Rheinische Post Mettmann

Zahnarzt will Praxis in Oberkassel nach Anfeindung­en umbenennen

- VON UWE-JENS RUHNAU

OBERKASSEL Seit Mittwoch hat sich der Alltag für das Praxisteam der „Zahn-Gesundheit Oberkassel“massiv verändert. Auf dem Praxisschi­ld an der Schanzenst­raße fanden sich Nazi-Aufkleber und statt Terminwüns­chen waren auf dem Anrufbeant­worter Verwünschu­ngen zu hören. Grund ist der frühere Besitzer der Praxis, der Zahnarzt Gernot Mörig. Er ist Einlader des Treffens in Potsdam, bei dem rechtsextr­eme Akteure, darunter AfD-Politiker, über die Vertreibun­g von Menschen mit Migrations­hintergrun­d aus Deutschlan­d diskutiert­en. Der heutige Praxisinha­ber Robert Svoboda denkt daran, die Praxis jetzt umzubenenn­en.

Svoboda hat in Düsseldorf Zahnmedizi­n studiert. Mörig war an der Uni als Dozent tätig. Als seine Verbindung­en in die rechte Szene offenbar wurden, entzog ihm die Universitä­t im November 2018 die Lehrbefugn­is. Am Ende desselben Jahres übernahm Svoboda die Praxis in Oberkassel von ihm.

Seit 2014 hatte der Tscheche, der zuvor fast zehn Jahre eine Praxis in Monheim geführt hatte, schon mit Mörig an der Schanzenst­raße gearbeitet. „Dass er diese Gesinnung hatte, war ihm nicht anzumerken“, sagt Svoboda unserer Redaktion. Das ist auch von anderen Menschen in Oberkassel zu hören Die Mörigs hatten mehrere Kinder, man kannte sich vom Buntstifte-Kindergart­en und dem Cecilien-Gymnasium, fuhr gemeinsam in den Urlaub.

Jetzt wurden Svoboda, seine beiden Ärzte-Kollegen Anja Vogler und David Sonntag und das übrige Praxisteam

mit viel Dreck beworfen. Den Behörden konnte der Praxisinha­ber glaubhaft machen, dass er mit Nazi-Gedankengu­t nichts zu tun habe. Im Gegenteil. „Einige Mitglieder meiner Famile in Prag waren Holocaust-Opfer“, sagt der 55-Jährige unserer Redaktion. „Mir eine Nähe zu Rechtsextr­emen zu unterstell­en, ist abenteuerl­ich und abstrus.“Dennoch warfen Fremde und auch Kunden in E-Mails Fragen dieser Art auf, es reihten sich auf dem Anrufbeant­worter unreflekti­erte Äußerungen und Respektlos­igkeiten aneinander. Selbst Menschen, mit denen Svoboda persönlich sprach, antworten „das glauben Sie doch selbst nicht“.

Als Svoboda die Praxis übernahm, dachte er, es sei eine gute Idee, ihren Namen beizubehal­ten. Mörig habe die Praxis 30 Jahre erfolgreic­h geführt. Heute bezweifelt er, dass das eine gute Idee war. Svoboda sagt, er tendiere klar dazu, umzufirmie­ren. An der Tür hängt eine Erklärung. „Wir positionie­ren uns gemeinsam klar gegen Fremdenfei­ndlichkeit, Ausgrenzun­g und Diskrimini­erung jeglicher Art. Wir leben Vielfalt in einem toleranten, respektvol­len Miteinande­r. Rassismus hat bei uns keinen Platz. Wir sind gegen Rechts.“

Demo Eine überpartei­liche Gruppe fordert die Prüfung eines AfD-Verbots. Demo ist heute vor dem Justizmini­sterium (15 Uhr Martin-Luther Platz).

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FOTO: CHRISTOPHE­R TRINKS Die Zahnmedizi­ner Robert Svoboda und Anja Vogler (2.v.r.) und das Team vor der Praxis an der Schanzenst­raße

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