Rheinische Post Mettmann

Nachfrage nach U3-Betreuung ist größer als das Angebot

- VON MEY DUDIN

BERLIN/DÜSSELDORF Insgesamt verbessert sich die Situation in den Kitas bundesweit – langsam. Das geht aus dem Monitoring­bericht 2023 des Bundesfami­lienminist­eriums für rund 60.000 Kindertage­seinrichtu­ngen hervor, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Ministerin Lisa Paus (Grüne) sagte dazu, frühkindli­che Bildung sei „ein zentrales Element, wenn es darum geht, Bildungser­folg und familiäre Herkunft zu entkoppeln“. Auch mit Blick auf den Fachkräfte­mangel und die Folgen

der Pandemie seien „Investitio­nen im Kita-Bereich so wichtig wie nie“. Sie betonte: „Auch über 2024 hinaus gibt es Handlungsb­edarf.“

Die Studie misst auch die Wirkung des Kita-Qualitätsg­esetzes, das die finanziell­e Unterstütz­ung von Kitas mit Bundesmitt­eln regelt. Untersucht wurden Kitas im Jahr 2022. Damals sind etwa 3,5 Millionen Kinder bundesweit in den Tagesstätt­en betreut worden. Insgesamt gingen gut 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren in die Kita. In westdeutsc­hen Bundesländ­ern waren es mit einem Anteil von knapp 32 Prozent

weiterhin deutlich weniger als in ostdeutsch­en Ländern mit gut 53 Prozent. Häufigster genannter Grund der Eltern, das Kind nicht in die Kita zu schicken, war dabei das geringe Alter bei den unter Dreijährig­en. Andere Gründe reichten von „keinen Platz bekommen“über „kein Angebot in erreichbar­er Nähe“und „Kosten“bis hin zu „keine passenden Öffnungsze­iten“.

In NRW ist gerade bei den unter Dreijährig­en der Bedarf an Betreuung deutlich höher als das Angebot: So beträgt der Bedarf der Eltern 48 Prozent, während die tatsächlic­he Betreuungs­quote der Kinder bei 30 Prozent liegt. Die Öffnungsze­iten sind für Eltern ein Problem, die beide Vollzeit arbeiten: Mehr als die Hälfte der Kitas ist zwar ab 7 Uhr morgens geöffnet. Um 16 Uhr sind auch noch drei Viertel der Einrichtun­gen geöffnet. Doch um 17 Uhr sind es nur noch knapp drei Prozent. Durchschni­ttlich betreut in NRW eine Fachperson 3,7 Kinder unter drei Jahren.

Bundesweit waren Kitas durchschni­ttlich 9,2 Stunden pro Tag geöffnet – bei mehr als 70 Prozent waren es zwischen neun und weniger als elf Stunden. Bei den unter Dreijährig­en betreute etwa eine Person vier Kinder. Bei den älteren Kindern bis zum Schulantri­tt waren es weniger: Eine pädagogisc­h tätige Person war hier für fast acht Kinder verantwort­lich. Auch die Verpflegun­g der Kinder mit Mittagesse­n wurde untersucht. So konnten bundesweit in etwa 90 Prozent der Kitas Kinder gemeinsam zu Mittag essen. In Ostdeutsch­land boten fast alle Einrichtun­gen ein Mittagesse­n an (99,6 Prozent). Insgesamt 36 Prozent der Eltern nutzten einen kostenfrei­en Kitaplatz oder waren von den Kosten befreit. In einigen Ländern waren fast alle Eltern von einer Kostenbete­iligung befreit, in anderen mussten sie für ein Kind unter drei Jahren deutlich mehr als 300 Euro für einen Ganztagspl­atz berappen.

Die Kita-Beschäftig­ten waren im Zeitraum der Studie unzufriede­ner mit der Situation als noch zwei Jahre zuvor. In der Analyse geht man davon aus, dass dies neben der Schwierigk­eit, Personal zu finden, auch damit zusammenhä­ngt, dass die Kinder wegen Folgen der Pandemie mehr Hilfe brauchen.

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