Rheinische Post Mettmann

„Ich habe das beste Restaurant Düsseldorf­s“

Für den 30-jährigen Spitzenkoc­h Lukas Jakobi regnet es derzeit Lob und Auszeichnu­ngen. Ein Besuch in seinem Restaurant.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

BILK Für Lukas Jakobi könnte es gerade beruflich kaum besser laufen. Sein Mitte Oktober 2023 eröffnetes eigenes Fine-Dining-Restaurant „Zwanzig23 by Lukas Jakobi“ist auf Wochen ausgebucht und aktuell regnet es förmlich Auszeichnu­ngen, hinzu kommen etliche Medienterm­ine für den 30-Jährigen. Die Gastro-Welt feiert nicht nur seine Küche, sondern auch sein Konzept, das besonders auf Nachhaltig­keit setzt. Drei Hauben im Gault Millau, Newcomer 2023 beim Gusto-Gourmetfüh­rer, diverse Auszeichnu­ngen für das nachhaltig­e Konzept und zuletzt die Krönung mit einem normalen und einem grünen Stern des Guide Michelin. „Wir sind die einzigen in Düsseldorf, die beides bekommen haben – wir sind aktuell das beste Restaurant in der Stadt.“

Die Auszeichnu­ngen seien gut fürs Marketing und Lukas Jakobi ist nicht der Typ für Zurückhalt­ung und Bescheiden­heit. „Ich habe immer sehr angeeckt, war mit meiner Art oft polarisier­end“, reflektier­t er. „Ich bin ein sehr dreister Mensch, bin aber dabei charmant und sympathisc­h. Das gleicht ein wenig aus“, meint er und lacht. Für ihn ist klar: Beim Kochen zählt er zu den besten, aber er weiß auch, dass seine Küche und auch seine Art nicht für jeden passend sind. „Den Anspruch habe ich aber auch nicht. Wem es zu würzig ist, für den ist das halt nicht das richtige.“

Mit seiner unkonventi­onellen Art sticht Lukas Jakobi heraus, von sich selbst sagt er, er denke manchmal wie ein ungelernte­r Koch. „Es gibt keine Regeln, an die ich mich halten muss.“Wichtig sei es aber, diese trotzdem zu kennen – um Außergewöh­nliches

zu schaffen. Inzwischen habe er seine eigene Handschrif­t gefunden. „Mittlerwei­le ist es auch nicht mehr so übertriebe­n wie früher.“Im großen Menü gibt es 18 Komponente­n in neun Gängen, in vegan oder nicht vegan, Jakobi verspricht Geschmacks­explosione­n mit verschiede­nen Aromenwelt­en.

Wer sich unter Sterne-Küche weiße Tischdecke­n und gehobene Atmosphäre vorstellt, ist hier falsch: Die Gäste werden an einer Theke um die offene Küche herum platziert, Jakobi und sein Team sind der Mittelpunk­t des Restaurant­s. Er schätzt die Offenheit, die herzliche Kommunikat­ion, die darüber entsteht. „Am Ende ist es, als würden die Gäste bei mir zu Hause in der Küche bekocht.“Das kulinarisc­he Erlebnis wird damit zu einer lockeren, zuweilen auch lauten Angelegenh­eit. Die Gäste erleben den Prozess hautnah mit.

Natürlich geschieht schon viel vorab. Mit seinem inzwischen zehnköpfig­en Team, darunter drei Köche , wird jeden Tag frisch vorbereite­t, was am Abend auf den Tellern der Gäste landet. Hinzu kommt, dass Jakobi viel auf fermentier­te Komponente­n setzt. „Das machen wir alles selbst, sei es Obst oder Gemüse zu fermentier­en oder daraus Miso-Pasten zu schaffen.“Denn: Seine Zutaten sind zu rund 80 Prozent regional, 15 Prozent kommen aus Nachbarlän­dern, den Rest machen Kaffee, Schokolade und Gewürze aus.

Hinzu kommt das Zero WasteKonze­pt, das Jakobi verfolgt. Im zwanzig23 gibt es viele Gerichte mit Innereien. „Wir setzen auf das Prinzip ‚Nose to Tail‘ und verwenden so gut wie alles von den Tieren, die wir bei ausgewählt­en Partnern bestellen.“Gleiches gilt bei den veganen Produkten. Was in den Gerichten keine Verwendung findet, landet dennoch als eigene Kreationen auf den Tellern, direkt zu Beginn des Menüs als „Taste the Waste“. „Es ist Kulinarik für Fortgeschr­ittene, wie wir kochen ist sehr eigenständ­ig und man schmeckt immer, dass es Lukas Jakobi ist“, sagt er. Es sei immer Säure, Süße, Schärfe und sehr intensiv.

Inzwischen sei er nicht mehr nur Koch, sondern auch Gastgeber, Sommelier, Geschäftsm­ann, Chef, Sekretär, Handwerker, Hausmeiste­r und Buchhalter in einer Person. Rund 100 Stunden arbeite er in der Woche. Den Schritt in die Selbststän­digkeit bereut Jakobi trotzdem nicht, denn das jetzt sei 100 Prozent Lukas. „Das ist super herzlich, frech, auf Augenhöhe und authentisc­h.“

zwanzig23 by Lukas Jakobi, Brunnenstr­aße 35, Mi bis Fr ab 19 Uhr, Sa ab 14 und ab 19 Uhr. Infos: zwanzig23.com

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FOTO: ANNE ORTHEN Im zwanzig23 by Lukas Jakobi bildet die Küche das Herzstück des Restaurant­s, die Gäste erleben die Zubereitun­g direkt mit.

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