Die Michaelitinnen verabschieden sich
45 Jahre lang waren die Ordensschwestern in der Altenpflege der Caritas tätig. Nun kehren die Letzten in ihre Heimat Polen zurück.
DÜSSELDORF So ganz habe man noch nicht realisiert, dass bald die Abreise bevorsteht. „Dafür braucht es etwas Zeit und Ruhe zum Nachdenken“, sagt Schwester Damaris. Mehrere Würdenträger der katholischen Kirche sowie Mitarbeiter der Caritas waren am Donnerstag in die Basilika St. Lambertus gekommen, um gemeinsam mit den Nonnen eine letzte Messe zu feiern. Denn am Samstag steigen Damaris, Alicia und Camila in einen Flieger nach Polen. Mit ihnen verlassen die letzten Schwestern vom Heiligen Erzengel Michael Düsseldorf, um auf Anordnung ihres Ordens in ihre Heimat zurückzukehren.
Wobei Heimat mittlerweile ein dehnbarer Begriff für die drei Nonnen geworden ist. Schwester Camila etwa ist beinahe seit den Anfängen des Ordens 1978 in Düsseldorf dabei, Schwester Damaris kam ein wenig später hinzu. „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt Camila, sichtlich bewegt von der Verabschiedung. Von Oberkassel über das St. Anna-Stift in der Altstadt, dem Priesterseminar in Köln und im Rather Pflegezentrum St. Elisabteh hat sie alle Stationen des Ordens in Düsseldorf begleitet. „Damit habe ich in Deutschland länger gelebt als in Polen“, sagt sie. Viele schöne Erinnerungen werde sie aus dieser Zeit mit nach Hause nehmen. „Und die vielen tollen Menschen, denen ich hier begegnet bin, in meine Gedanken und Gebete aufnehmen.“
Angetreten waren die Michaelitinnen, um die Aufgaben der Franziskanerinnen im ehemaligen
Caritas-Pflegezentrum St. Anna in der Eiskellerstraße zu übernehmen. Deutsch konnte damals keine der elf Nonnen, die ihren Schwerpunkt eigentlich in der Kinder- und Jugendbetreuung hatten. Doch die Schwestern knieten sich in die neue Aufgabe hinein, lernten die Sprache schnell und absolvierten eine Fachausbildung in der Altenpflege. Zuletzt waren sie im Schichtdienst im Caritas-Pflegenzentrum St. Elisabeth tätig, wo sie auch ihren Konvent hatten. Aber auch in anderen, sozialen und kirchlichen Bereichen haben sie gewirkt und Spuren hinterlassen: Als Sterbebegleiterinnen im Garather Hospiz, als Kommunionshelferinnen in den Pfarrgemeinden oder als Ausbilderinnen angehender Pflegefachkräfte.
Im Stadtleben waren die Schwestern
auch anzutreffen, wenn sie etwa an einer Fußwallfahrt teilnahmen, mit dem Fahrrad durch den Hofgarten fuhren oder nach Feierabend einfach mal gemeinsam eine Pizza essen gingen. Nicht selten seien die Frauen im Habit dann angesprochen worden, hätten aber vor allem Neugierde und auch Wertschätzung erfahren. Die Offenheit und Menschlichkeit der
Bewohner des Rheinlandes werde ihnen jedenfalls besonders in Erinnerung bleiben. „Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt, dafür empfinden wir Dankbarkeit. Von dem, was man gegeben hat, bekam man auch viel zurück“, sagt Alicia.
Für das Team und die Bewohner des Rather Pflegezentrums seien die Michaelitinnen ein Segen gewesen, erklärt Wera Steffens, Referatsleiterin
Pflege bei der Caritas. „Schon allein durch ihren Habit vermittelten sie den Bewohnern das Gefühl von Seelsorge. Mitarbeiter kann man vielleicht ersetzen, die Menschen als solche eher nicht.“Ganz ohne Nonnen wird das Pflegeheim aber nicht auskommen müssen. Anstelle der Michaelitinnen übernehmen die Nonnen der tansanischen „St. Gemma Sisters of Dodoma“den Konvent und die Aufgaben im Pflegebetrieb.
Für Damaris, Alicia und Camila hingegen steht ein neues, altes Kapitel im Mutterhaus im südpolnischen Miejsce Piaslowe an. Dort werden sie für andere Aufgaben des Ordens benötigt, denn auch in Polen finden sich immer weniger junge Menschen, die sich noch für das Noviziat und ein klösterliches Leben interessieren. Zuvor jedoch dürfen sie eine Woche Urlaub bei ihren Familien verbringen. Dann findet sich auch für die drei Schwestern eine Gelegenheit, den Umbruch und die vielen Jahre in Deutschland zu verarbeiten. „Alles hat seine Zeit“, sagt Damaris.