Hamburger Morgenpost

Neue Boykott-Bewegung gegen Deutschlan­d

„Strike Germany“will Kulturbetr­iebe treffen – wegen angebliche­r Palästina-Feindlichk­eit

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BERLIN – Es gibt seit Kurzem eine Bewegung, die zum Boykott deutscher Kultureinr­ichtungen aufruft – weil sich das Land angeblich zu israelfreu­ndlich verhalte und Palästinen­ser diskrimini­ere.

Tatsächlic­h bewegt sich seit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel einiges im Land: Es wurden Waffen geliefert, die Bundesregi­erung hat zugunsten Israels in Den

Haag intervenie­rt, wo sich das Land wegen angebliche­n Völkermord­s verantwort­en muss. Und Berlins Kultursena­tor Joe Chialo plant, öffentlich­e Fördergeld­er für Kulturproj­ekte an eine Antidiskri­minierungs­klausel zu koppeln.

Das gefällt einigen Hundert Künstlern gar nicht, die nun unter dem Motto „Strike Germany“(etwa: „Treffe Deutschlan­d“) zu einem Boykott deutscher Kultureinr­ichtungen

aufrufen. Begründung: Das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung und die Solidaritä­t mit Palästina würden unterdrück­t. Die bislang prominente­ste Unterzeich­nerin ist die französisc­he Literatur-Nobelpreis­trägerin Annie Ernaux. Der 83-Jährigen wird bereits seit Längerem eine Nähe zur BDS-Bewegung vorgeworfe­n, die sich u.a. gegen Handel mit Israel sowie gegen die Zusammenar­beit mit Israel

in Kultur und Wissenscha­ft richtet.

Wer hinter „Strike Germany“steht, ist bisher unklar. Und Absagen hat es bisher kaum gegeben. Nur ein Fall aus Berlin ist bekannt. Der Historiker Uffa Jensen sagte im Deutschlan­dfunk Kultur zu „Strike Germany“: „Ich kann die Kritik an der deutschen Erinnerung­skultur und verschiede­ne Behauptung­en nicht nachvollzi­ehen. Ich finde es eine Schieflage, dass man Deutschlan­d ins Visier nimmt und wenig über die Hamas und Ähnliches redet.“

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Literatur-Nobelpreis­trägerin Annie Ernaux (83)

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