Polizei nimmt mehr als 200 Fans vor Derby in Gewahrsam
Am Vorabend des Spiels müssen die Einsatzkräfte zum Stadion ausrücken. Kölner Ultras versuchen, eine Choreographie der Gladbacher zu zerstören.
MÖNCHENGLADBACH (broo/kk) Noch am Donnerstag hatte Borussia Mönchengladbachs Manager Roland Virkus die Hoffnung ausgedrückt, dass das Derby gegen den 1. FC Köln am Samstag ein rein sportverbundenes Kräftemessen der rheinischen Rivalen wird. Thomas Kessler, Bereichsleiter Lizenzfußball des FC, hatte an die Fans appelliert: „Es ist eine große Rivalität, auf dem Platz und auf den Rängen. Aber es sollte sich darauf begrenzen, dass die Jungs auf dem Platz alles geben, um die Spiele zu gewinnen, und die Zuschauer auf den Rängen ihre Mannschaften maximal unterstützen.“
In der Nacht zu Samstag hat sich die Hoffnung der Klub-Verantwortlichen zerschlagen. Es gab nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung einen Polizei-Einsatz am Borussia-Park, wo Kölner Ultras versuchten, eine vorbereitete Choreo der Gladbacher im Bereich der Nordkurve zu zerstören.
Die Polizei nahm mehr als 200 Personen in Gewahrsam. Dabei sind 131 dem Kölner Lager zuzuordnen, 74 gelten laut Polizei als „Mönchengladbacher Problemfans“. „Es ist ein außergewöhnlicher Sachverhalt“, sagte ein Mönchengladbacher Polizeisprecher unserer Redaktion, und die wohl größte Aktion dieser Art im Kontext eines Spiels der Borussia in Gladbach bislang.
Die große Zahl der in Gewahrsam genommenen Personen stellte die Behörden vor eine Herausforderung: Sie mussten auf verschiedene Polizeidienststellen im Land verteilt werden – darunter Düsseldorf, Duisburg, Neuss, Heinsberg und Viersen. Die Identitätsfeststellung, Erfassung und Unterbringung war zudem sehr aufwendig. Zum vorübergehenden Aufenthalt wurden auch Busse der NEW eingesetzt.
Bei den Ingewahrsamnahmen ging es „um Gefahrenabwehr, nicht um eine Strafverfolgung“, betonte der Polizeisprecher. „Von diesen Personen würde während des Spiels weiter eine Gefahr ausgehen.“Maximal für 48 Stunden dürfen sie per Gesetz festgehalten werden. Eine Richterin, die bereits in den Einsatz eingebunden war, entschied über die Fortdauer. Am Samstagabend erklärte ein Polizeisprecher auf Anfrage unserer Redaktion: „Die in Gewahrsam genommenen Personen sind Richtung Spielende alle entlassen worden.“Das sei so organisiert worden, dass sich Anhänger der zwei Lager nicht begegnen.
Gegen 21 Uhr am Freitag war eine
Gruppe von rund 120 Kölner Ultras am Stadion eingetroffen, hatte die Polizei noch in der Nacht zu Samstag berichtet. Daraufhin hatte eine Vielzahl der Gladbacher Fans, die in der Nordkurve an der Choreo arbeiteten, das Stadion verlassen und beide Fangruppen hätten sich gegenüber gestanden und Pyrotechnik gezündet. „Der Tag vor einem Derby wird im Stadion von Ultras häufig genutzt, um eine Choreografie vorzubereiten“, schrieb das Portal „Faszination Fankurve“.
Weitere Einsatzkräfte rückten an, „Pfefferspray und Einsatzmehrzweckstöcke“kamen zum Einsatz, notierte die Polizei. Zwei Beamte und eine Beamtin wurden bei den Krawallen verletzt. Die Polizistin konnte den Dienst nicht fortsetzen, heißt es im Polizeibericht.
Die Polizei ermittelt nun wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, schwerem Landfriedensbruch und Widerstands gegen Einsatzkräfte. Die geplante Choreo der Gladbach-Fans wurde nach den Ereignissen der Nacht wieder abgebaut und fand somit nicht statt.
In der Vergangenheit hatte es am Rande der Derbys immer wieder Auseinandersetzungen unter den Fans beider Klubs gegeben.