Große Bühne für Feuerwehrmänner
Alle zwei Jahre messen sich Sportler der Blaulichtfamilie aus der gesamten Welt bei den „World Police & Fire Games“. Mit dabei sind auch zwei Berufsfeuerwehrmänner aus dem Kreis Mettmann.
METTMANN/WÜLFRATH In voller Montur – also rund 25 Kilo mit Schutzausrüstung und Atemgerät – mehrere Stockwerke rauf laufen, um herauszufinden, wer der Schnellste ist, das gibt es nur bei den „World Police & Fire Games“, kurz WPEG. Einer, der das schon in verschiedenen Teilen der Erde mitgemacht hat, ist Tilo Roguszczak. Zuletzt bei den Spielen 2023 in Winnipeg, Kanada. Dort waren es über 40 Etagen. „Wenn man es dann in voller Schutzausrüstung hinter sich hat, läuft man auch den ohne Ausrüstung noch mit – einfach zum Spaß“, erzählt der Hauptbrandmeister.
Seit 2013 nimmt er an dem internationalen Sport-Wettkampf für Mitglieder aus der „Blaulichtfamilie“, also von Feuerwehr, Polizei, des Zolls und der Justiz, teil. Zusätzlich zu den normalen Leichtathletikund Breitensportsparten gibt es auch berufsspezifische Disziplinen. Roguszczak war bereits in Belfast, New York, Los Angeles, China und zuletzt in Winnipeg dabei. Neben dem Wülfrather, der hauptberuflich bei der Feuerwehr Wuppertal arbeitet, nimmt auch Lars Grimm aus Mettmann regelmäßig teil. „Das ist für uns Amateursportler die große Bühne“, erklärt er. Der Brandoberinspektor der Feuerwehr Mettmann ist seit November 2023 sogar Präsident der deutschen Organisation „German Police & Fire Sports Federation e.V.“. Der Verein, indem sich die deutschen Teilnehmer organisieren, hat bundesweit 400 Mitglieder. Derzeit ist Grimm schon dabei, die Teilnahme der Deutschen 2025 zu organisieren.
„Wir haben einen guten Zusammenhalt“,
erzählt Grimm. Und das, obwohl sich viele der Sportler vorher gar nicht kennen, schließlich kommen sie aus allen Teilen der Republik, treffen oft erst vor Ort aufeinander. Der Reiz, so Grimm, sei es, sich sportlich messen zu können, aber zeitgleich auch andere Länder kennenzulernen.
Der 44-Jährige Mettmanner war zum ersten Mal in China mit dabei. Neben den Spielen hat er auch die klassischen Reiseziele wie die Chinesische Mauer oder Peking besichtigt. Winnipeg hingegen sei nicht die typische Touristenstadt gewesen, merken die beiden Berufsfeuerwehrmänner an. Die Ausrichtung der Spiele dort sei im Vorfeld bei den Einwohnern umstritten gewesen. Denn dort leben viele in Armut. Für die Austragung der Spiele wurde viel Geld ausgegeben. Deshalb erfuhren die Athleten zum Teil auch Ablehnung.
Spiele Seit 1985 finden sie alle zwei Jahre woanders auf der Welt statt. Die besten Sportler von Polizei, Feuerwehr, Zolls und Justiz messen sich in unterschiedlichen Disziplinen. Neben traditionellen Wettbewerben der Leichtathletik, der Schießund Kampfsportarten werden auch
Zwar sei das Gewinnen von Medaillen schön, viel mehr zähle aber der olympische Gedanke, betont der 55-jährige Roguszczak. „Dabei sein ist alles.“Und man lerne auch so manche neue Sportart kennen. So gab es 2013 in Belfast auch Baumstammwerfen. Tilo Roguszczak bleibt seine erste Teilnahme an den WPFG in Irland auch deshalb berufsspezifische Wettkämpfe ausgetragen.
Ziel der Spiele ist es, die Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte zu steigern, das Verständnis für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen der anderen Sicherheitsorganisationen zu fördern und international freundschaftliche Verbindungen zu schaffen.
in besonderer Erinnerung, weil er dort seiner Frau spontan einen Heiratsantrag gemacht hat. „Beim Mountain Run bin ich einfach stehen geblieben, habe Blumen gepflückt, um meiner Frau den Antrag zu machen“, erzählt er.
Daneben schätzen Grimm und Roguszczak auch, wie schnell Feuerwehrleute, Polizisten, Zoll- und
Justizbeamte als Gruppe zusammenwachsen – gerade auch unter den Europäern. Man erhalte Einblicke darin, wie in den anderen Ländern in den Bereichen gearbeitet werde und stelle fest, dass es oft dieselben Probleme gebe. Dadurch erhalte man einen anderen Blick auf die Dinge. Es seien auch schon echte Freundschaften entstanden, die Kontakte halten bis heute, erzählen die Männer. Tilo Roguszczak gefällt es zudem, dass man während der Spiele immer die jeweilige Nation näher kennenlernt. „Die Iren sind ein nettes Völkchen“, sagt er. Und in China haben sie sich sehr ins Zeug gelegt bei der Eröffnungsfeier.
Beide möchten auch im kommenden Jahr in Birmingham in Alabama in den USA dabei sein. Lars Grimms Disziplin ist Judo. Das macht er hier im Verein. Außerdem ist er passionierte Läufer. Tilo Roguszczak tritt bei den WPEG in der Kategorie Schwimmen sowie bei Treppenlauf an. Wenn es klappt, soll 2025 erstmals ein deutsches Drachenboot-Team antreten. Dafür soll es vorher erstmals ein gemeinsames Trainingslager geben. Daran arbeitet Grimm aktuell.
Die Berufsfeuerwehrmänner waren bisher bereits sehr erfolgreich. In Winnipeg gewann Roguszczak zwei Goldmedaillen – eine im Einzeln, eine in der Staffel. Weil Lars Grimm beim Judo der Einzige seiner Altersklasse war, trat er in einer unteren an. Dort gab es für ihn keine Medaille, aber davon in China schon.
Was sie aber ein wenig vermissen, ist die offizielle Unterstützung des deutschen Teams. Immerhin repräsentierten die Teilnehmer auch die deutschen Behörden. Wer dran teilnimmt, kann hoffen, vielleicht ein paar Tage Sonderurlaub zu erhalten. Die Reise- und Teilnahmekosten trägt aber jeder Teilnehmende selbst. In anderen Ländern gibt es hingegen sogar Gewinnprämieren für die Teilnehmer, so Grimm. Entsprechend ehrgeizig seien beispielsweise die Athleten aus Brasilien oder Kambodscha. Für 2025 wollen sie sich bemühen, vielleicht zumindest einheitliche Shirts für das deutsche Team gesponsert zu bekommen.