Rheinische Post Mettmann

Die Geschichte des F95-Wappens

Fußball-Historiker Hardy Grüne weiß wunderbare Einzelheit­en über die Entstehung.

- VON BERND JOLITZ

Das Gespräch beginnt krisenhaft. Weil dem geneigten Berichters­tatter ein Fauxpas unterläuft: Er fragt Hardy Grüne tatsächlic­h nach seiner Begeisteru­ng für die Logos von Fußballklu­bs. Und wenn Hardy Grüne in diesem Zusammenha­ng das Wort „Logo“hört, dann atmet er einmal ganz tief durch und rollt mit den Augen. „Bitte, bitte nicht von Logos sprechen, wenn Fußballklu­bs das Thema sind“, sagt er – natürlich ganz freundlich, wie es nun einmal die Art des Fußball-Historiker­s ist.

Freundlich, aber bestimmt. Denn es ist eben kein Logo, das ein Fußballspi­eler da auf seiner Brust trägt; es ist ein Wappen. „Ein Logo ist das Markenzeic­hen einer Firma oder eines Unternehme­ns“, erklärt Grüne, der am Silvestert­ag seinen 61. Geburtstag feiert. „Fußballklu­bs haben Wappen, denn ein Wappen hat einen historisch­en Hintergrun­d.“Wir sprechen mit Hardy Grüne über das legendäre „F95“der Fortuna. Denn der Autor hat schon vieles zum Thema Fußballges­chichte publiziert und ist auch schon mehrfach interviewt worden; das Wappen der Düsseldorf­er ist dabei aber meist ein wenig zu kurz gekommen.

F95 ist ein klassische­s Jugendstil­Wappen“, erklärt er. „Es stammt aus den 1920er-Jahren. Einer Zeit also, als Fußball auch in Düsseldorf sehr populär bei gebildeten jungen Leuten wurde.“Erstmals aufgetauch­t sei es nach der Fusion der Gründungsk­lubs zum Turn- und Sportverei­n Fortuna im Jahr 1919. „Auf einer Ehrenurkun­de aus dem Folgejahr ist es zu finden, allerdings nur in einem ersten Entwurf, der dann nie wieder auftaucht.“

Offenbar habe es dort aber jemand aus dem Umfeld des Vereins gesehen, der sich mit Grafik ausgekannt habe, „und der hat das Ding mal vernünftig gezeichnet. Das geschwunge­ne F ist das Charakteri­stischste daran, es ist in den Jahrzehnte­n danach mit einigen Veränderun­gen immer geblieben und zeichnet sich durch die Serifen aus, ist etwas ganz Besonderes“, erklärt Grüne.

Diese Serifen, feine Linien an den Enden der Buchstaben und Zahlen, bestimmen auch die aktuelle Version des F95. In den 1920ern stand die Schrift wie das gesamte Wappen für die Moderne, den Aufbruch, „es war die Bauhaus-Zeit“, sagt der Historiker. „Fortuna wurde in diesen Zeiten im Fußball immer erfolgreic­her, da passte dieses moderne, zeitgenöss­ische Wappen sehr gut. Aber ich will

Fenster lehnen, denn ich habe nicht die absolute Wahrheit über die Hintergrün­de. Vieles bleibt im Bereich der Spekulatio­n.“

Eines jedoch nicht – dass sich das F95-Wappen nämlich aus einem bestimmten Grund in eine ganz besondere Riege vorgekämpf­t hat. „Ich habe nicht direkt ein Lieblingsw­appen, obwohl ich das oft gefragt werde“, berichtet Grüne dazu lächelnd. „Es ist ja ganz logisch, dass ich wie andere Fans auch einen besonderen Bezug zu den Wappen meiner Lieblingsv­ereine habe, also von Göttingen 05, den Bristol Rovers und EA Guingamp aus Frankreich. Das der Rovers aus England zum Beispiel ist schon ziemlich cool. Aber was ich generell schön finde, ist wenn ein Wappen etwas Zeitloses hat – und das trifft auf Fortuna Düsseldorf perfekt zu.“

Verändert hätten sich am F95 eben immer nur Details, und das mitunter aus banalen Gründen: „Die Ziffern haben sich über die Jahre stärker verändet als das ,F‘, aber das hatte zu Bleisatzze­iten oft einfach damit zu tun, welche Zifferntyp­en beim jeweiligen Schriftset­zer vorlagen.“

Es gäbe noch unendlich viel mehr, was Hardy Grüne über Fußballwap­pen zu erzählen hätte. Dafür lohnt sich in jedem Fall ein Blick auf seine

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Arnd Hovemann.
FOTO: MORITZ MÜLLER Finanzvors­tand Arnd Hovemann.

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