Das Leben siegt
Ich freue mich auf die Osternachtfeier. Für mich ein ganz besonderer Gottesdienst. Viel eindrucksvoller als jede Christmette. Und in diesem Jahr für mich das letzte Mal im aktiven Dienst.
In die dunkle Kirche werden wir einziehen. Keine einzige Lampe wird leuchten. Nur eine kleine Kerzenflamme. Die der Osterkerze, die zuvor am Feuer draußen vor der Kirche gesegnet wurde.
Die Dunkelheit im Raum kann für vieles stehen: für das Leid vieler Menschen, für Abschied durch Sterben und Tod oder für Hoffnungslosigkeit. Mit aufmerksamem Blick in die Welt um uns herum sehen wir viele solcher Situationen.
Wenn das Leben schwer wird, gehen uns oft Mut und Hoffnung verloren. Wenn Menschen Angst haben; wenn sie sich einsam und verlassen fühlen; wenn sie ungerecht behandelt werden; Krankheit und Schmerzen ertragen müssen; wenn ein Mensch stirbt, der ihnen lieb und kostbar war, dann wird es – symbolisch gesprochen – dunkel um sie herum. Wer schenkt Leben, Licht, Freude und Hoffnung? So fühlten sich einige auch damals in Jerusalem. Vor fast 2000 Jahren. Davon erzählt die Bibel. Und wir heute, wir feiern das, was weiter berichtet wird.
Ich staune immer wieder, wie viel Licht die eine kleine Kerzenflamme beim Einzug in den hohen und weiten Kirchenraum bringt. Konturen werden sichtbar, erste Gesichter erkennbar. Aus Unsicherheit kann langsam Sicherheit werden. Und wenn dann das eine Licht geteilt wird und durch viele, viele kleine Kerzen der Mitfeiernden den Raum erhellt, dann kann spürbar werden, was wir an Ostern feiern: dass Jesus zum ewigen Leben, zum Leben bei Gott auferstanden ist. Und noch mehr, dass auch wir auferstehen werden, dass auch wir zu einem Leben in die Nähe Gottes berufen sind. Wenn wir auf Gott vertrauen, auf ihn bauen, dann kann das ewige Leben schon jetzt und hier beginnen. Glaube kann uns Kraft geben für alles Schwere, das wir erleben, für alles, was auf uns zukommt. Wir dürfen nach vorne blicken. Das Leben siegt. Das ist Ostern.