Krisengipfel statt Titelduell
Zwischen Bayern und Borussia Dortmund geht es erstmals seit langer Zeit nicht um die Meisterschaft.
MÜNCHEN (sid) Der Gipfel ist weit weg, die Meisterschale unerreichbar – doch der Klassiker zwischen Bayern München und Borussia Dortmund birgt Brisanz und zieht Fußball-Deutschland in seinen Bann. „Es geht für beide Teams um viel, dieses Mal nicht um die Meisterschaft. Trotzdem bleibt das Spiel elektrisierend“, sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl bei Sky.
Erstmals seit 14 Jahren thront keins der beiden Teams vor dem direkten Duell in der Rückrunde an der Tabellenspitze. Für die Gäste ist die Begegnung am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) in der seit Monaten ausverkauften Allianz-Arena aber wegweisend. „Wir kommen in die spannendste Phase der Saison. Wir dürfen uns unabhängig von der Stärke des Gegners keine Ausrutscher mehr erlauben“, betonte Trainer Edin Terzic.
Ungeachtet seiner Horrorbilanz in München steht der BVB massiv unter Druck und muss punkten. „Unser Ziel ist es, am Samstag nach München zu fahren und endlich den Bock umzustoßen“, sagte Terzic. Neun Spiele in Folge haben die Dortmunder in der Liga bei den Bayern verloren. Dabei erzielten sie nur acht Tore, kassierten aber 37. Man habe es häufig nicht geschafft, „das Momentum auf unsere Seite zu kippen“, so Terzic und sprach sich und seinem Team Mut zu: „Das Spiel startet bei 0:0.“
Bei der zehnten Niederlage in München in Serie droht der Verlust des begehrten vierten Platzes, der sicher in die sportlich attraktive und finanziell lukrative Champions League führt. „Dortmund“, stellte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus daher fest, „muss dringender die Punkte holen“. Im Vergleich zum direkten Konkurrenten RB Leipzig hat der BVB im Saisonendspurt das deutlich schwerere Restprogramm.
Die Borussia liegt 20 Punkte hinter Spitzenreiter Bayer Leverkusen zurück, die Münchner zehn. Seit 2010 hieß der Meister immer Bayern (12) oder Dortmund (2). Wenn kein Wunder geschieht, wird sich das ändern. Doch ungeachtet dessen will auch der Rekordmeister mit einem Sieg in die letzten Wochen der Saison starten.
„Es sind wichtige Spiele in der Bundesliga mit großer Rivalität und Historie“, sagte Trainer Thomas Tuchel und sprach von einem „emotionalen und aufgeladenen Spiel, das wir unbedingt gewinnen wollen. Wir sind sehr überzeugt von uns.“Allerdings muss er auf den verletzten Nationaltorhüter Manuel Neuer verzichten, Torgarant Harry Kane ist hingegen nach seiner Sprunggelenksverletzung dabei. Mit drei Treffern entschied der Engländer das Hinspiel fast im Alleingang (4:0).
„Daraus müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen“, forderte Terzic. Seine Mannschaft müsse dafür „mutig auftreten“, in jeder Phase des Spiels „fleißig bleiben“sowie eine „große Effizienz und Widerstandsfähigkeit“an den Tag legen.
Das ist auch das Ziel der Münchner, die gerade mit Blick auf das Viertelfinale in der Königsklasse gegen den FC Arsenal Selbstvertrauen tanken wollen. „Jetzt ist die Phase, in der wir zeigen müssen, was in uns steckt“, sagte Tuchel, der einen „offenen Schlagabtausch“gegen einen „offensivstarken Gegner“erwartet.
Während Tuchel sich ganz auf die Gegenwart konzentrieren kann, suchen die Verantwortlichen fieberhaft seinen Nachfolger. „Auf der Liste tauchen auch ungewöhnliche Ideen auf“, sagte Eberl. Denn in der nächsten Saison wollen die Bayern auf dem Gipfel der Meisterschale wieder ganz nahe sein.