Die Flaniermeile wird jetzt schick
Umbau am Jungfernstieg startet. Was alles geplant ist
Das Vorhaben verspricht mehr Grün und Lebensqualität: Die Umgestaltung des Jungfernstiegs geht in seine finale Phase. Die Bauarbeiten dazu sollen am Montag beginnen.
Bereits im Oktober 2020 war der private Autoverkehr aus der beliebten Flaniermeile verbannt worden. Die Fahrbahn wurde umgestaltet, eine begrünte Mittelinsel kam provisorisch hinzu. Fußgänger haben es seither leichter, zwischen dem Ufer der Binnenalster und den Häusern auf der anderen Straßenseite hin und her zu wechseln.
Ab Montag geht es in die abschließende Bauphase, in der auf der Wasserseite 13 klimaresistente Bäume gepflanzt werden sollen. Auch neue Sitzgelegenheiten werden hinzukommen, sowohl auf der Promenade als auch vor den Geschäften. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) verspricht: „Gemeinsam mit den Menschen unserer Stadt machen wir Hamburgs gute Stube noch ein wenig schöner.“
Eine rege Bürgerbeteiligung habe die Planungen in den vergangenen drei Jahren bereichert. Der Umbau erfolge daher im Wesentlichen im Konsens, so der Senator. Neben dem Grün und neuen Sitzgelegenheiten wird auch die Breite der Straße um fünf Meter reduziert. Zukünftig gibt es nur noch einen Fahrstreifen in jede Richtung, den sich Radfahrer, Busse und Taxis teilen. Auf Höhe der Haltestellen ist ein Mittelstreifen vorgesehen, um Radlern zu ermöglichen, an den stehenden Bussen vorbeizufahren. „Die Stadt investiert über 13 Millionen Euro, um einen der bekanntesten und beliebtesten Orte Hamburgs schöner für alle zu machen“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) zum Projekt. it dem Abschluss der wesentlichen Bauarbeiten rechnet der Senat im November dieses Jahres. Im Frühjahr 2025 sollen dann die letzten Maßnahmen – darunter weitere Baumpflanzungen – abgeschlossen sein.
ANN-CHRISTIN BUSCH
Aufruhr im beschaulichen Niendorf: Zwei neue Unterkünfte für Obdachlose sollen hier in wenigen Wochen eröffnen – in unmittelbarer Nähe zu Kitas und einer Grundschule. Für manche Eltern ein Schock. Sie haben Sorge, dass ihre Kinder sich nicht mehr unbeschwert allein im Viertel bewegen können. Die MOPO hat mit einer Mutter aus Niendorf über ihre Ängste gesprochen und in der Behörde nachgefragt, ob diese begründet sind und was konkret geplant ist.
„Wir sind komplett überrumpelt worden“, sagt die Mutter von zwei Kindern.
Sie möchte anonym bleiben, inzwischen hätten sich im Stadtteil zwei Lager gebildet. Die einen befürworten die Unterkunft, die anderen haben Ängste und hören deswegen Vorhaltungen. Im Garstedter Weg entstehen zwei Einrichtungen: In der ehemaligen Seniorenresidenz, Hausnummer 79-85, sollen ab Mitte April bis zu 118 Obdachlose mit Pflegebedarf unterkommen. In der Fett’schen Villa, Hausnummer 20, werden im Laufe des Monats April 16 Obdachlose untergebracht, die sich vorher hauptsächlich rund um den Hauptbahnhof aufhielten.
„Wir alle wollen, dass den Obdachlosen geholfen wird. Aber wir wissen nicht, wer hierherkommt“, sagt die
Mutter. „Sind diese Menschen drogenabhängig? Wie werden sie betreut? Was ist, wenn jemand durchdreht?“Außerdem fragt sie sich, warum ausgerechnet das beschauliche Niendorf ausgewählt wurde. Die Anwohner, so lässt sie durchblicken, sorgen sich auch um den Wert ihrer Eigenheime. Bei der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Silke Seif haben sich ebenfalls viele Eltern gemeldet: „Die Frage muss erlaubt sein, ob sich eine direkte Nachbarschaft von Klein- und Grundschulkindern mit Obdachlosen aus dem Hauptbahnhof-Milieu verträgt“, sagt sie. Dazu hat sie eine Senatsanfrage gestellt.
„Wir verstehen die Sorgen der Anwohnenden bezüglich der Schule Burgunderweg und der anliegenden Kitas“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde, auf MOPO-Anfrage. Hier gebe es schon einen Austausch.
In beiden Unterbringungen sind Drogenabhängige von der Aufnahme ausgeschlossen, betont er. Was mit legalen Drogen wie Alkohol ist, sei noch in der Klärung.
Die Mobilität der Frauen und Männer, die im Pflegeheim unterkommen, sei „deutlich eingeschränkt”. Heißt: Viel in Niendorf herumlaufen können sie wohl nicht. Betrieben werden beide Einrichtungen vom städtischen Träger „Fördern & Wohnen“. „Im Rahmen der Einzelfallarbeit soll neben der medizinischen Grundversorgung und ambulanten Pflege eine umfassende Sozialarbeit stattfinden“, so Arnhold über das Pflegeheim. Ganztägig soll Sicherheitspersonal vor Ort sein. Mindestens in der Anfangszeit fAnfangszeit wird aauch ein Radius vvon 500 Metern um die Einrichtung herum ab 6.45 Uhr abgedeckt. dabgedeckt.
In der Fett’schen Villa wohnen Obdachlose übergangsweise zur Stabilisierung. Hier handelt es sich nicht um eine Pflegeeinrichtung. Umfangreiche Beratungen sollen den Obdachlosen Perspektiven eröffnen, etwa eine Rückkehr ins Heimatland, es gibt Hilfe bei Behördenanträgen oder die Weitervermittlung in Wohnraum, um möglichst schnell aus dieser Unterkunft wieder ausziehen zu können, erklärt Arnhold. Rund um die Uhr werden die Obdachlosen hier betreut, nachts gibt es ebenfalls einen Wachdienst.
Warum passiert das alles in Niendorf? Als „extrem herausfordernd“bezeichnet Arnhold die Standortsuche angesichts der anhaltenden Flüchtlingskrise. Die Behörde sei „sehr froh, die beiden Standorte gefunden zu haben“.
Die Kritik der Eltern scheint aber in der Behörde angekommen zu sein: Staatsrätin Petra Lotzkat war gestern extra in der Bezirksversammlung Eimsbüttel anwesend, um Politik und Anwohner zu informieren. Am 12. März wird es außerdem eine Informationsveranstaltung in der Kirche am Markt (Niendorfer Marktplatz 3a; ab 18 Uhr) geben.
Verträgt sich eine direkte Nachbarschaft von Kleinund Grundschulkindern mit Obdachlosen? Silke Seif (CDU)