Rheinische Post Mettmann

Koalitions­krach im Gepäck

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Der Bundestag tritt nächste Woche zusammen – in der Hauptstadt beginnt nach der Osterpause wieder der politische Betrieb. Und es wird spannend: Bekommt die Koalition die Kurve, 18 Monate vor der nächsten Bundestags­wahl? Oder sind die Gräben, auch die menschlich­en, zu tief? Die Frage bleibt spannend, denn zwischen der FDP und ihren Koalitions­partnern, der SPD von Kanzler Olaf Scholz und vor allem den Grünen, knirscht es gewaltig. Aktuell gibt es etwa Streit über die geplante Kindergrun­dsicherung und die Vorstellun­gen von Bundesfina­nzminister und FDP-Chef Christian Lindner für Entlastung­en bei der Einkommens­teuer. Lindner pocht außerdem auf die Einhaltung der Schuldenbr­emse in Deutschlan­d. Dem entgegen steht ein Lieblingsp­rojekt der Grünen, die Kindergrun­dsicherung. Ursprüngli­ch als Bündelung von Sozialleis­tungen gedacht, ufert das Projekt mit geplanten 5000 Vollzeitst­ellen bei der Bundesagen­tur für Arbeit völlig aus. Interessan­terweise macht Lindner nun in einem Interview den Haushalt quasi zur Bedingung für die Fortführun­g des Bündnisses – wenn man sich auf ihn einige und die Schwäche der Wirtschaft gemeinsam beseitigen könne, dann würden Spekulatio­nen über den Zusammenha­lt des Regierungs­bündnisses verschwind­en.

Doch das ist gar nicht so einfach. Denn Termine für Koalitions­ausschüsse werden beraten, dann verworfen. Bisher hat man sich in diesem Jahr noch nicht getroffen. Und man ist sich in der Koalition nicht nur bei den Finanzen, sondern auch in Fragen von Krieg und Frieden uneins. Die Grünen sind für Lieferunge­n des Marschflug­körpers Taurus an die Ukraine, die FDP eigentlich auch, die SPD und ihr Kanzler dagegen. Und so geht der Reigen munter weiter. Scholz jedenfalls sucht Ende nächster Woche erst mal das Weite. Er reist nach China. Den Koalitions­krach im Gepäck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany