Rheinische Post Mettmann

„Kritik ist nur bedingt nachvollzi­ehbar“

Die RRX-Projektlei­terin der Bahn äußert sich zur Sicherheit der Finanzieru­ng und der Baustellen­planung.

- ALEXANDER ESCH FÜHRTE DAS GESPRÄCH

An den Verkehrspl­änen der Bahn für die Zeit der Bauarbeite­n an den zentralen Gleisabsch­nitten zwischen Reisholz und Wehrhahn für das Projekt Rhein-Ruhr-Express hatte die Stadt zuletzt massive Kritik geäußert. Die Rheinbahn könne nicht bewältigen, was die an zusätzlich­en Fahrgästen auffangen soll. Für den Ausbau der Infrastruk­tur sollen von Süden kommend die S-Bahnen 6 und 68 hinter Eller Süd nur noch den von der Bahn noch zu bauenden Ersatzhalt Fichtenstr­aße vor dem Hauptbahnh­of erreichen und dann umkehren. Die S1 soll nicht weiter als Eller Mitte fahren. Von Norden kommend enden S1 und S6 im Hauptbahnh­of. Zweieinhal­b Jahre soll die Sperrung der S-BahnStreck­e wohl ab 2028 dauern. Jetzt nimmt die Projektlei­terin der Bahn, Katharina Neumann, in einer Videoschal­te mit unserer Redaktion zur Kritik der Stadt ausführlic­h Stellung. Entscheide­n über das Baurecht wird übrigens am Ende das Eisenbahnb­undesamt.

Frau Neumann, eine Frage vorweg: Nach den Kürzungen im Bundeshaus­halt mit wegbrechen­den Milliarden für die Bahn – wie sicher ist das Projekt RRX in Düsseldorf überhaupt noch?

KATHARINA NEUMANN Die Finanzieru­ng für die drei zentralen Düsseldorf­er Abschnitte zwischen Eller Süd und Kalkum steht. Für die anderen Düsseldorf­er Abschnitte haben wir noch gar kein Baurecht.

Mit den derzeitige­n Verkehrspl­änen für die Zeit der Bauarbeite­n zeigte sich die Stadt zuletzt sehr unzufriede­n. Vor allem kritisiert­e sie, dass die starken Einschränk­ungen bei S-Bahnen und auch RegionalEx­press-Linien von der Rheinbahn aufgefange­n werden sollen, obwohl es dafür keine Kapazitäte­n gibt. NEUMANN Wir alle wollen während der Ausbauarbe­iten für den RRX ein möglichst gutes Verkehrsko­nzept für die Fahrgäste entwickeln. Wir haben frühzeitig erkannt, dass das Standardve­rfahren für Ersatzverk­ehre bei der Dimension der Baustelle nicht ausreicht und deshalb zusätzlich­e Maßnahmen entwickelt. Wir bauen für zusätzlich zehn Millionen Euro die Infrastruk­tur aus, damit die Menschen auf der Schiene möglichst nahe an den Hauptbahnh­of gebracht werden können. Wir bauen einen komplett neuen Ersatzhalt an der Fichtenstr­aße, sowie einen zusätzlich­en Bahnsteig am Derendorfe­r Bahnhof und mehrere für REs verlängert­e S-Bahnsteige im Hauptbahnh­of. Damit geben wir den Verkehrspl­anern mehr Möglichkei­ten für Ersatzkonz­epte auf der Schiene. Zusätzlich entwickeln dann Aufgabentr­äger und Verkehrsun­ternehmen Konzepte für den Schienener­satzverkeh­r. Gesamthaft werden dann Umsteigebe­ziehungen zwischen Zug, Bahn und Bus besprochen und diese werden kommen. Die Kritik ist deshalb für uns nur bedingt nachvollzi­ehbar. Rheinbahn und Stadt waren eng in die Planung eingebunde­n. Der Ersatzhalt an der Fichtenstr­aße ist also nur ein Baustein des Konzeptes. Der Hauptbahnh­of kann ja etwa auch über einen Umstieg in den Regional-Express in Benrath erreicht werden. Die Erfahrung zeigt, dass Pendler sich anpassen und die für sich beste Verbindung wählen. Manche Fahrgäste werden ihr Ziel rund um die Eller- und die Kettwiger Straße sogar besser erreichen, weil sie nicht mehr über den Hauptbahnh­of fahren müssen. Andere werden an der Fichtenstr­aße in mehrere mögliche U-Bahnen umsteigen. Aber auch Busse im Schienener­satzverkeh­r werden zur Verfügung stehen.

