25 Jahre Haft für den gestürzten Krypto-König
Sam Bankman-Fried wird wegen Betrug und Veruntreuung verurteilt. 2021 war er noch einer der reichsten Menschen der Welt.
NEW YORK/FRANKFURT In dem Wirtschaftskrimi um den Milliardenbetrug des Gründers der Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, hat am Donnerstag das letzte Kapitel begonnen. US-Richter Lewis Kaplan hat die Haftstrafe für BankmanFried auf 25 Jahre angesetzt. Der Verurteilte erwägt eine Berufung.
Rückblick: Noch im Spätherbst 2021 stand „SBF“, wie ihn Vertraute nennen, auf dem Gipfel seiner Karriere. Er hatte eine der größten Börsen für Kryptocoins wie Bitcoin, Ethereum und Co. hochgezogen. Der Mann mit dem markanten Lockenkopf war mit rund 30 Jahren einer der reichsten Menschen auf diesem Planeten. Er flog in einem von seinen zwei Privatjets um den Globus. Als viel gefragter Redner warnte er zu dieser Zeit vor allem vor kleineren Konkurrenten. Bei denen seien die Anlegergelder potenziell in Gefahr, weil oft nicht klar sei, ob sie gegen etwaige Verluste abgesichert seien.
Zu dieser Zeit drehte er selbst ein großes Rad – an allen Absicherungen vorbei. Das Vehikel dazu war ein Hedgefonds namens Alameda Research. Der Fonds hatte Zugriff auf die Kundeneinlagen von FTX. Man nutzte das, um mit diesen Geldern riskante Geschäfte zu machen. Normalerweise sind für solche Kreditbuchungen Sicherheiten zu hinterlegen. Nur waren die Computersysteme so programmiert, dass Alameda einen heimlichen Freifahrtschein hatte und die Gelder verwenden konnte, ohne Sicherheiten vorhalten zu müssen.
Das lief mächtig schief. Am Ende entstand ein acht Milliarden USDollar (umgerechnet 7,4 Milliarden Euro) tiefes Loch bei FTX, 8,7 Milliarden Dollar an Kundengeldern sind veruntreut worden, der Schaden insgesamt liegt bei mehr als zehn Milliarden Dollar. Anlegergelder, die sich beim Zocken mit riskanten Anlagen in Luft auflösten.
In dem eigentlichen Prozess gegen Sam Bankman-Fried, der im November
vergangenen Jahres zu Ende ging, wurde der 32-Jährige dann in allen sieben gegen ihn erhobenen Anklagepunkten schuldig gesprochen: in zwei Fällen wegen Betrugs, fünfmal wegen Verschwörung. Die Staatsanwälte fanden deutliche Worte: „Unübertroffene Gier“habe SBF geleitet, er habe Milliarden veruntreut – vor allem, um seinen extravaganten Lebensstil finanzieren zu können. Es handle sich um ein Verbrechen historischer Dimension.
Die Anwälte des Verurteilten dagegen hatten um eine vergleichsweise milde Strafe von lediglich sechseinhalb Jahren Haft für ihren Mandanten gebeten. Sie verwiesen zum Beispiel darauf, dass ein großer Teil der Anleger dadurch entschädigt werden könnte, dass einstige Investitionen von FTX zu Geld gemacht werden könnten – das vor allem auch vor dem Hintergrund, dass es seit der FTX-Pleite mit den Kursen von Kryptowährungen wieder steil bergauf gegangen ist. Im Prozess hatte Sam Bankman-Fried zudem gesagt, er habe keine Übersicht über die Finanzströme in dem Firmengeflecht gehabt. Seine Unschuld beteuert er bis zum heutigen Tag. Dieser Argumentation konnte augenscheinlich niemand im Gerichtssaal außer ihm folgen.
Auffallend ist die Geschwindigkeit, mit der der Prozess gelaufen ist. Ende 2022 war Sam Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen und an die USA ausgeliefert worden. Im November 2023 wurde bereits das Urteil gesprochen. Nun also das Strafmaß. Der Subtext dieses Verfahrens liegt auf der Hand: Wer in der Kryptowelt agiert, muss sich an Regeln und Gesetze halten. Oder, wie es die Staatsanwälte formuliert haben: Die Strafe müsse hoch genug ausfallen, um den „Respekt vor dem Gesetz“zu fördern.
Die Verkündung der Gefängnisstrafe fand statt in Zeiten, in denen die prominenteste Kryptowährung Bitcoin in der Tat neue Rekordstände erklommen hat. Der Kurs für einen Bitcoin liegt bei rund 70.000 Dollar.
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Zum einen sind im Januar in den USA bestimmte Börsenfonds zugelassen worden, die auf dem Bitcoin basieren. Dadurch vereinfacht sich der Handel für institutionelle wie für Privatanleger, was die Nachfrage steigern kann. Zum anderen steht im April ein Halving beim Bitcoin an. Das bedeutet, dass Bitcoin-Schürfer nur noch die Hälfte an Belohnungen beim Generieren neuer Bitcoins bekommen. Dadurch wächst das Bitcoin-Angebot langsamer. In der Vergangenheit konnte man beobachten, dass das zu steigenden Preisen geführt hat.
Anlegerschützer warnen aber nach wie vor: Bitcoin und Co. seien hochriskante Geldanlagen, bei denen die Kurse zwar schnell und schwindelerregend steigen könnten. Im nächsten Moment aber könnten sie auch ebenso tief abstürzen. So, wie das auch nach dem Milliardenbetrug von Sam Bankman-Fried und der Pleite seiner Kryptobörse FTX geschehen war.