Nach Demo: Schlimme Hass-Mails an SPD-Politiker
HETZKAMPAGNE Initiator Kazim Abaci aufs Übelste beschimpft
Wenn am vergangenen Freitag zwischen 50.000 und 80.000 Menschen unter dem Motto „Hamburg steht auf!“auf die Straße gegangen sind gegen Rechtsextremismus, dann ist das vor allem sein Verdienst: Kazim Abaci (58). Der migrationspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion hatte die Idee zum Aufstand der Anständigen. „Viele Menschen haben sich hinterher bei mir bedankt“, sagt er. „Es gab viele freundliche Zuschriften und Anrufe. Es war teilweise richtig rührend, was die Leute mir geschrieben haben.“Aber daneben gab es auch Nachrichten ganz anderer Art. Voller Hass.
Abaci hat die schlimmsten Beleidigungen und Bedrohungen, die ihn in den vergangenen Tagen erreichten, gesammelt. „Ich habe mir überlegt, ob ich die Sache auf sich beruhen lassen soll. Aber ich habe mich entschieden, das nicht zu tun. Ich werde jeden einzelnen Absender anzeigen.“An Geschmacklosigkeit sind die Zuschriften kaum zu überbieten. Da heißt es, „arabische Schweine reden über Demokratie. Ziehen Sie dorthin, wo Sie hingehören. Es lebe die AfD.“Oder: „Hallo, Herr ErdoganAnhänger, wäre schön, wenn Sie den Ultranationalismus von Euch Türken auch einmal ansprechen würden.“Oder: „Erdogan wird Dir einen Orden verleihen.“Oder: „Erdogan ist unser aller Präsident!!! Scheiß Deutschland, verrecke – ich hoffe, Erdogan wird Euch bald erobern!!“Was Kazim Abaci aber wirklich ärgert: Dass einige der Absender so schamlos sind, sich lustig zu machen über den Unfalltod von Abacis Nichte Gülhan vor fünf Jahren. „Schöne Sache mit Gülhan hahahahaha “, schreibt einer und fügt hinzu: „Denk dran deine Strafe …“Abaci dazu: „Meine tote Nichte da reinzuziehen, das ist wirklich ekelerregend.“Abaci ist in der Türkei geboren, lebt seit 46 Jahren in Hamburg. Er liebt Deutschland. Er liebt die Stadt. Shitstorms hat er immer wieder über sich ergehen lassen müssen. „Immer dann wenn ich mich gegen rechts öffentlich positioniere, dann kommt so was“, sagt er. Er ist überzeugt: Dahinter stecke eine Kampagne aus dem AfD-Umfeld. Gar nicht lange her, dass Dirk Nockemann in der Bürgerschaft in einer Rede behauptete, Abaci habe sich mit Erdogan getroffen, sei sozusagen ein Gesandter des türkischen Präsidenten. „Das Gegenteil ist der Fall, ich bin ein Gegner Erdogans. Solche Falsch behauptungen werden in die Welt gesetzt und manche AfD-Wähler scheinen das zu glauben.“Abaci weiß: „Das Ganze dient einzig und allein dazu, mich einzuschüchtern.“Er verspricht: „Ich werde mich nicht einschüchtern lassen. Ich werde mich weiter für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen.“