Er spricht die harten Themen an
ALBUM Enno Bungers Platte heißt „Der beste Verlierer“– keine leichte Kost, aber beschwingt und optimistisch
Er hat sein heute erscheinendes fünftes Album zwar „Der beste Verlierer“genannt, aber mit diesem Plattencover ist Enno Bunger der absolute Gewinner. Knuffig und ein klein wenig keck schaut sie einen von der Hülle aus an, Ennos Pudeldame Emma. „Das Foto war ein Zufallsschuss. Aber als ich es sah, war mir klar, dass kein anderes infrage kommt. Ich liebe Emma, und sie liebt mich auch. Sie ist mein Hoffnungsanker, ein Wesen voller Liebe.“
„Und ja, ich finde, wir sehen uns sogar ein bisschen ähnlich“, so Bunger. Natürlich, so der Pop-Singer/ Songwriter, der seinerseits Lieder voller Zartheit, Melancholie
und Fragilität, aber auch Tanztauglichkeit an Klavier und Gitarre schreibt, sei das Bild der schönen Hündin auch ein trojanisches Pferd. Denn: „Ich spreche auf dem Album über hochaktuelle und zum Teil harte Themen, die weit davon entfernt sind, leichte und unbeschwerte Kost zu sein. Trotzdem habe ich versucht, die Songs optimistisch, beschwingt und leichtfüßig zu verpacken.“
So klingt das leicht zynische „Weltuntergang (Alles hört auf)“nach verschwitzter Indie-Disco und ein bisschen nach den Killers. „Kinder“(ein Duett mit Lina Maly über die Frage, ob man in diese Welt noch welche setzen möchte) und auch „Bunker“, das davon handelt, trotz aller Krisen und Verzweiflung das Beste aus seiner beschränkten Erdenzeit zu machen, sparen nicht mit elektronischen Elementen. Auf „Einfache Leute“, das Enno gemeinsam mit Sebastian Madsen bestreitet, ist ein rockiges Eingeständnis der eigenen Doppelmoral. Besonders intensiv sind ihm die langsamen Lieder
gelungen. „Grasgelb“zum Beispiel, das sich mit deutlichen Worten gegen Turbomaterialismus und Klimawandelignoranz richtet. Oder „Ich sehe was“, wo Enno offen, aber nicht ohne Optimismus über seine Depression spricht. „Ich habe versucht, auf diesem Album eine Brücke zu bauen zwischen dem, was in der Welt passiert, und dem, was diese Ereignisse in mir persönlich auslösen“, sagt der 37-Jährige, der nach mehr als einem Jahrzehnt in Hamburg („Wo ich mich sehr wohlgefühlt habe“) seit letztem Sommer in BerlinKreuzberg lebt – „Weil ich eine neue Herausforderung brauchte und sich eine gute Gelegenheit ergab.“
Geboren ist Enno Bunger im ostfriesischen Leer. „H.P. Baxxter von Scooter ging auf dieselbe Schule wie ich, wir hatten sogar denselben Musiklehrer.“
Die Wege der beiden kreuzten sich im „Uebel & Gefährlich“, wo Bunger vor einigen Jahren seine bisher größte Solo-Show vor 800 Menschen spielte – und zwei Monate später dabei war, als Scooter zum 25-jährigen Jubiläum dort das kleinste Konzert ihrer Karriere absolvierten. Das nächste Mal Hamburg bringt ihn in die „Freiheit“. Und wir haben Tickets! Album: „Der beste Verlierer“(Ennorm Records)
Konzert: 22.3., 20 Uhr, Große Freiheit 36, 39 Euro