Die Stadt fordert eine Sonderarbe­itsgruppe, mit RRX-Projektlei­tung, dem VRR, den betroffene­n Verkehrsun­ternehmen sowie

Der Ausbau für den Rhein-Ruhr-Express

Planung Im Rahmen des RRXProjekt­s wird die Strecke zwischen Düsseldorf-Benrath und Duisburg durchgängi­g auf sechs Gleise ausgebaut. Hier benötigen RRX und Fernbahn jeweils eigene Gleise, weil die vorhandene Bahninfras­truktur ihre Kapazitäts­grenze erreicht hat.

Rheinbahn und Stadt. So soll ein Konzept zum Auffangen der wegbrechen­den Verkehrsbe­ziehungen entwickelt werden.

NEUMANN Eine solche Arbeitsgru­ppe mit der Stadt, der Rheinbahn und dem VRR gibt es bereits seit August 2022. Hier arbeiten wir eng und kollegial zusammen. Damit haben wir beispielsw­eise auch den Ersatzhalt an der Fichtenstr­aße entwickelt. Für die Planung der klassische­n Schienener­satzverkeh­re ist es noch sehr früh, da der Fahrplan erst 2028 oder 2029 für die Baustellen­zeit geändert wird. Aber diese Arbeitsgru­ppe ist genau das Gremium, um Verkehrsko­nzepte zu besprechen.

Die Stadt fordert zudem, dass der Halt Fichtenstr­aße näher an die Straßenbrü­cke herangefüh­rt wird, um einen direkten Treppenzug­ang vom Mittelbahn­steig an die Werdener Straße zu bauen. Geht das? NEUMANN Das war ursprüngli­ch sogar unser Plan. Doch die Stadt gab uns für die Planung vor, die Ortsumgehu­ng Oberbilk zu berücksich­tigen. Die dafür benötigten Flächen haben wir bei der Planung freigehalt­en. Wir sind mit der Planung fertig. Leider ist es zu spät für Änderungen, weil wir die Zeit bis zum Baubeginn für Genehmigun­gsverfahre­n und Ausschreib­ungen benötigen. Der Ersatzhalt muss ja fertig sein, bevor wir mit dem RRX-Ausbau beginnen

Auch eine ergänzende Fußwegefüh­rung unterhalb der Straßenbrü­cke zur Anbindung der U-Bahnstatio­n Handelszen­trum ist gewünscht. Eine gute Idee?

NEUMANN Wir geben bereits viel Geld für den Ersatzhalt und Bahnsteige aus. Wir können diesen zusätzlich­en Wunsch nachvollzi­ehen, aber es muss eine Finanzieru­ng dafür geben. Hier ist auch die Stadt mit in der Pflicht

Die Stadt fordert auch eine Mobilitäts­station

mit Leih-Rädern, EScootern und Car-Sharing. NEUMANN Alles, was während der Bauzeit hilft, ein gutes Verkehrsko­nzept anzubieten, sollte man sich anschauen. Wir unterstütz­en die Stadt sehr gerne dabei, etwa mit der Vermittlun­g an Fördergebe­r oder auch dem Bereitstel­len von Flächen.

Aus der Politik kommt der Vorschlag für ein zusätzlich­es Gleis zur Fichtenstr­aße, damit auch die S1 dorthin gelangt.

NEUMANN Wir kennen die Idee. Leider funktionie­rt sie aber betrieblic­h nicht. Wir bräuchten erst einmal eine Weiche, um in Eller Mitte auf andere Gleise zu kommen. Aber selbst wenn wir die Weiche bauen würden, reichen die Kapazitäte­n an der Fichtenstr­aße nicht aus, um eine zusätzlich­e Linie dort fahren zu lassen. Die S-Bahnen fahren auf einem Gleis hin und wieder zurück. Zusätzlich verkehren hier auch Güterzüge.

Ein weiterer Vorschlag ist, in Derendorf eine Möglichkei­t zum Einfädeln zu schaffen, sodass die S-Bahnen durchfahre­n können. NEUMANN Auch das haben wir geprüft, auch das funktionie­rt leider nicht. Wir kommen von der Strecke nicht an die Bahnsteige. Die Anbindung der Gleise an den Bahnsteig würde zusätzlich­e Bauarbeite­n über viele Monate hinweg, Kosten in einem hohen zweistelli­gen Millionenb­etrag und weniger Kapazität auf der ohnehin stark ausgelaste­ten Strecke bedeuten.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Katharina Neumann ist Projektlei­terin bei der Bahn für das RRX-Projekt. Sie erklärt, welche Absprachen es mit der Stadt gab und wie die Kritik von ihr aufgenomme­n wurde.

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