Ein Pastamacher aus Liebe auf dem Carlsplatz
Der Italiener Andrea Toscano arbeitete in der Werbebranche. Für seine Familie wechselte er den Beruf und stellt nun Pasta her.
CARLSTADT/WITTLAER Schon am Vormittag steht Andrea Toscano auf dem Carlsplatz. Freundlich begrüßt der Italiener eine Kundin mit einem „Buongiorno“, und packt die Ricotta-Spinat-Ravioli liebevoll in eine Folie ein. „Nach drei Minuten im kochenden Wasser sind sie fertig“, erklärt er ihr. Fünf Tage die Woche ist Toscano auf dem Carlsplatz und verkauft in seinem „Pastificio“handgemachte Pasta. Am Abend und Morgen produziert er die Teigwaren in Wittlaer. „Ich arbeite zwischen 18 und 20 Stunden pro Tag.“Sein Pasta-Geschäft führt er aktuell noch komplett alleine.
Dass sein Leben mal so aussehen würde, hätte er sich früher nicht vorstellen können. Denn ursprünglich kommt er aus der italienischen Großstadt Turin, und hatte beruflich mit der Gastronomie gar nichts zu tun – sondern arbeitete in der Medienbranche. Er studierte an der Turiner Kunstakademie Bühnenbild, arbeitete später in einer Werbeagentur und entwarf Videos für Unternehmen und Kinos.
Es war eine Begegnung in einer Bar, die ihn erst nach Deutschland führte und somit später auch in die Pasta-Branche. Und das aus Liebe. Es war ein warmer Sommertag im August, als er seine zukünftige Frau das erste Mal getroffen hatte. Sie machte ein Auslandssemester in seiner Heimatstadt Turin und bediente nebenbei an einer Bar. Als er sich dort mit Freunden traf und sie sah „verliebte ich mich sofort“.
Nach ihrem Auslandssemester ist seine zukünftige Frau allerdings wieder nach Deutschland zurückgegangen, es folgte eine Fernbeziehung über 15 Jahre hinweg. Mindestens einmal pro Monat flog Andrea nach Düsseldorf, um sie zu sehen. Als seine Tochter dann allerdings fünf Jahre alt wurde, entschied er sich dazu, endgültig nach Düsseldorf auszuwandern.
Dort angekommen, entdeckte er eine Marktlücke: Während es in Italien überall in den Pastamanufakturen frische, handgemachte Nudeln zu kaufen gibt, fand er in Düsseldorf nur wenige solcher Angebote. Er beendete seinen Job in einer deutschen Videoproduktionsfirma und widmete sich ganz dem Pasta-Geschäft. Dafür machte er ein mehrmonatiges Praktikum in einer Pastamanufaktur in Italien, kaufte sich eine Nudelmaschine für seinen Produktionsraum in Wittlaer und experimentierte so lange, bis er mit seiner Rezeptur zufrieden war. Die verschiedenen Nudel-Sorten stellt er in einem 40 Quadratmeter großen Raum in seinem Wohnhaus her.
Jetzt verkauft er seine Pasta an zwei Feinkostgeschäfte und vier Restaurants. Außerdem bietet er seine Produkte seit September 2022 an fünf Tagen auf dem Carlsplatz an, und verkauft verschiedene Sorten Ravioli, Lasagne und Tagliatelle als warmes Mittagessen. Sein Motto ist: „Qualität geht vor, weniger ist mehr.“Eine Portion Ravioli mit einer Ricotta-Zitronen Füllung in Salbeibutter oder selbst gemachter Tomatensoße kostet bei ihm unter zehn Euro. Die Speisekarte wechselt er je nach Saison durch. Die Gerichte können sich Kunden auch über Lieferdienste nach Hause bringen lassen.
Sein Ziel ist es, seinen Kunden in gemütlicher Atmosphäre etwas von dem italienischen Lebensgefühl zu vermitteln. „Die meisten Kunden erinnert die Pasta an ihren ItalienUrlaub“, erzählt er. Ihm fällt immer wieder auf, dass die Düsseldorfer ihre Mittagspause schnelllebig verbringen. „In Italien sitzen wir mittags teilweise über eine Stunde entspannt zusammen und essen gemeinsam.“
Er nimmt sich Zeit für die Kunden, spricht mit ihnen beispielsweise kurz über das Wetter, einige Personen begrüßt er mit ihrem Namen. Auch seine Produzenten kennt er gut. Das Fleisch und die Eier kauft er bei seinem Nachbarn in Wittlaer. „Ich sehe jeden Tag die Kühe auf der Weide stehen, wenn ich meine Tochter mit dem Fahrrad zur Schule bringe.“Das sei für ihn „unbezahlbar“. Das Olivenöl bekommt er von einem italienischen Freund und Gemüsebrühe von einer Freundin. Sein nächstes Ziel ist es, bald zum ersten Mal Personal einzustellen, um sein Arbeitspensum zumindest etwas zu reduzieren.