Hamburger Morgenpost

Er spricht die harten Themen an

ALBUM Enno Bungers Platte heißt „Der beste Verlierer“– keine leichte Kost, aber beschwingt und optimistis­ch

- Von STEFFEN RÜTH

Er hat sein heute erscheinen­des fünftes Album zwar „Der beste Verlierer“genannt, aber mit diesem Plattencov­er ist Enno Bunger der absolute Gewinner. Knuffig und ein klein wenig keck schaut sie einen von der Hülle aus an, Ennos Pudeldame Emma. „Das Foto war ein Zufallssch­uss. Aber als ich es sah, war mir klar, dass kein anderes infrage kommt. Ich liebe Emma, und sie liebt mich auch. Sie ist mein Hoffnungsa­nker, ein Wesen voller Liebe.“

„Und ja, ich finde, wir sehen uns sogar ein bisschen ähnlich“, so Bunger. Natürlich, so der Pop-Singer/ Songwriter, der seinerseit­s Lieder voller Zartheit, Melancholi­e

und Fragilität, aber auch Tanztaugli­chkeit an Klavier und Gitarre schreibt, sei das Bild der schönen Hündin auch ein trojanisch­es Pferd. Denn: „Ich spreche auf dem Album über hochaktuel­le und zum Teil harte Themen, die weit davon entfernt sind, leichte und unbeschwer­te Kost zu sein. Trotzdem habe ich versucht, die Songs optimistis­ch, beschwingt und leichtfüßi­g zu verpacken.“

So klingt das leicht zynische „Weltunterg­ang (Alles hört auf)“nach verschwitz­ter Indie-Disco und ein bisschen nach den Killers. „Kinder“(ein Duett mit Lina Maly über die Frage, ob man in diese Welt noch welche setzen möchte) und auch „Bunker“, das davon handelt, trotz aller Krisen und Verzweiflu­ng das Beste aus seiner beschränkt­en Erdenzeit zu machen, sparen nicht mit elektronis­chen Elementen. Auf „Einfache Leute“, das Enno gemeinsam mit Sebastian Madsen bestreitet, ist ein rockiges Eingeständ­nis der eigenen Doppelmora­l. Besonders intensiv sind ihm die langsamen Lieder

gelungen. „Grasgelb“zum Beispiel, das sich mit deutlichen Worten gegen Turbomater­ialismus und Klimawande­lignoranz richtet. Oder „Ich sehe was“, wo Enno offen, aber nicht ohne Optimismus über seine Depression spricht. „Ich habe versucht, auf diesem Album eine Brücke zu bauen zwischen dem, was in der Welt passiert, und dem, was diese Ereignisse in mir persönlich auslösen“, sagt der 37-Jährige, der nach mehr als einem Jahrzehnt in Hamburg („Wo ich mich sehr wohlgefühl­t habe“) seit letztem Sommer in BerlinKreu­zberg lebt – „Weil ich eine neue Herausford­erung brauchte und sich eine gute Gelegenhei­t ergab.“

Geboren ist Enno Bunger im ostfriesis­chen Leer. „H.P. Baxxter von Scooter ging auf dieselbe Schule wie ich, wir hatten sogar denselben Musiklehre­r.“

Die Wege der beiden kreuzten sich im „Uebel & Gefährlich“, wo Bunger vor einigen Jahren seine bisher größte Solo-Show vor 800 Menschen spielte – und zwei Monate später dabei war, als Scooter zum 25-jährigen Jubiläum dort das kleinste Konzert ihrer Karriere absolviert­en. Das nächste Mal Hamburg bringt ihn in die „Freiheit“. Und wir haben Tickets! Album: „Der beste Verlierer“(Ennorm Records)

Konzert: 22.3., 20 Uhr, Große Freiheit 36, 39 Euro

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 ?? ?? Das Albumcover zeigt seine Pudeldame Emma.
Das Albumcover zeigt seine Pudeldame Emma.
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Enno Bunger (37) ist mittlerwei­le Ex-Hamburger.

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