Betreuungsausfall: Kita-Eltern fordern Springerteams
504 Mal gab es im Kita-Jahr 2022/23 eine meldepflichtige Verkürzung der Betreuungszeiten. Familien stellt das vor Probleme.
DÜSSELDORF Kurzfristig abgesagte Betreuungszeiten in den Kitas sind aktuell das Top-Thema in den Düsseldorfer Familien mit Kleinkindern. „Das Thema und die damit einhergehenden Unsicherheiten dominieren seit Monaten“, sagt Bastian Schubert. Der Vater ist Vorsitzender des Jugendamtselternbeirats ( JAEB) und damit stadtweiter Sprecher von Tausenden Kita-Eltern. Fast alle Hinweise, die er erhalte, drehten sich um gestrichene Stunden oder Tage bei der Betreuung der Jüngsten. Neben personellen Engpässen spielten dabei auch Krankmeldungen eine wichtige Rolle.
„Allerdings ist das Bild sehr uneinheitlich. Während bestimmte Standorte immer wieder und häufig auch längerfristig betroffen sind, gibt es andernorts kaum Absagen“, sagt Schubert. An bestimmten Trägern – neben der Stadt betreiben auch
Wohlfahrtsverbände, Betriebe und Elterninitiativen Kitas – möchte der 37-Jährige das Problem nicht festmachen: „Es sind eher einzelne Standorte innerhalb der jeweiligen Träger, in denen besondere Schieflagen existieren.“
Doch welche Dimension haben die Betreuungsausfälle eigentlich? Die Antwort darauf ist nicht einfach. Denn die abgesagten Stunden, Tage oder Wochen werden nicht zentral erfasst. Wohl aber die Tatsache, wer überhaupt einen Ausfall zu verzeichnen hat und wie oft das in einem Kita-Jahr geschieht. „Ausfälle sind unter bestimmten Voraussetzungen meldepflichtig“, sagt Anja Kolb-Bastigkeit, die im Amt für Soziales und Jugend den Kita-Bereich koordiniert. Für unsere Redaktion hat die Abteilungsleiterin die Zahlen für 2022 und 2023 herausgesucht.
Danach gab es im vergangenen Kita-Jahr 504 Meldungen von 124 Kitas über Ausfälle. Teilweise geben
Einrichtungen mehrere Meldungen ab, weil es bei ihnen häufiger zu Ausfällen kommt. Mehr als 50 Meldungen gab es jeweils im September, November, Dezember, Februar und März. Ein deutlicher Rückgang ist ab April erkennbar. „Hieran lässt sich ablesen, dass der im Winterhalbjahr erhöhte Krankenstand für höhere Ausfälle sorgt“, sagt Kolb-Bastigkeit. Für das laufende Kita-Jahr liegen die Daten bislang für die ersten fünf Monate (August bis Dezember 2023) vor. In dieser Zeit gab es 211 Meldungen von insgesamt 91 Kitas. Zum Vergleich: Aktuell gibt es stadtweit rund 390 Kindertageseinrichtungen.
Trotz der Bemühungen vieler Einrichtungen, das Beste aus den Notlagen zu machen, sieht Elternsprecher Schubert Handlungsbedarf. Es sei für Kinder und ihre meist berufstätigen Eltern gleichermaßen schlimm, wenn sie nie genau wüssten, ob der Nachwuchs morgen oder in der kommenden Woche bis 16 Uhr oder doch nur bis 13 Uhr oder vielleicht gar nicht betreut werde. „Man kann einfach nicht planen und das sorgt im Job und in der Familie für enorme Unsicherheiten.“Sein Vorschlag: Auf Quartiers- oder wenigstens auf Stadtbezirksebene sollten frei verfügbare Springer-Teams mit kurzfristig einsetzbaren Erziehern dafür sorgen, dass der Notstand immer dort gelindert werden könne, wo es gerade besonders brennt.
„Und ich würde mir wünschen, dass wir bei vermehrten Ausfällen nicht den vollen Preis für die U3-Betreuung zahlen müssen“, sagt eine Mutter, deren Nerven nach vielen Absagen ihrer Einrichtung blank liegen. „Das ist bei uns in Düsseldorf auf dem Kulanzweg möglich, wenn Betreuungszeiten vier Wochen oder länger beispielsweise von 45 Stunden auf 35 Stunden pro Woche reduziert werden“, sagt Anja Kolb-Bastigkeit.