiven Phase der Altersteilzeit, so kann er nicht verlangen, dass auch ihm eine in dieser Zeit vom Arbeitgeber gewährte „Inflationsausgleichsprämie“ausgezahlt wird. Hat dieser die Zahlung in einer tarifvertraglichen Regelung für diejenigen ausgeschlossen, „die an dem Stichtag in einem gekündigten oder ruhenden Arbeitsverhältnis stehen oder sich in der Passivphase der Altersteilzeit oder im Vorruhestand befinden“, so sei das nicht zu beanstanden. In dieser tariflichen Differenzierung liege keine unzulässige Altersdiskriminierung. (LAG Düsseldorf, 14 Sa 1148/23
(tmn) Datenschutz Ein Arbeitnehmer kann wegen eines Verstoßes gegen die Datenschutzgrundverordnung
vier Wochen zum 15. oder zum Ende eines Kalendermonats. „Ist eine Probezeit vereinbart, kann man in dieser Zeit mit kürzerer Zeit kündigen“, erläutert Bender.
Wer schon vor Ablauf der Kündigungsfrist in einen neuen Job will, sollte das mit dem Arbeitgeber besprechen. Falls er sich auf einen Aufhebungsvertrag einlässt, kann das Arbeitsverhältnis früher beendet werden.
3. Kündigung an die richtige Person adressieren
Das Kündigungsschreiben braucht einen Empfänger. Der Firmenname muss dafür vollständig sein – er findet sich auf dem Arbeitsvertrag. Das Kündigungsschreiben richtet
(DSGVO) durch den Arbeitgeber nur dann Schadensersatz verlangen, wenn ihm ein konkreter Schaden entstanden ist. Das zeigt ein Urteil des Arbeitsgerichts Suhl (Az. 6 Ca 704/23), auf das die Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) hinweist. In dem Fall hatte ein Arbeitnehmer Auskunft über seine gespeicherten Daten verlangt. Der Arbeitgeber übersandte die Daten unverschlüsselt per E-Mail. Damit habe er zwar gegen die DSGVO verstoßen. Ein Schadensersatzanspruch des Arbeitnehmers bestehe jedoch nicht, da er hier keinen konkreten Schaden dargelegt habe. Die Entscheidung steht im Einklang mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs: Der bloße Verstoß gegen die DSGVO begründe noch keinen datenschutzrechtlichen Schadensersatzanspruch (Az. C-300/21). man im besten Fall an die Geschäftsführung oder die Personalleitung. „Wer unsicher ist, sollte sich vorsorglich an die Geschäftsführung wenden“, sagt Corinne Klapper, Fachanwältin für Arbeitsrecht in München. Der unmittelbare Vorgesetzte ist hingegen in der Regel nicht der zuständige Adressat.
Ebenfalls wichtig: Beschäftigte müssen nachweisen können, dass die Kündigung zugestellt wurde. Dazu kann man das Schreiben von einem Boten überbringen lassen. „Oder Sie geben es persönlich an der zuständigen Stelle ab, sollten sich dann aber die Abgabe des Schreibens quittieren lassen“, erklärt die Rechtsanwältin. Auch möglich: Die Kündigung per Einwurf-Einschreiben versenden. Damit kann der Beschäftigte einen Nachweis darüber anfordern, dass und wann der Arbeitgeber die Kündigung erhalten hat.
4. Das Arbeitsverhältnis ordentlich zu Ende bringen Das Arbeitsverhältnis geht bis zum Schluss ganz normal weiter. „Man sollte mit der Führungskraft besprechen, wer wann zum Beispiel das Team über die Kündigung informiert“, rät Klapper. „Eine Pflicht, über die Zukunftspläne zu informieren, gibt es nicht.“Zu klären ist aber, wann der Resturlaub genommen werden kann.
Wer sich in zeitlicher Nähe zur Kündigung krankschreiben lässt, riskiert seinen Anspruch
auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall – besonders wenn die prognostizierte Arbeitsunfähigkeit passgenau auf das Ende des Arbeitsverhältnisses fällt. „Hier wird vermutet, dass man überhaupt nicht krank ist“, sagt DGB-Experte Till Bender.
5. Rechte kennen
Unter Umständen haben Beschäftigte keine Möglichkeit, ihr Arbeitsverhältnis fristgerecht zu beenden. Dafür gibt es bestimmte Sonderfälle: „Bei einem befristeten Arbeitsvertrag, in dem eine ordentliche Kündbarkeit nicht vereinbart ist, haben Beschäftigte keine Kündigungsmöglichkeit“, erklärt Corinne Klapper. Zudem kann eine Klausel im Arbeitsvertrag die Kündigung vor Dienstantritt verbieten.
Und eine fristlose Kündigung von Seiten des Arbeitnehmers ist nur bei einem wichtigen Grund möglich, zum Beispiel einem erheblichen Fehlverhalten des Arbeitgebers. Hier gilt genauso wie im umgekehrten Fall: Der Beschäftigte müsse seinen Arbeitgeber vorher in der Regel in gleicher Angelegenheit abgemahnt haben, erklärt Klapper. Zeigt der Arbeitgeber auch nach der Abmahnung das Fehlverhalten, kann der Beschäftigte fristlos kündigen.
6. Rechtzeitig arbeitssuchend und arbeitslos melden
Alle, die ihre Tätigkeit ohne wichtigen Grund aufgeben und keine direkte Anschlussbeschäftigung haben, riskieren eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld von zwölf Wochen. „Trotzdem sollte man sich nach der Kündigung umgehend arbeitslos melden, sonst kann zusätzlich zu den zwölf Wochen eine Sperrzeit wegen verspäteter Meldung hinzukommen“, sagt Klapper.
Wer selbst kündigt, ohne eine neue Beschäftigung zu haben, muss einen wichtigen Grund haben und diesen gegenüber der Bundesagentur für Arbeit auch beweisen können, um den Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht vorübergehend zu verlieren. Das kann etwa Mobbing durch Vorgesetzte sein oder monatelang ausbleibender Lohn.
Um sicherzugehen, dass man keine Sperrzeit erhält, sollte man Kontakt mit der zuständigen Agentur für Arbeit aufnehmen und die Sachlage erklären, bevor man die Kündigung ausspricht.
RECHT & ARBEIT