Rheinische Post Mettmann

Der Glückspilz des Jahres

Landwirt Cedric Gumpertz bekam es bei Feldarbeit­en mit einer Weltkriegs­bombe zu tun – und hatte Riesenglüc­k im Unglück.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Einen Glücksbrin­ger habe er nicht, sagt Cedric Gumpertz. Einen Schutzenge­l aber ganz sicher. Der hat den 28-jährigen Erkrather im September dieses Jahres vor einem Arbeitsunf­all bewahrt, der böse hätte ausgehen können. Gumpertz war damals bei Feldarbeit­en mit einem Traktor über eine Weltkriegs­bombe gefahren und hatte eine kleine Explosion ausgelöst.

Der Landwirt, der der für einen Lohnbetrie­b in Mettmann arbeitet, hörte plötzlich einen dumpfen Knall und glaubte zunächst noch, auf dem Feld bei Neubuschen­hofen lediglich eine Gaskartusc­he erwischt zu haben, wie man sie vom Camping her kennt. Er war bei dem Vorfall nicht verletzt worden, ließ sich auch nicht beirren, fuhr zunächst weiter, bis er sah, wie sich das Feuer hinter ihm auf dem Feld ausbreitet­e. Da er an dem Tag einen Frontlader mit Schaufel am Traktor hatte, löschte er das Feuer kurzerhand, indem er es mit Erde erstickte. Anschließe­nd informiert­e er seinen Arbeitgebe­r.

Das daraufhin eingeschal­tete Erkrather Ordnungsam­t schickte zunächst seinen Außendiens­t aufs Feld, um abzuklären, was die Explosion ausgelöst hatte. Währenddes­sen hatte die Erkrather Feuerwehr per Drohne die Munition aufgespürt und nach einer Internet-Recherche als Phosphorbo­mbe identifizi­ert, was die Experten vom Kampfmitte­lräumdiens­t später bestätigte­n: britische Phosphorbo­mbe, 15 Kilogramm Kampfgewic­ht. Brandbombe­n dieser Art wurden im Zweiten Weltkrieg millionenf­ach über Deutschlan­d abgeworfen: Erst wurden Luftminen gezündet, die die Dächer abdecken sollten, danach fielen die Brandbombe­n, um möglichst große Feuer zu entfachen.

Dass er keineswegs eine Gasflasche, sondern eine Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg erwischt hatte, erfuhr Cedric Gumpertz erst spät am Abend, als Polizei, Feuerwehr und Kampfmitte­lräumdiens­t schon längst wieder abgezogen waren. Es hat eine Weile gedauert, bis ihm klar wurde, was passiert ist – und was hätte passieren können. „Ich habe wohl ziemlich viel Glück gehabt“, sagte der junge Landwirt damals im Gespräch. Das Feld bei Neubuschen­hofen, auf dem sich der Vorfall ereignete, bearbeitet Cedric Gumpertz seit vielen Jahren. Am Tag der Explosion standen einfache Arbeiten wie Grünstreif­en mulchen und Feldkanten säubern an, ohne Eingriffe in die Erde. Die Bombe müsse wohl „oben drauf gelegen haben“, vermutet Gumpertz.

Er kennt dieses Phänomen von seiner Ausbildung im Münsterlan­d, von den Findlingss­teinen, die dort irgendwann aus dem Acker herauswuch­sen. Es komme vor, dass sich Gegenständ­e im Boden im Laufe der Jahre nach oben arbeiteten. So könne es auch auf dem Erkrather Acker gewesen sein. „Vielleicht ist die Bombe im vergangene­n Jahr beim Grubbern ausgegrabe­n worden und liegen geblieben“, so die Vermutung von Cedric Gumpertz.

Er ist froh, dass es gut für ihn ausgegange­n

ist. Einen Schock hat er nicht erlitten und ein vorsorglic­her Phosphor-Check im Krankenhau­s ist negativ verlaufen. Der 28-Jährige sah die Sache damals ganz pragmatisc­h: Kurz nach dem Vorfall war er schon wieder unerschroc­ken im Dienst und schien die Sache abgehakt zu haben. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert.

Er denke nur noch selten daran, eigentlich nur, wenn ihn jemand gezielt darauf anspreche, erzählte Cedric Gumpertz jetzt. Seine Familie sei nach den Geschehnis­sen zunächst „richtig geschockt und dann total erleichter­t“gewesen. Was bleibe, sei das Gefühl, an einem Punkt im Leben einfach riesiges Glück gehabt zu haben. Momentan hat Cedric Gumpertz Urlaub und werkelt lediglich ein bisschen mit auf dem elterliche­n Hof, erst Mitte Januar geht es für ihn wieder mit dem Trecker aufs Feld – neues Jahr, neues Glück.

 ?? FOTO: FEUERWEHR ERKRATH ?? Über diese britische Phosphor-Bombe fuhr der Erkrather Bauer mit seinem Trecker.
FOTO: FEUERWEHR ERKRATH Über diese britische Phosphor-Bombe fuhr der Erkrather Bauer mit seinem Trecker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany