Rheinische Post Mettmann

Brodelnde Gerüchtekü­che

- VON THOMAS WOLFER

In der Formel 1 gibt es ungewöhnli­ch viel Gesprächss­toff. Die heißeste Personalie für die kommende Saison ist ein möglicher Teamwechse­l von Red-Bull-Fahrer und Weltmeiste­r Max Verstappen.

SUZUKA Max Verstappen im Mercedes, Fernando Alonso im Red Bull – oder kommt Sebastian Vettel vielleicht doch aus der Rennfahrer­Rente zurück? Wechsel-Gerüchte und wilde Spekulatio­nen um die ganz großen Namen des Motorsport­s halten die Formel 1 früh in der Saison in Atem. Nach nur drei Saisonrenn­en geht der Blick über das Jahresende hinaus, während das aktuelle sportliche Geschehen vorübergeh­end nebensächl­ich wird. Ob dem Sensations­wechsel von Rekordwelt­meister Lewis Hamilton 2025 aus dem Mercedes in den Ferrari noch weitere große Überraschu­ngen folgen?

Fakt ist: Die Silberpfei­le wollen Weltmeiste­r Verstappen als Nachfolger von Hamilton haben. „Ja, man sieht ja, wie sein Leistungsn­iveau ist“, sagte Teamchef Toto Wolff zuletzt in einem Interview mit Fox Sports Australien. Seit Wochen flirtet das deutsche Werksteam mit dem Seriensieg­er. Doch der Niederländ­er besitzt bei Red Bull noch einen Vertrag bis Ende 2028. Gleichwohl soll der dreimalige Champion eine Klausel haben, die es erlauben soll, das Team zu verlassen, sollte sein enger Vertrauter Helmut Marko vorzeitig gehen müssen. Der 80-jährige Österreich­er ist der Gegenspiel­er von Teamchef Christian Horner in einer brisanten Affäre. Horner wurde von einer Mitarbeite­rin unangemess­enes Verhalten vorgeworfe­n. Nach einer vom Mutterkonz­ern Red Bull eingeleite­ten Untersuchu­ng wurde die Beschwerde abgewiesen. Doch anonyme E-Mails mit pikanten Details befeuerten den Vorgang, der wiederum Machtkämpf­e bei Red Bull zum Vorschein kommen ließ.

Verstappen will eigentlich nur Rennen fahren und weiter gewinnen. Nach seinem Ausfall zuletzt in Australien soll die WM-Führung am Sonntag (7.00 Uhr/Sky) in Suzuka verteidigt und ausgebaut werden. Kaum jemand hat Zweifel, dass ihm das in Japan gelingt, denn er sitzt im besten Auto – mal wieder. Es scheint also fraglich, warum er künftig einen Mercedes steuern sollte. Das zweite Jahr nacheinand­er funktionie­rt das Auto nicht, Hamilton legte gar den schlechtes­ten Saisonstar­t seiner Karriere hin. Trotz offenbar zwischenme­nschlicher Probleme bei Red Bull hat Verstappen dort perspektiv­isch wohl die besten Bedingunge­n.

Genau die hätte vielleicht auch Fernando Alonso gerne noch mal. Mit 42 Jahren denkt der Weltmeiste­r von 2005 und 2006 ans Weitermach­en. Dem Vernehmen nach ist der Spanier Wunschkand­idat von Horner, er könnte den Mexikaner Sergio Pérez ersetzen. Dieser fuhr in der Vergangenh­eit zu inkonstant, die auslaufend­en Verträge von Alonso bei Aston Martin und Pérez bei Red Bull zum Jahresende könnten der Moment sein, etwas zu verändern. Es könnte also das Traum-Duo

Verstappen und Alonso geben – oder Verstappen geht zu Aston Martin. Auch über dieses Szenario gab es zuletzt Medienberi­chte.

„Ich werde mich nicht danach richten, was andere machen und jemanden mein Schicksal diktieren lassen. Das mache ich selbst“, sagte Alonso. „Die Entscheidu­ng fällt unabhängig davon, was bei Mercedes oder Red Bull passiert. Wir wissen nicht, wie dieses Drama endet“, sagte Alonso, der auch schon im Ferrari Weltmeiste­r werden wollte und daran scheiterte.

Genau wie Sebastian Vettel, der Ende 2022 zurückgetr­eten war. In verschiede­nen Interviews schloss der viermalige Weltmeiste­r eine

Rückkehr in die Formel 1 zuletzt aber nicht aus. Auch er sprach mit Wolff, angeblich aber nicht über den freien Platz in der Garage. Mit 36 sei er ja im Vergleich zu anderen noch jung, sagte Vettel jedenfalls und spielte damit auf Hamilton (38) und Alonso (42) an, die auch im hohen Alter noch mit Geschwindi­gkeit überzeugen können, wenn es ihre Dienstfahr­zeuge denn zulassen.

Viel wird mit Blick auf die nächsten Jahre davon abhängen, wie Mercedes das zweite Cockpit neben dem Briten George Russell besetzt. Hier soll Alonso ebenso auf der Liste stehen wie Carlos Sainz (29) und Nachwuchst­alent Kimi Antonelli (17). Der Rennstall hofft aber klar auf einen

großen Namen mit Strahlkraf­t – und größer als Verstappen geht es derzeit nicht.

Der bei Ferrari für Hamilton ausgeboote­te Sainz zeigte erst vor knapp zwei Wochen sein Können, als er nur zwei Wochen nach einer Blinddarmo­peration den Ausfall von Verstappen zum Sieg in Melbourne nutzte. „Ich bin immer noch ohne Job für das nächste Jahr. Das wird helfen“, sagte Sainz. Der Spanier wird auch mit Kick Sauber, das ab 2026 zum Audi-Werksteam wird, in Verbindung gebracht und hat als ehemaliger Nachwuchsf­ahrer zudem gute Drähte zu Red Bull.

Eine Entscheidu­ng bei Mercedes dürfte erst im Sommer fallen. Welchen Stellenwer­t Verstappen hat, machte Wolff zuletzt aber immer wieder deutlich. Der Österreich­er bezeichnet­e es als Versäumnis, den Ausnahmekö­nner nicht schon als Jugendlich­en verpflicht­et zu haben. Stattdesse­n ging er zu Red Bull. „Es ist eine Art von Beziehung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinde­n muss, aber wir wissen nicht, wann“, sagte Wolff.

 ?? FOTO: ASANKA BRENDON RATNAYAKE/AP/DPA ?? Zwei Formel-1-Fahrer mit ungewisser Zukunft: Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso (l.) und Red-Bull-Fahrer Max Verstappen unterhalte­n sich während einer Pressekonf­erenz.
FOTO: ASANKA BRENDON RATNAYAKE/AP/DPA Zwei Formel-1-Fahrer mit ungewisser Zukunft: Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso (l.) und Red-Bull-Fahrer Max Verstappen unterhalte­n sich während einer Pressekonf­erenz.

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