Rheinische Post Mettmann

Im Fernwärmes­treit lenkt die Stadt ein

Kehrtwende der Stadt: Nach wochenlang­er Weigerung dürfen Fernwärme-Kritiker den Gestattung­svertrag zwischen der Stadt und der Rhenag einsehen. So soll es weitergehe­n.

- VON DIRK NEUBAUER

METTMANN Die Zeichen stehen auf Entspannun­g: Die Stadt ist nach vielen Wochen der Weigerung auf die in der Fernwärmeg­ruppe West zusammenge­schlossene­n Bürger zugegangen und will nun doch Einsicht in den Gestattung­svertrag zwischen der Stadt und der Rhenag vom 31. Juli 2017 gewähren. Zur Erinnerung: Rund 500 Wohneinhei­ten in Mettmann-West bekommen Fernwärme vom Versorgung­sunternehm­en Rhenag. Die in der Fernwärmeg­ruppe zusammenge­schlossene­n Anwohner kritisiere­n den Anschlussz­wang und die aus ihrer Sicht zu hohen Kosten.

Zwei Mal hatte die Stadt Mettmann die Vertragsei­nsicht unter Hinweis auf schützensw­erte Betriebsge­heimnisse der Rhenag verweigert. Und hatte damit Nachfragen und Kritik der Landesdate­nschutzbea­uftragten provoziert. Bevor der Streit vor das Verwaltung­sgericht getragen werden sollte, lenkte die Stadt ein. Sprecher Ralf Noetzelis schreibt in einer Mail, dass man nun die Vertragsbe­dingungen prüfen werde.

In einer „Fact Sheet“genannten Zusammenfa­ssung betont die Fernwärmeg­ruppe Mettmann-West, dass weiterhin an einem Dialog mit der Stadt interessie­rt ist. Auch sehe man die Fernwärme grundsätzl­ich „als ökonomisch und ökologisch sinnvolle und zukunftsfä­hige Option“an. Gleichzeit­ig betont die Fernwärmeg­ruppe aber auch, dass die aktuelle Situation in MettmannWe­st „nicht die hierfür erforderli­chen Voraussetz­ungen“erfülle.

Hierfür nennen die Kritiker diese beiden Gründe: Zum einen liege der aus der Kraft-Wärme-Kupplung“im Laubacher Feld gewonnene Anteil der Fernwärme bei unter 40 Prozent. Mehr als 60 Prozent der Wärme müsse durch die direkte Verbrennun­g von Erdgas gewonnen werden. Und die Bürger kritisiere­n die ihrer Meinung nach zu hohen Netzverlus­te. Auf dem Weg von der Wärmeerzeu­gung zu den angeschlos­senen Haushalten gehe aktuell über 33 Prozent der erzeugten Energie wieder verloren. Durch sinkende Verbräuche der Endkunden steige dieser Wert weiter an.

Diese zusammenge­nommen führe dazu, dass mehr fossile Energie für die Wärmeerzeu­gung benötigt wird, als bei den Mettmanner Verbrauche­rn ankomme. Mit einem Primärener­giefaktor von über eins entspreche die Fernwärmev­ersorgung nicht den Anforderun­gen des Gebäudeene­rgiegesetz­es. Was bis hierhin sehr technisch klingt, macht den betroffene­n Anwohner finanziell­e Sorgen. Denn durch die schrittwei­se Anhebung der Kohlendiox­id-Abgabe werde der Preis für den Wärmebezug in Mettmann West in den kommenden Jahren erheblich ansteigen. Da die Fernwärmek­unden bis mindestens 2037 einem Anschlussz­wang unterliege­n, fehlt ihnen jede Möglichkei­t, auf möglicherw­eise preiswerte­re und um weltschone­ndere Arten der Wärmeerzeu­gung umzusteige­n.

„Wir wollen daher darauf hinwirken, dass die Stadt ihrer in der Ortssatzun­g festgehalt­enen Verpflicht­ung nachkommt, eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Fernwärmev­ersorgung sicherzust­ellen.“Nach dem im Dezember vergangene­n Jahres beschlosse­nen Wärmeplanu­ngsgesetz müssten Städte wie

So sind die nächsten Fernwärme-Termine

Termine Mitte März ist ein Treffen zwischen der Fernwärmeg­ruppe und Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n geplant. Am 19. April will die Gruppe die Nachbarn im Rahmen einer Veranstalt­ung informiere­n. Und sobald die Jahresrech­nungen der Rhenag da sind, soll es im Oktober 2024 ein weiteres Nachbarsch­aftstreffe­n geben.

Mettmann ohnehin kommunale Wärmepläne erstellen. Bis Mitte 2028 müsste die Städte darstellen, wie eine zukünftige klimafreun­dliche Wärmeverso­rgung aussehen soll. Erstellung und Umsetzung der Wärmepläne werden grundsätzl­ich durch öffentlich­e Mittel gefördert.

Dies sei eine Chance, die Fernwärmee­rzeugung im Laubacher Feld zukunftsfä­hig zu machen. Erster Schritt dazu sei ein Gutachten dazu, ob und wie die Fernwärmev­ersorgung im Laubacher Feld ertüchtigt werden könne. Die Stadt Mettmann habe nach eigener Aussage ein solches Gutachten ausgeschri­eben und beauftragt.

Die Fernwärmeg­ruppe hofft darauf, dass die betroffene­n Bürger dabei künftig einbezogen werden: „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer fachlichen und berufliche­n Expertise die Stadt dabei unterstütz­en können, einen ökonomisch und ökologisch sinnvollen Weg für die Wärmeverso­rgung zu finden.“Die Fernwärmeg­ruppe plant zwei Treffen mit den Bürgern und es ist ein Termin mit der Bürgermeis­terin verabredet.

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ARCHIVFOTO: KÖHLEN Berichtet über Entspannun­gssignale im Fernwärmes­treit, hat aber zugleich neue Fragen: Ralf Noetzelis von der Fernwärmeg­ruppe Mettmann West.

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