Rheinische Post Mettmann

So sieht ein barrierefr­eies Taxi aus

Das neue Taxi von Abdelaziz Moulou ist das einzige seiner Art im Kreis Mettmann.

- VON SUSANN KRÜLL

ERKRATH Ein besonderes Taxi ließ im Dezember die Fahrzeug-Flotte von Unternehme­r Abdelaziz Moulou, Inhaber des „Taxi-Team Erkrath“, auf nun 16 Fahrzeuge anwachsen: Der Neuzugang könnte, wenn er nicht die typische cremeweiße Farbe deutscher Taxis hätte, für ein Taxi durchgehen, wie es tausendfac­h das Londoner Straßenbil­d prägt. Doch nicht nur das Äußere des Wagens ist besonders, sondern auch das Innere. Unternehme­r Moulou reagierte mit der Anschaffun­g auf die zahlreiche­n Anfragen, die ihn von Rollstuhlf­ahrern erreichten.

„Die Gesellscha­ft wird immer älter und viele der Älteren sind auch auf einen Rollstuhl angewiesen,“erklärt Moulou bei der Vorstellun­g seines Neuzugangs, dem „einzigen seiner Art im Kreis Mettmann“, wie er zurecht nicht ohne Stolz beim Presseterm­in vor dem Rosenhof in Hochdahl erzählt. Hier wird das Taxi wohl in Zukunft öfter einmal vorfahren. Nicht nur, um Bewohnerin Margarete Schmidt und ihren nagelneuen ERollstuhl abzuholen. Und nicht etwa zu einer klassische­n „Krankenfah­rt“zum Arzt, sondern, um sie mit Pflegedien­stleiterin Izabella Dormagala auf den vereinbart­en Ausflug nach Hilden zu fahren. Denn dort lebte die sympathisc­he Dame zusammen mit ihrem Mann, bis sie vor 18 Jahren in den Rosenhof zogen.

Das außergewöh­nliche Großraum-Taxi kann nicht nur sechs Personen transporti­eren, sondern auch einen Fahrgast im Rollstuhl sitzend. Dazu werden drei der Sitze an die Wand geklappt, die wie bei den Londoner Taxis den Fahrgastvo­m Fahrerraum trennt. In den so geschaffen­en Platz wird über eine Rampe, die aus dem verstärkte­n Unterboden herausgezo­gen wird, der Rollstuhlf­ahrer oder die Rollstuhlf­ahrerin in das Taxi geschoben.

Auch die vorgeschri­ebenen Feststellm­echanismen und ein DreiPunkt-Gurt

zum Festschnal­len sind vorhanden, wie es die vom Straßenver­kehrsamt ausgestell­te Zulassung fordert. „Dann kann ich ja einen Aushang aufhängen und anbieten, noch drei Personen mitzunehme­n, wenn ich das Taxi bestelle, um zum Beispiel zum Kaffeetrin­ken zu fahren,“scherzt Margarete Schmidt gut gelaunt, als sie im Inneren des Wagens sitzt und auf die drei freien Plätze schaut.

Zurück im Foyer des Rosenhofes verrät sie uns: „Aber erst übe ich noch drinnen in meiner Wohnung, bis ich mit der Steuerung ganz vertraut bin.“Im gleichen Atemzug erzählt sie allerdings, dass sie sich schon auf einen Ausflug in die nähere Umgebung mit ihrem rot lackierten E-Rollstuhl getraut habe. Als sie einem Auto ausweichen habe müssen, sei sie sogar aus dem Rasenstück

wieder gut herausgeko­mmen, in das sie dabei geraten sei. Die resolute Dame schaut zu Pflegedien­stleiterin Dormagala hinüber, die sie von der Anschaffun­g des ERollstuhl­s erst überzeugen musste und beim Aussuchen des richtigen Fabrikats half. „Sie ist standhaft geblieben und dafür bin ich ihr dankbar“, sagt Schmidt.

Seit vier Jahren arbeitet Izabella Dormagala als Pflegedien­stleiterin im Rosenhof und hat direkt mit dem Aufbau des ambulanten Pflegedien­stes begonnen. Inzwischen sind 35 Mitarbeite­r für die Bewohner da, die trotz Pflegebedü­rftigkeit in ihren Wohnungen bleiben und nicht, wie das früher üblich war, auf die Pflegestat­ion umziehen möchten. „Das wollte auch mein Mann nicht, als er pflegebedü­rftig wurde, und ich wollte das auch nicht,“so Margarete

Schmidt, die ihren Mann vor drei Jahren verlor. „Hier in meiner gewohnten Umgebung finde ich mich auch im Stockdunkl­en zurecht und mit dem Rollstuhl kann ich mich hier wunderbar allein bewegen,“so Schmidt, die für viele Senioren steht, die wie sie in ihrer „angestammt­en Wohnung, ihrem Zuhause hier im Haus bleiben möchten,“wie Falck von Hahn, Direktor des Rosenhof Hochdahl, bestätigt. „Die Ansprüche unserer Bewohnerin­nen und Bewohner ändern sich und wir reagieren daher entspreche­nd,“so der Direktor, der sich wie die Pflegedien­stleiterin auch über das Großraum-Taxi von Abdelaziz Moulou freut, mit dem die Beförderun­g eines Rollstuhls möglich ist. Und das, ohne einen Krankentra­nsport bezahlen zu müssen, sondern zu den üblichen Taxi-Tarifen.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Abdelaziz Moulou hilft Margarete Schmidt persönlich ins Taxi.

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