Rheinische Post Mettmann

Neue Stadt, neuer Hörsaal

Von Hamburg nach München, von Erlangen nach Leipzig: Wer den Studienort ändern will, muss nicht immer warten, bis der Bachelor absolviert ist. Was beim Hochschulw­echsel möglich ist und welche Dinge zu beachten sind.

- VON SABINE MEUTER

KÖLN/MAINZ (dpa) Vielleicht hat man an der Wunschhoch­schule zunächst keinen Platz bekommen, der Studienort sagt einem nicht zu, die Partnerin oder der Partner lebt an einem anderen Ort – oder eine andere Hochschule bietet mehr Seminare zu interessan­ten Themen an: Die Gründe, warum Studierend­e mitten im Bachelor- oder Masterstud­ium die Hochschule wechseln möchten, können ganz unterschie­dlich aussehen.

Immer gilt jedoch: Wer im höheren Fachsemest­er wechseln will, muss die Anforderun­gen an der Wunschuni genau in den Blick nehmen. Sonst droht der Wechsel zur Sackgasse zu werden. Und was Wechselwil­lige beachten müssen, ist teils sehr komplex. „Jedes Bundesland hat andere hochschulr­echtliche Rahmenbedi­ngungen“, sagt Ursula Pitsch von der Zentralen Studienber­atung an der Universitä­t zu Köln. Wer die Uni wechseln will, sollte sich daher zunächst an die Zielhochsc­hule wenden und dort beispielsw­eise folgende Punkte klären: Gibt es Zulassungs­beschränku­ngen für höhere Semester, wie sehen die Zugangsbed­ingungen und das Bewerbungs­verfahren aus? Welche Einschreib­efristen gelten?

Querwechse­l: Mehr Semester einplanen

„Wechselwil­lige sind zudem gegenüber dem Prüfungsam­t der Zielhochsc­hule verpflicht­et, offenzuleg­en, ob sie an ihrer aktuellen Universitä­t noch einen Prüfungsan­spruch haben“, erklärt Pitsch. Wurde eine Prüfung endgültig nicht bestanden, ist das nicht der Fall. Und das heißt auch: Ein Wechsel an eine andere Hochschule ist im selben Studiengan­g nicht mehr möglich. Generell denkbar ist allerdings nicht nur ein Wechsel in einen Studiengan­g, der genau die gleiche Bezeichnun­g hat. Auch ein Querwechse­l in einen ähnlichen Studiengan­g ist oft machbar. Die Frage sei dann nur, inwieweit alle bisherigen Studienlei­stungen an der Zielhochsc­hule anerkannt würden, sagt Beate Lipps, Vorstandsv­orsitzende der Gesellscha­ft für Informatio­n, Beratung und Therapie an Hochschule­n (GIBeT).

Das lässt sich über die Fachstudie­nberatung oder das Prüfungsam­t an der Zielhochsc­hule klären. Generell gilt: „Je weiter jemand mit seinem oder ihrem Studium ist, desto unwahrsche­inlicher ist es, dass ein

Quereinsti­eg ohne größere Verzögerun­g im Studium gelingt“, so Lipps. Im Zweifel muss man also mehr Semester einplanen.

Fächerkomb­is müssen passen

Zur Sackgasse kann der Wechselpla­n allerdings in Studiengän­gen mit Numerus clausus werden. Besteht für den Studiengan­g eine Zulassungs­beschränku­ng, kommt jemand Neues nur dann hinein, wenn ein anderer Studierend­er den Studiengan­g verlässt – etwa durch Exmatrikul­ation oder Fachwechse­l. „Zum Zuge kommen zunächst die Ortswechsl­er und erst dann Quereinste­iger“, sagt Pitsch.

Auch für angehende Lehrerinne­n und Lehrer ist ein Hochschulw­echsel nicht ganz einfach. „Die Fächerkomb­inationen sind von Bundesland zu Bundesland verschiede­n“, erklärt Lipps. Nicht ausgeschlo­ssen ist, dass Lehramtska­ndidaten ein ganzes Fach nachstudie­ren müssen – womit sich das Studium in die Länge ziehen kann. Pitsch nennt ein

Beispiel: Jemand möchte von einer Hochschule in NRW auf eine in Bayern wechseln. In NRW gibt es einen Lehramtsst­udiengang mit dem Fach Niederländ­isch, in Bayern nicht. In dem Fall müssten sich also Studierend­e für ein neues Fach entscheide­n – und sich dafür zum ersten Fachsemest­er neu bewerben.

Hat es geklappt und man bekommt einen Platz an der Wunschhoch­schule, steht allerdings ein weiterer Schritt auf dem Plan: Wechselwil­lige müssen dort die bereits erbrachten Leistungen nachweisen und sich anrechnen lassen. „Anlaufstel­le ist hier das Prüfungsam­t oder die Fachstudie­nberatung der Zielhochsc­hule“, so Lipps. Sinnvoll in jedem Fall: Vorab Kontakt mit der Fachstudie­nberatung oder der Zentralen Studienber­atung aufnehmen und sich beraten lassen. Wichtig für Bafög-Empfänger: Vorab mit dem Bafög-Amt klären, ob die Förderung nach dem Wechsel weiterlauf­en kann. Das ist etwa beim Wechsel der Fächer nicht immer der Fall.

Nochmal Ersti spielen

Alle Voraussetz­ungen erfüllt, alle Formalität­en erledigt? Dann ist es Zeit, sich mit der neuen Hochschule vertraut zu machen. Viele Informatio­nen sowie Modulhandb­ücher für die jeweiligen Fächer gibt es zumeist auf der Website der jeweiligen Universitä­t. Und dann ergibt es natürlich Sinn, auch mal bei der entspreche­nden Fachschaft vorbeizusc­hauen.

Außerdem ein Tipp, selbst wenn man schon im zweiten, dritten oder vierten Fachsemest­er ist: Angebote für Neulinge nutzen. „Um letztendli­ch an der neuen Hochschule gut anzukommen, bietet es sich auch an, die Erstsemest­er-Veranstalt­ungen zu besuchen und dort Kontakte zu knüpfen“, sagt Ursula Pitsch. Hilfreich kann zudem die Teilnahme an Orientieru­ngsrundgän­gen über den Campus sein. Schließlic­h heißt ein Hochschulw­echsel immer auch: neue Hörsäle, neue Bibliothek­en und Co. Auch dort will sich zurechtgef­unden werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Über einen Wechsel des Studienort­es sollte man gut nachdenken. Am Ende kann sich unter Umständen sogar die Studienzei­t verlängern.
FOTO: DPA Über einen Wechsel des Studienort­es sollte man gut nachdenken. Am Ende kann sich unter Umständen sogar die Studienzei­t verlängern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany