Den tress weg
Die Musik dröhnt in den Ohren, bunte Lichter flackern und gut gelaunte Frauen tanzen ausgelassen: Die Party im „Kent Klub“an der Stresemannstraße ist auf ihrem Höhepunkt. Dabei ist es nicht etwa 2 Uhr morgens, sondern gerade mal 22 Uhr. Und die Gäste sind nicht etwa Feierbiester, sondern teilweise zum ersten Mal seit fünf Jahren in einem Club. Die Partyreihe „Mama geht tanzen“trifft den Nerv der Zeit. Und die Veranstalter legen nach.
Die ersten Monate mit Baby sind aufregend. Man lernt sich kennen, verbringt ganz viel Zeit miteinander und verspricht sich als Paar, die Kinderbetreuung immer gerecht aufzuteilen. Doch oft ist es am Ende eben doch die Mutter, die die meiste CareArbeit leistet. Und der nach ein paar Jahren auffällt, dass ihr letzter Club-Besuch nur noch eine dunkle Erinnerung ist.
„Wir waren 2017 das letzte Mal auf einer Party“, erzählt die zweifache Mutter Simi (36), die mit sieben Freundinnen auf der „Mama geht tanzen“-Party im „Kent Club“in Altona-Nord feiert. Fünf von ihnen haben sich mittlerweile losggeeist und feiern direkt vor dem Pult von DJane Stephanieh Hopp. Simi, Laura (35) und Carola (36) tanzen voller Inbrunst. Man bekommt schon fast ein schlechtes Gewissen, sie für ein kurzes Gespräch zu entführen, weil man ihre kostbare „Me-Time“nicht verschwenden will.
Spaß haben sie sichtlich: Mit ihren schicken PartyOutfits tanzen sie mit einem Dauergrinsen im Gesicht. „Es ist so schön, endlich mal nicht Mama, sondern ich selbst zu sein“, sagt Laura. „Das Party-Ende um 23 Uhr macht es möglich, dass wir morgen um 6 Uhr wieder für unsere Kinder am Start sind.“
Carola fügt hinzu: „Wir werden definitiv bis 23 Uhr durchtanzen!“Die drei verabschieden sich und sind schon wieder auf ihrem alten Tanzplatz. Um sie herum Mütter aller Altersgruppen, manche tanzen, manche trinken, nur unterhalten wird bei der Lautstärke schwierig: Es wirkt, als wolle die DJane den Frauen alle Gedanken an den Alltag aus dem Gehirn pusten.
An diesem Abend passen die Väter auf die jeweils zwei Kinder (zwei bis fünf Jahre) der drei Frauen auf. Und auch wenn das sehr lobenswert ist, fragt man sich doch, ob sie das nicht regelmäßiger tun könnten. Und ob die Kindererziehung in Partnerschaften wirklich so gerecht aufgeteilt ist, wie viele sich einreden.
„Im Alltag sind vor allem die Mütter eingespannt“, sagt auch Organisatorin Alicja Behrens (42) aus Meiendorf, selbst Mutter einer siebenjährigen Tochter. Sie ist Franchise-Nehmerin der Partyreihe, die eigentlich aus Wuppertal kommt. „Hamburg hat so was gebraucht“, sagt sie, während sie zufrieden auf einem schwarzen Ledersessel im Barbereich sitzt.
Die Party ist ein voller Erfolg. „Anfang Dezember war sie ausverkauft. Die nächste im März war innerhalb von drei Stunden ausverkauft und die darauf brauchte nur zwanzig Minuten.“Zweimal im Monat wollen die Muttis jetzt feiern, einmal im „Kent Club“und einmal im „Moondoo“auf dem Kiez. „Es ist schön, den Frauen diesen Raum zu geben. Keine Zwänge – jeder zieht das an, worin er sich gerade wohlfühlt. Es sind drei Stunden mit Freunden, um mal wieder man selbst zu sein.“Das sind die Frauen an diesem Abend: Sie singen lauthals, tanzen ausgelassen und feiern das Leben, bis um 23 Uhr die Lichter ausgehen – damit sie fit sind für einen neuen Tag voller Familienwahnsinn.
Das Party-Ende um 23 Uhr macht es möglich, dass wir morgen um 6 Uhr wieder für unsere Kinder am Start sind. Laura (35), Partygast