Meet a Jew Mit Vorurteilen aufräumen
Eines der besten Mittel gegen Vorurteile ist, jemanden besser kennenzulernen und mehr über diesen Menschen und seine Lebensgeschichte zu erfahren. Über eine Initiative, die Menschen zusammenbringt und hoffentlich Schule macht
bei „Meet a Jew“handelt es sich um ein Begegnungsprojekt, das der Zentralrat der Juden ins Leben gerufen hat, um Menschen leichter miteinander ins Gespräch zu bringen, mit überkommenen Klischees über „die Juden“aufzuräumen und einen Überblick über aktuelles jüdisches Leben in Deutschland zu vermitteln. Diese spannende Initiative steht unter dem Motto: „Miteinander statt übereinander reden“.
LEBENDIGER DIALOG
Auf ehrenamtlicher Basis werden jüdische Jugendliche und Erwachsene nach Absprache an Schulen, Universitäten, Kirchengemeinden, Sportvereine und andere Einrichtungen vermittelt. Dabei besuchen Juden beispielsweise Schüler*innen in ihren Klassen. Oft haben diese vorher noch nie einen Juden getroffen. Hier können sie alle Fragen stellen, die sie beschäftigen, und erhalten Antworten aus erster Hand.
Im Mittelpunkt stehen dabei die persönlichen Begegnungen, die es ermöglichen, ganz individuell vom aktuellen jüdischen Alltag in Deutschland zu erzählen und gleichzeitig Einblicke in die Vielfalt jüdischen Lebens hierzulande zu geben. In diesem Austausch auf Augenhöhe und in der aufgelockerten Gesprächsatmosphäre lassen sich Fragen leichter stellen und Antworten ungezwungener finden. Auch alte, neue Vorurteile werden dabei offen angesprochen. Diese althergebrachten Klischees können sich durch die Begegnung mit authentischen jüdischen Menschen und Perspektiven für alle wandeln. Das Wissen um manche Fakten ist ebenfalls wichtig: Woher kommt das Wort „ Antisemitismus“? Was bedeutet „israelitisch“? Welche Rolle spielt Sprache bei der Verbreitung von Judenfeindlichkeit?
Sich mit diesen und ähnlichen Fragen auseinanderzusetzen, bewirkt weniger Anfälligkeit für antisemitisches Gedankengut, stärkt die Zivilcourage und fördert ein friedliches Zusammenleben ebenso wie Freundschaften von Menschen unabhängig von ihrer Religion. Das Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden wurde 2020 mit dem Deutschen Engagementpreis in der Kategorie „Demokratie stärken“ausgezeichnet.
VORBEREITUNG AUF GESPRÄCHSRUNDEN
Im Vorfeld machen die jüdischen Projektteilnehmer*innen in mehrteiligen Wochenendseminaren Fortbildungen zu Themen wie Judentum, Israel und Antisemitismus. Sie erhalten dabei auch Hilfestellung in Rhetorik und Konfliktmanagement. Dabei sollen sie optimal auf die Begegnungen mit verschiedenen Dialogpartnern vorbereitet werden. Vor allem soll es ihnen auch helfen, ihre eigene jüdische Identität zu stärken.
WEITERE INFOS ZUM PROJEKT
Derzeit engagieren sich etwa 300 Ehrenamtliche ab 14 Jahren bei dem Projekt, das 2020 aus den Initiativen „Rent a Jew“und „Likrat – Jugend & Dialog“hervorgegangen ist. „Meet a Jew“wird deutschlandweit angeboten. Normalerweise findet der Austausch im Rahmen persönlicher Begegnungen statt, zu Corona-zeiten auch über Online-meetings. Gefördert wird dieses Projekt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“
▶ Quellen & Infos • www.zentralratderjuden.de/angebote/ begegnung/meet- a-jew/
• www.meetajew.de
In der nächsten Ausgabe: Die Weisheit des ungesicherten Lebens