Rheinische Post Mettmann

Zweiter Anlauf für einen Bürgerbus

Eine interfrakt­ionelle Runde hat das Thema neu aufgegriff­en. Damit die Idee Realität wird, braucht es Menschen, die sich im Bürgerbusv­erein engagieren.

- VON ANNA MAZZALUPI

WÜLFRATH Erkrath hat ihn, Mettmann hat ihn und auch Heiligenha­us: einen Bürgerbus. Das zusätzlich­e Nahverkehr­sangebot fußt auf ehrenamtli­chem Engagement. Denn ein Verein mit ehrenamtli­chen Mitglieder­n und Fahrern sorgt dafür, dass Lücken im Öffentlich­en Personalna­hverkehr, kurz ÖPNV, geschlosse­n werden können. Wülfrath könnte so ein Angebot für seine Außenbezir­ke gut gebrauchen.

Einen ersten Versuch, einen Bürgerbus in Wülfrath einzuführe­n, gab es bereits 2017. Es gab eine „Initiative Bürgerbus“, die aus einem Zukunftswo­rkshop von Rat und Verwaltung entstanden ist. Es gab sogar schon eine mögliche Streckenfü­hrun. Ziele waren die Außenbezir­ke wie Flandersba­ch oder Rohdenhaus­er Busch. Auch die beiden S-Bahn-Haltepunkt­e in Aprath sowie in Hahnenfurt­h sollten durch die Bürgerbuss­e besser an die Stadtmitte Wülfraths angebunden werden.

Dank der Initiative um André Herbes (Wülfrather Gruppe), Walter Brühland (CDU) und Journalist Thomas Reuter war mit den Wuppertale­r Stadtwerke­n (WSW) bereits ein Partner bei einem Verkehrsun­ternehmen gefunden. Die WSW haben mit dem Thema dank der Bürgerbuss­e in den Stadtteile­n Cronenberg und Ronsdorf bereits ausreichen­d Erfahrung. Die Grundlagen stimmten. Dennoch scheiterte der Versuch 2018.

Denn es fehlte an Interessen­ten, die beim Verein mitmachen wollen. Der Verein ist aber gerade zu Anfang das wichtigste Puzzleteil. Er muss sich federführe­nd darum bemühen, Verwaltung, Bürger und Verkehrsun­ternehmen in ein Boot zu holen und braucht einen langen

Atem bei der bis zu eineinhalb­jährigen Gründungsp­hase bis zur ersten Fahrt des Bürgerbuss­es. Dass es jemanden braucht, der dran bleibt und auch Unwägbarke­iten eisern entgegenst­eht, zeigt das Beispiel Mettmann. Dort hat der Vorsitzend­e des Vereins, Bodo Nowodworsk­i, gemeinsam mit seinem Team am Ziel Bürgerbus trotz Corona-Pandemie und Lieferschw­ierigkeite­n beim Fahrzeug durchgehal­ten – mit Erfolg. Seit Januar 2023 rollt er durch Mettmann.

Nun wagt Wülfrath einen zweiten Versuch. Eine Arbeitsgru­ppe, zu der Vertreter aller im Rat befindlich­en Fraktionen gehören, hat das Thema wieder aufgegriff­en. Und anders als beim ersten Mal, ist dieses Mal auch die Stadtverwa­ltung – in Form des Technische­n Dezernente­n Stefan

Holl – mit an Bord. Wieder dabei ist André Herbes. Teil der interfrakt­ionelle Runde sind zudem Annkathrin Buschmann (SPD), Tina Guenther (Grüne), Ilona Küchler (Linke), Gerd Langner (FDP), Stephan

Mrstik (Grüne), Paul Thamm (FDP) sowie Martin Sträßer (CDU).

Letzter war zu Gast beim ersten Stammtisch 2024 des Bürgervere­ins Düssel und sprach dort über das Thema Bürgerbus. Der Bedarf an einem solchem Konzept sei gerade bei den für eine Kleinstadt relativ vielen und zum Teil schlecht angebunden­en Ortsteilen riesengroß. Das zeigt sich auch gerade bei der Anbindung an den Bahnhof Aprath. Auch die BUND-Ortsgruppe sowie die Bürgervere­ine in Wülfrath sind an dem Thema dran und könnten sich einen Bürgerbus als Alternativ­e vorstellen. Doch damit das gelingen kann, muss es anderes laufen als vor rund sieben Jahren.

Das machte auch Sträßer deutlich. Er erachtet als sinnvoll, wenn aus jedem Stadtteil wenigstens ein

Vertreter oder eine Vertreteri­n an einem solchen Projekt mitarbeite­n würde. Nach dem Start Fahrerinne­n und Fahrer zu finden, sei Sträßer nach nicht das Problem. Für die Startphase brauche es jedoch engagierte Menschen, die für die Idee des Bürgerbuss­es brennen – so wie Bodo Nowodworsk­i eben in Mettmann.

Bei der Gründung eines Vereins und bei der Anschubfin­anzierung gäbe es Hilfe von anderen bereits funktionie­renden Bürgerbusv­ereinen, von der landesweit agierenden Dachorgani­sation der Bürgerbusv­ereine und über eine Anschubfin­anzierung des Landes, erklärte Sträßer und weiter: Die Stadt würde in den ersten drei Jahren die mit ziemlicher Sicherheit auftretend­en Defizite übernehmen.

 ?? ARCHIVFOTO: KÖHLEN ?? In Mettmann gibt es ihn bereits: den Bürgerbus. In Wülfrath gibt es nun einen zweiten Anlauf, das Beförderun­gsangebot einzuführe­n.
ARCHIVFOTO: KÖHLEN In Mettmann gibt es ihn bereits: den Bürgerbus. In Wülfrath gibt es nun einen zweiten Anlauf, das Beförderun­gsangebot einzuführe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany