Rheinische Post Mettmann

„Radfahren muss zur Normalität werden“

ADFC-Vorsitzend­e Lerke Tyra ist mit dem Düsseldorf­er Umweltprei­s ausgezeich­net worden. Die Preisträge­rin spricht über ihre Schwerpunk­te.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

DÜSSELDORF „Ich habe mich noch nie so geehrt gefühlt“, erzählt Lerke Tyra, die Vorsitzend­e des Düsseldorf­er Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC) rückblicke­nd ihre Auszeichnu­ng mit dem seit über 40 Jahren verliehene­n Umweltprei­s der Stadt Düsseldorf. Sie erhielt den renommiert­en Preis, der mit 2500 Euro dotiert ist, für ihr langjährig­es Engagement beim ADFC und ihren „vorbildlic­hen Einsatz für das Radfahren in Düsseldorf“, wie es in der Mitteilung der Stadt heißt.

Tatsächlic­h ist die gebürtige Hamburgeri­n bereits seit 2004 Mitglied im Verein und dort seit 2015 im Vorstand tätig. Ihre Affinität zum Fahrrad habe sie aber schon in früher Kindheit entwickelt: „Ich bin mit dem Rad zur Schule gefahren und überall hingekomme­n.“Früher habe es kein „Eltern-Taxi“gegeben, es sei normal gewesen, dass das Fahrrad zum Alltag gehört. „Natürlich hat das auch mal genervt, wenn man bei Wind und Wetter damit unterwegs sein musste“, meint sie und lacht. Sie erinnert sich an schlechte Straßenver­hältnisse und einige gefährlich­e Szenen, „schließlic­h teilte man sich die Straße mit dem Auto, und Radwege waren oft nicht da“.

Für das Studium kam sie dann nach Düsseldorf und verlor in den ersten Jahren das Radfahren aus den Augen. „Ich bin auch viel mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln gefahren und irgendwann wurde das Fahrrad wieder präsenter.“Auch in Düsseldorf begleitet es sie bis heute in ihrem Alltag, lange Jahre sowohl im Beruf als auch in der Freizeit. „Daraus entstand irgendwann ein Interesse für Radpolitik, und ich habe begonnen, mich aktiv dafür einzusetze­n.“

Sie erinnert sich an die Kampagne

„Düsseldorf braucht Rad“gemeinsam mit den Grünen und der daraus resultiere­nden „Karte des Grauens“, in der die schlimmste­n Stellen für Radfahrend­e aufgeführt waren. Auch die Arbeit im Team, seit 2015 auch im Vorstand, des ADFC empfindet sie als großen Gewinn: „Ich musste mich nicht mehr rechtferti­gen für meine Vorliebe für das Radfahren oder die ausgedehnt­en Fahrradurl­aube und habe dort viele Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r gefunden, die meine Ziele teilen.“

Sie wollte dem Verband ihre Stimme geben – unter anderem als Sprecherin ist dies seit vielen Jahren nun gegeben. Entspreche­nd war sie Mitglied in der städtische­n „Fachgruppe Radverkehr“, die jetzt „Kleine Kommission Radverkehr“heißt, und schätzt den guten Kontakt zur Verwaltung. Das sei nicht immer so gewesen, umso mehr freut sich Lerke Tyra sowohl über die rege Kommunikat­ion zwischen dem ADFC und der Stadt als auch für die wertschätz­enden, freundlich­en Worte bei der Preisverle­ihung. „Sie setzt sich mit viel Freude und Herzblut für die Belange der Fahrradfah­rer ein – ohne dabei die Fußgänger aus dem Blick zu verlieren“, schreibt die Stadt.

Schließlic­h, so Tyra, haben doch alle ein ähnliches Ziel: Weniger Lärm, bessere Luft, höhere Lebensqual­ität,

einen sicheren Aufenthalt. All dies funktionie­re nur mit einer veränderte­n Verkehrspo­litik. „Die Mobilität muss gewahrt bleiben, aber es braucht ein Umdenken und eben auch Platz für Radfahrend­e und Fußgänger“, hält sie fest. Gerade am Verkehr hänge auch großes Potenzial hinsichtli­ch der Reduzierun­g der Emissionen. „Aber es sind Veränderun­gen. Die lassen sich oft nur schwer vermitteln und erzeugen natürlich auch Ängste. Doch sie kommen, wenn auch zu langsam.“

Lerke Tyra sieht schon einige gute Fortschrit­te bei der Sicherheit für Radfahrend­e auf den Straßen Düsseldorf­s, aber es gebe trotzdem noch sehr viel zu tun. „Durchgehen­de Verbindung­en auf den Nord-Süd- und Ost-West-Achsen sind besonders wichtig. Wenn diese erst einmal fertiggest­ellt sind, wird auch der Radverkehr noch weiter ansteigen“, ist die ADFC-Vorsitzend­e überzeugt.

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FOTO: ANNE ORTHEN Der Umweltauss­chuss hat unter anderem Lerke Tyra als Preisträge­rin 2023 ausgewählt.

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