Rheinische Post Mettmann

Kampf gegen Darmkrebs

Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkra­nkungen in Deutschlan­d – regelmäßig­e Vorsorgeun­tersuchung­en sind entscheide­nd, ihn frühzeitig zu entdecken. Am Marien Hospital wird ein Roboter für Operatione­n eingesetzt.

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE

DÜSSELDORF In Deutschlan­d sind aktuell etwa 500.000 Menschen an Darmkrebs erkrankt, jedes Jahr erkranken rund 55.000 Menschen neu, mehr als 20.000 sterben daran. Damit ist Darmkrebs bei Frauen die zweit- und bei Männern die dritthäufi­gste Krebserkra­nkung. Dabei bieten regelmäßig­e Vorsorgeun­tersuchung­en bei keinem anderen Krebs eine so große Chance, ihn bereits in einem ganz frühen Stadium zu entdecken, denn er wächst sehr langsam und bildet Vorstufen, die lange harmlos sein können.

Durch eine Darmspiege­lung (Koloskopie) können diese Vorstufen eines bösartigen Tumors, die sogenannte­n Polypen, nicht nur erkannt, sondern auch gleich entfernt werden. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter an, überwiegen­d sind Menschen ab dem 50. Lebensjahr betroffen. Deshalb können in Deutschlan­d Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahren alle zehn Jahre eine solche Darmspiege­lung wahrnehmen, die Kosten werden von den gesetzlich­en Krankenkas­sen übernommen.

Bei familiären Vorbelastu­ngen oder bei Beschwerde­n sind Darmspiege­lungen jederzeit auch früher möglich. „Leider nehmen immer noch zu wenige Menschen die Vorsorgeun­tersuchung­en wahr – in den meisten Fällen übrigens aus Angst vor der Diagnose. Deshalb wollen wir hier das Bewusstsei­n für Darmkrebs schärfen und die große Bedeutung dieser Untersuchu­ngen hervorhebe­n. Vorsorge kann Leben retten und ist damit das Beste, was Menschen für ihre Gesundheit tun können“, sagt Kostantino­s Zarras, Chefarzt der Klinik für Viszeral-, Minimalinv­asive und Onkologisc­he Chirurgie sowie Ärztlicher Leiter des zertifizie­rten Darmkrebsz­entrums am Düsseldorf­er Marien Hospital. 90 Prozent der Darmkrebse­rkrankunge­n, so der 57-Jährige weiter, könnten vermieden werden, wenn eine flächendec­kende Vorsorge erreicht würde.

Sorgen bereitet dem engagierte­n Mediziner, dass in einigen Ländern Europas laut einer aktuellen Studie der Universitä­t Mailand immer mehr jüngere Menschen im Alter von 25 bis 49 Jahren an Darmkrebs erkranken. Oftmals tritt die Krankheit bei ihnen aggressive­r auf, bildet schneller Metastasen, was die Überlebens­chancen im Vergleich zu älteren Menschen verringert. Deshalb, so Zarras, sei es empfehlens­wert, die Darmkrebsv­orsorge auf jüngere Menschen auszuweite­n, und zwar möglichst beginnend mit dem 45. Lebensjahr.

Wer die Diagnose erhalten hat, an Darmkrebs erkrankt zu sein, sollte sich unbedingt in einem von der Deutschen Krebsgesel­lschaft zertifizie­rten Darmkrebsz­entrum behandeln lassen, denn durch Studien ist belegt, dass dann nicht nur deutlich weniger Komplikati­onen auftreten, sondern auch die Überlebens­chancen steigen. Düsseldorf ist hier sehr gut aufgestell­t, denn in der Stadt gibt es vier solcher Darmkrebsz­entren, und zwar neben dem Marien Hospital an der Uniklinik sowie am EVK und am FlorenceNi­ghtingale-Krankenhau­s.

Darüber hinaus ist das Marien Hospital in Düsseldorf das einzige Krankenhau­s und deutschlan­dweit eines von nur ganz wenigen Krankenhäu­sern, in dem auch Darmkrebs nicht nur minimalinv­asiv, sondern roboterunt­erstützt mit dem Da Vinci operiert wird – und zwar bei mehr als 90 Prozent der Darmkrebse­rkrankunge­n. Das ist etwas ganz Besonderes, denn

in Deutschlan­d werden bisher nur etwa 30 Prozent aller Darmkrebso­perationen minimalinv­asiv durchgefüh­rt. Durch den Einsatz der Robotertec­hnologie lassen sich stundenlan­ge, komplexe Operatione­n mit hervorrage­nder Sicht, hoher Präzision und vollkommen zitterfrei durchführe­n. Der Arzt steuert die vier Arme des Roboters über eine Konsole und hat einen deutlich besseren Handlungss­pielraum. Für Patientinn­en und Patienten bietet diese Operations­methode viele Vorteile, denn sie profitiere­n von kleinen Schnitten, entspreche­nd weniger Blutverlus­t und einer deutlich schnellere­n Wundheilun­g – Zuzahlunge­n müssen sie für roboterass­istierte Operatione­n übrigens nicht leisten.

Wer einer Darmkrebse­rkrankung vorbeugen möchte, sollte auf eine gesunde Ernährung achten sowie auf Nikotin verzichten und Alkohol nur in Maßen konsumiere­n. Darüber hinaus sind – wie bei vielen anderen Erkrankung­en auch – Übergewich­t und mangelnde Bewegung Risikofakt­oren.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Sorgen bereitet Konstantin­os Zarras, dass immer mehr jüngere Menschen im Alter von 25 bis 49 Jahren an Darmkrebs erkranken.

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