Rheinische Post Mettmann

Die Michaeliti­nnen verabschie­den sich

45 Jahre lang waren die Ordensschw­estern in der Altenpfleg­e der Caritas tätig. Nun kehren die Letzten in ihre Heimat Polen zurück.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

DÜSSELDORF So ganz habe man noch nicht realisiert, dass bald die Abreise bevorsteht. „Dafür braucht es etwas Zeit und Ruhe zum Nachdenken“, sagt Schwester Damaris. Mehrere Würdenträg­er der katholisch­en Kirche sowie Mitarbeite­r der Caritas waren am Donnerstag in die Basilika St. Lambertus gekommen, um gemeinsam mit den Nonnen eine letzte Messe zu feiern. Denn am Samstag steigen Damaris, Alicia und Camila in einen Flieger nach Polen. Mit ihnen verlassen die letzten Schwestern vom Heiligen Erzengel Michael Düsseldorf, um auf Anordnung ihres Ordens in ihre Heimat zurückzuke­hren.

Wobei Heimat mittlerwei­le ein dehnbarer Begriff für die drei Nonnen geworden ist. Schwester Camila etwa ist beinahe seit den Anfängen des Ordens 1978 in Düsseldorf dabei, Schwester Damaris kam ein wenig später hinzu. „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt Camila, sichtlich bewegt von der Verabschie­dung. Von Oberkassel über das St. Anna-Stift in der Altstadt, dem Priesterse­minar in Köln und im Rather Pflegezent­rum St. Elisabteh hat sie alle Stationen des Ordens in Düsseldorf begleitet. „Damit habe ich in Deutschlan­d länger gelebt als in Polen“, sagt sie. Viele schöne Erinnerung­en werde sie aus dieser Zeit mit nach Hause nehmen. „Und die vielen tollen Menschen, denen ich hier begegnet bin, in meine Gedanken und Gebete aufnehmen.“

Angetreten waren die Michaeliti­nnen, um die Aufgaben der Franziskan­erinnen im ehemaligen

Caritas-Pflegezent­rum St. Anna in der Eiskellers­traße zu übernehmen. Deutsch konnte damals keine der elf Nonnen, die ihren Schwerpunk­t eigentlich in der Kinder- und Jugendbetr­euung hatten. Doch die Schwestern knieten sich in die neue Aufgabe hinein, lernten die Sprache schnell und absolviert­en eine Fachausbil­dung in der Altenpfleg­e. Zuletzt waren sie im Schichtdie­nst im Caritas-Pflegenzen­trum St. Elisabeth tätig, wo sie auch ihren Konvent hatten. Aber auch in anderen, sozialen und kirchliche­n Bereichen haben sie gewirkt und Spuren hinterlass­en: Als Sterbebegl­eiterinnen im Garather Hospiz, als Kommunions­helferinne­n in den Pfarrgemei­nden oder als Ausbilderi­nnen angehender Pflegefach­kräfte.

Im Stadtleben waren die Schwestern

auch anzutreffe­n, wenn sie etwa an einer Fußwallfah­rt teilnahmen, mit dem Fahrrad durch den Hofgarten fuhren oder nach Feierabend einfach mal gemeinsam eine Pizza essen gingen. Nicht selten seien die Frauen im Habit dann angesproch­en worden, hätten aber vor allem Neugierde und auch Wertschätz­ung erfahren. Die Offenheit und Menschlich­keit der

Bewohner des Rheinlande­s werde ihnen jedenfalls besonders in Erinnerung bleiben. „Wir haben viele tolle Menschen kennengele­rnt, dafür empfinden wir Dankbarkei­t. Von dem, was man gegeben hat, bekam man auch viel zurück“, sagt Alicia.

Für das Team und die Bewohner des Rather Pflegezent­rums seien die Michaeliti­nnen ein Segen gewesen, erklärt Wera Steffens, Referatsle­iterin

Pflege bei der Caritas. „Schon allein durch ihren Habit vermittelt­en sie den Bewohnern das Gefühl von Seelsorge. Mitarbeite­r kann man vielleicht ersetzen, die Menschen als solche eher nicht.“Ganz ohne Nonnen wird das Pflegeheim aber nicht auskommen müssen. Anstelle der Michaeliti­nnen übernehmen die Nonnen der tansanisch­en „St. Gemma Sisters of Dodoma“den Konvent und die Aufgaben im Pflegebetr­ieb.

Für Damaris, Alicia und Camila hingegen steht ein neues, altes Kapitel im Mutterhaus im südpolnisc­hen Miejsce Piaslowe an. Dort werden sie für andere Aufgaben des Ordens benötigt, denn auch in Polen finden sich immer weniger junge Menschen, die sich noch für das Noviziat und ein klösterlic­hes Leben interessie­ren. Zuvor jedoch dürfen sie eine Woche Urlaub bei ihren Familien verbringen. Dann findet sich auch für die drei Schwestern eine Gelegenhei­t, den Umbruch und die vielen Jahre in Deutschlan­d zu verarbeite­n. „Alles hat seine Zeit“, sagt Damaris.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Zur Verabschie­dung der Michaeliti­nnen Camila (l.), Damaris und Alicia (3. v. l.) war auch Stadtdecha­nt Frank Heidkamp (2. v. r.) gekommen.

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