Der Betrug mit den Promis
Aktuell kursieren E-Mails, dass berühmte Menschen angeblich Geld verschenken. Experten erklären, was zu tun ist.
DÜSSELDORF Manches klingt zu schön, als dass es wahr sein könnte. Wie diese Mail, die dieser Tage im Eingangspostfach aufploppte: „Hallo, ich bin Frau Maria-Elisabeth Schaeffler, eine deutsche Wirtschaftsmagnatin, Investorin und Philanthropin. Ich bin der Vorsitzende von Wipro Limited. 25 Prozent meines persönlichen Vermögens werden für wohltätige Zwecke ausgegeben. Und ich habe auch versprochen, den Rest von 25 Prozent in diesem Jahr an Einzelpersonen zu verschenken. Ich habe beschlossen, 3,6 Millionen Euro an Sie zu spenden. Wenn Sie an meiner Spende interessiert sind, kontaktieren Sie mich für weitere Informationen.“
Millionär(in) über Nacht? Und dafür einfach nur mal eine E-Mail losschicken und mitteilen: Ja, bitte Geld auf dieses Konto überweisen? Verführerische Idee, aber natürlich völlig unrealistisch. Nicht nur wegen der grammatikalischen Schwäche, in der sich die angebliche Frau Schaeffler als „der Vorsitzende“vorstellt. Warum sollte eine der reichsten deutschen Frauen, die ich noch nie gesehen habe und die noch nie von mir gehört hat, mir Geld spenden? Kann man wirklich auf so eine Mail reinfallen?
Kann man offenbar. „Manche denken sich in dem Moment fälschlicherweise, dass es eine einmalige Chance ist, viel Geld zu bekommen“, meint Ralf Scherfling, Phishing-Experte der Verbraucherzentrale NRW. Und selbst solche Menschen, die eine Betrugsmasche dahinter vermuten, sind mitunter neugierig und antworten, um zu sehen, was dann passiert. „Kriminelle perfektionieren ihre Täuschungen, um zu verhindern, dass die Zielperson die Tarnung durchschaut. So werden aktuelle E-Mails und Webseiten von legitimen Unternehmen so gut imitiert, dass diese vom Original kaum zu unterscheiden sind“, sagt Margit Schneider, die das Sicherheitsmanagement bei der Euro-Kartensysteme GmbH verantwortet. Außerdem würden gezielt die menschliche Psyche manipuliert und „Stressreaktionen, Überraschungsmomente, Respekt vor Autorität, Hilfsbereitschaft, Ängste oder einfach nur der Wunsch, alles richtig zu machen, ausgenutzt“. Die Kriminellen bauen Handlungsdruck auf und versuchen so, Unsicherheit zu schüren.
Schaeffler, deutsch-österreichische Unternehmerin und Milliardärin, ist nur eine der Prominenten, mit deren Namen Betrüger im Internet und per Mail arbeiten. Fußball-Nationalspieler Thomas Müller, Tatort-Kommissar Axel Prahl, Schlagerstar Roland Kaiser und andere dienten schon als populäre Plattform in den sozialen Medien. Der damalige libysche Präsident Muammar al-Gaddafi war vor Jahren beliebtes Fake-Mail-Motiv. Gaddafi war gerade angeblich auf der Flucht und wollte sein Geld in Sicherheit bringen. Das Gesicht von Friedrich Merz diente den Betreibern dubioser Bitcoin-Portale als Lockmittel, um leichtgläubige Kunden zu ködern. Der CDU-Vorsitzende hat noch nie für Kryptowährungen geworben.
Jetzt zur Abwechslung mal wieder Frau Schaeffler. Keinesfalls reagieren, möchte man den Empfängerinnen und Empfängern solcher Mails zurufen. Verbraucherschützer