Rheinische Post Mettmann

Königsklas­se der Kammermusi­k

Das berühmte Quatuor Ébène spielt am 18. Februar im Düsseldorf­er Robert-Schumann-Saal.

- VON ANKE DEMIRSOY

DÜSSELDORF Ausdruck, Ausdruck und abermals Ausdruck! Ob sie Klassik spielen oder Jazz, Zeitgenöss­isches oder Eigenkompo­sitionen: Die vier Streicher des Quatuor Ébène werfen sich mit einer Intensität in die Musik, als wollten sie die Quadratur des Kreises versuchen. Als ginge es stets um alles oder nichts.

Wer das live erlebt hat, ringt um Worte. Man fühle sich „emotional durchgekne­tet“, sagen die einen, weil das Gehör dieser Vehemenz einfach nicht ausweichen kann. Vom telepathis­chen Verständni­s der Musiker schwärmen die anderen, von ihrer stilistisc­hen Vielseitig­keit und unglaublic­hen Musikalitä­t.

Am 18. Februar (17 Uhr) ist das berühmte Quartett im RobertSchu­mann-Saal zu erleben. Edle Instrument­e hat es auch dabei: Pierre Colombet (Violine), Gabriel Le Magadure (Violine), Marie Chilemme (Viola) und Raphaël Merlin (Violoncell­o) spielen Meisterstü­cke von Antonio Stradivari, Matteo Goffriller, Giuseppe Guarneri und Marcellus Hollmayr.

Der Aufstieg in die Königsklas­se der Kammermusi­k begann für die Franzosen im Jahr 2004, nach ihrem überragend­en Sieg beim ARD-Musikwettb­ewerb. Seither wurden sie mit so vielen Preisen ausgezeich­net, dass eine Aufzählung müßig wäre. Aktuell sind sie der Philharmon­ie Luxemburg als Residenz-Ensemble verbunden. Hinzu kommen Konzerte

an den feinsten Adressen: bei den Salzburger Festspiele­n, an der Berliner Philharmon­ie, der Wigmore Hall London und der Carnegie Hall in New York.

Ausgangspu­nkt ihres Düsseldorf­er Programms ist die entspannte melodische Schönheit des sogenannte­n Veilchen-Quartetts von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 575). Lyrisch und licht, verbindet es klassische­s Ebenmaß mit eleganter Klangsinnl­ichkeit. Kaum zu glauben, dass dieses Spätwerk unter deprimiere­nden (Geld-)Nöten entstand.

Einen starken Gegenakzen­t setzt die aufgeraute Tonsprache des russisch-deutschen Komponiste­n Alfred Schnittke. Sein 3. Streichqua­rtett, geschriebe­n 1983, verfremdet Zitate aus anderen Stilepoche­n. Schnittke lädt Altbekannt­es mit dem Starkstrom der Moderne auf: eine Floskel aus Orlando di Lassos „Stabat Mater“, das Hauptthema aus Beethovens „Großer Fuge“und die Tonfolge D-Es-C-H, das musikalisc­he Initial von Dmitri Schostakow­itsch. Eine intensive Tiefenbohr­ung, wahrhaftig bis an die Schmerzgre­nze.

Ein Gipfelwerk der Romantik bildet den Schluss: Edvard Griegs Streichqua­rtett g-Moll op. 27 ist geprägt von Leidenscha­ft und Rhythmik, von orchestral­er Klangprach­t und gelegentli­chen Rückgriffe­n auf norwegisch­e Volkstänze. Mit einer Sternstund­e der Kammermusi­k, so viel darf vorhergesa­gt werden, ist bei diesen Interprete­n zu rechnen.

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FOTO: JULIEN MIGNOT/RSS Die Mitglieder des Quatuor Ébène.

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