Mann operierte Frauen unter Narkose auf seinem Dachboden
Weil er chirurgische Eingriffe im Intimbereich von Frauen durchführte, stand ein 54-Jähriger nun vor dem Amtsgericht. Er habe es auch aus Geltungssucht gemacht.
DÜSSELDORF Ungestraft davongekommen ist ein 54-Jähriger am Montag beim Amtsgericht – obwohl er zugab, vor Jahren bei drei Frauen ohne jede Befugnis chirurgische Eingriffe in deren Intimbereich ausgeführt zu haben. Nach Anhörung des Angeklagten beschloss das Gericht, das Verfahren gegen ihn einzustellen gegen eine Geldauflage von 2000 Euro. Zur Begründung zählte der Richter viele Punkte auf, die trotz der „potenziell lebensgefährlichen Eingriffe“jetzt zugunsten des 54-Jährigen zu werten seien.
Mit Skalpell und Nadel hatte der Angeklagte laut Geständnis drei Frauen von Anfang 2014 bis Ende 2016 in seinem privaten Dachboden ohne jede Erlaubnis unter Narkose im Schambereich operiert, hatte einer vierten Frau zudem ein Piercing am Bauchnabel gesetzt. 50 bis 150 Euro zahlten die Frauen damals an ihn. Im Geständnis gab er nun an, seine damalige Lebensgefährtin habe sich wegen seiner medizinischen Grundkenntnisse und einem Eingriff im Intimbereich an ihn gewendet: „Sie wollte das gemacht haben.“
Als bei ihr alles gut ging, seien auch Bekannte von ihr mit ähnlichen Schönheitsidealen zu ihm gekommen. „Aus einem Mix von
Nervenkitzel, einem gewissen Kick, so etwas machen zu können, und auch aus Geltungsbedürfnis“habe er die Frauen-Wünsche in seinem selbst gebastelten OP-Raum dann ohne jede Zulassung erfüllt. Im Nachhinein sei er aber „froh und dankbar, dass niemand zu Schaden gekommen ist“, denn solche Eingriffe gelten auch unter Fachleuten als extrem riskant. Das sei dem Angeklagten bewusst gewesen – und auch, dass er im Notfall den betäubten Frauen nicht mehr hätte helfen können, sondern einen Notarzt hätte rufen müssen.
Nach eingehender Prüfung befand der Richter am Düsseldorfer Amtsgericht, dass die Frauen sich damals an den Angeklagten gewendet hatten, nicht umgekehrt – und dass sie die „Behandlung gefordert“hätten, obwohl alle wussten, dass er kein Arzt ist. Auch liegen die Taten „sehr lange zurück“und das Verfahren sei „nicht mit aller Beschleunigung geführt“worden, was den 54-Jährigen belastet habe. Zudem hatte er wegen der Vorfälle seinen Job im Medizinbereich verloren. Und die chirurgischen Eingriffe bei den Frauen seien alle „komplikationslos abgeheilt“. Zusätzlich sei er bisher nicht vorbestraft, habe im Prozess auch Reue und Einsicht gezeigt.
Im Ergebnis sah der Richter daher mit Zustimmung des Staatsanwalts von einem Schuldspruch oder einer Bestrafung ab, hat das Verfahren um vier gefährliche Körperverletzung gegen 2000 Euro eingestellt. Diesen Betrag soll der Angeklagte jetzt innerhalb von sechs Monaten an das Düsseldorfer Frauenhaus überweisen.